Gletscherwanderungen

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In der Antarktis untersucht FAU-Geograf Prof. Dr. Matthias Braun, wie sich die Gletscherdynamiken verändern. Dazu bohrt er unter anderem Metallstangen mehrere Meter tief in das Eis, um jährlich überprüfen zu können, ob der Gletscher an Masse zu- oder abgenommen hat. (Bild: Stefan Lippl)

Expeditionen in die Antarktis

Weltweit verändern sich die Gletscher im Zuge des Klimawandels immer schneller, indem sie beispielsweise abschmelzen oder ihre Fließgeschwindigkeit verändern. Prof. Dr. Matthias Braun und sein Team von der Professur für Geographie, Fernerkundung und GIS verwenden vor allem Satellitendaten, um Veränderungen in Gletscherdynamiken zu erkennen. Um diese Daten zu verifizieren, begeben sie sich allerdings auch regelmäßig selbst vor Ort. Dabei haben sie sich nicht gerade das am einfachsten zu erreichende Arbeitsgebiet ausgesucht. Die entsprechenden Gletscher befinden sich nämlich in der Antarktis.

Allein der Weg dorthin ist eine Expedition für sich: Von Erlangen über Buenos Aires und Patagonien geht es für Braun und sein Team zur argentinischen Forschungsstation Marambio auf der Antarktischen Halbinsel. Per Helikopter gelangen sie dann weiter zu den Gletschern. Und da diese zu weit entfernt sind, um täglich hin- und zurückzufliegen, haben sie Zelt und Lebensmittel für mehrere Tage Aufenthalt im Gelände mit im Gepäck. „Natürlich planen wir diese Aufenthalte sehr sorgfältig“, sagt Matthias Braun. „Trotzdem kommt es aber hin und wieder vor, dass uns ein plötzlicher Wetterumschwung mehrere Tage ans Zelt fesselt.“

Gletscherlandschaft
Bild: Mathias Braun.

Spielt das Wetter mit, haben die Geografinnen und Geografen aber von morgens bis abends jede Menge zu tun. Um die Fließgeschwindigkeit der Gletscher direkt beobachten zu können, hat das Team an mehreren Stellen wasserdicht verpackte Positions-Tracker installiert. Zudem schießen Kameras über Monate hinweg mehrere Bilder pro Tag, um einen visuellen Eindruck

der saisonalen und langfristigen Veränderungen zu ermöglichen. Durch den Vergleich mit diesen direkt gewonnenen Daten können die Forscherinnen und Forscher die Genauigkeit ihrer Satellitenmessungen besser einschätzen, sie quasi eichen. Mit einer weiteren Methode überwachen Matthias Braun und sein Team die Massen von Zutrag und Verlust bei verschiedenen Gletschern. Hierzu bohren sie Metallstangen mehrere Meter tief in das Eis. An den Stangen können sie nun jährlich ablesen, ob ein Gletscher an Masse gewonnen oder eingebüßt hat – je nachdem, wie weit die Stangen herausragen. Das Einbohren der Stangen erfolgt übrigens mit einem sogenannten Dampfbohrer. Dieser drückt einen heißen Dampfstrahl in das Eis und schmilzt es, sodass anschließend die Stangen eingesetzt werden können. Die aufwendigsten Messungen erfolgen für die sogenannte Eismächtigkeit: Mit einem vom Helikopter getragenen Radarsystem messen die Geografinnen und Geografen entlang verschiedener Flugstrecken die Eisdicke.

Hell erleuchtetes Zelt in der Nacht.
Bild: Mathias Braun.

Die Forscherinnen und Forscher um Matthias Braun wollen mit ihren Untersuchungen vor allem zu einem besseren Verständnis davon beitragen, wie sich die Massenbilanzen der Gletscher im Zuge des Klimawandels verändern und ob sie zum Anstieg des Meeresspiegels beitragen. So finden die von ihnen publizierten Daten direkt Eingang in die Arbeit an den Berichten des Weltklimarats und bilden damit eines von vielen Puzzleteilen für die Einschätzung zukünftiger Veränderungen.

Über den Autor

Sebastian Teichert forscht am GeoZentrum Nordbayern der FAU zu arktischer Biodiversität, corallinen Rotalgen und Ökosystem-Ingenieuren. Zugleich unterstützt er als begeisterter Wissenschaftskommunikator die Stabsstelle Presse und Kommunikation der FAU bei Formaten wie der Langen Nacht der Wissenschaften.


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