Aktiv und mobil im Alter
Werden ältere Menschen gebrechlich, verlieren sie mehr und mehr ihre körperlichen als auch kognitiven Fähigkeiten. Besonders verbreitet ist der Verlust an Muskelkraft, -masse und -qualität. Experten sprechen von Sarkopenie. Menschen mit Sarkopenie fällt es dadurch schwer, Alltagsaktivitäten zu bewältigen. Sie fühlen sich häufig unsicher und haben Probleme mit dem Gleichgewicht. Um die Mobilität der älteren Menschen zu erhalten, ist es daher wichtig, gegen Sarkopenie anzugehen.
Welche Maßnahmen sind effektiv
„Stürze, die Hüftfrakturen verursachen, gelten in der Geriatrie als ‚Worst-Case-Szenario‘. Wenn Senioren stürzen, sich dabei verletzen und deshalb ins Krankenhaus müssen, löst das oft eine Negativspirale aus“, erklärt die Sportwissenschaftlerin und Gerontologin Dr. Ellen Freiberger vom Institut für Biomedizin des Alterns an der FAU. „Die älteren Menschen bewegen sich aus lauter Vorsicht nur noch wenig. Sie verlassen das Haus nicht mehr, meiden Treppen usw. Doch dadurch gehen weitere Funktionen verloren. Das steigert die Unsicherheit noch mehr – und dadurch letztlich die Sturzgefahr.“
Die Betroffenen sind aber nicht nur in ihrer Mobilität eingeschränkt: Sarkopenie führt auch dazu, dass sie weniger soziale Kontakte pflegen, weniger am öffentlichen Leben teilhaben können – insgesamt sinkt die Lebensqualität. Auch das Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderungen, wenn der Bevölkerungsanteil an gebrechlichen Menschen steigt. Es gilt, Sarkopenie bestmöglich vorzubeugen. Doch welche Maßnahmen sind effektiv? Das hat ein europäisches Forschungsteam in der SPRINT-T-Studie untersucht, an der insgesamt 1500 ältere Menschen teilnahmen. Die Ergebnisse sollen dabei helfen, entsprechende Programme zu entwickeln.
„Wesentlicher Bestandteil unseres Beitrags zu SPRINT-T an der FAU war eine Studie mit insgesamt rund 125 Menschen über 70 Jahren, die noch selbstständig leben, jedoch funktionelle Einschränkungen aufweisen. Dafür haben wir die Probandinnen und Probanden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt“, berichtet Dr. Freiberger. Eine Gruppe hat sich regelmäßig getroffen, um unter Anleitung Übungen zu machen. Die andere Gruppe wurde hauptsächlich theoretisch zu gesundheitsrelevanten Themen geschult – wie die Einzelnen das Wissen in die Praxis umsetzten, blieb ihnen jedoch selbst überlassen.
Mehr Lebensqualität erarbeiten
Im Verlauf der Studie überprüfte das Forschungsteam die körperliche Leistungsfähigkeit der Gruppen immer wieder, beispielsweise mit einem Gehtest. Gemessen wird die Zeit, die die Seniorinnen und Senioren benötigen, um 400 Meter zurückzulegen. Das entspricht etwa einem Häuserblock und damit einer Strecke, die ausreicht, um beispielsweise Besorgungen im näheren Umkreis der Wohnung ohne fremde Hilfe zu erledigen.
Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Regelmäßige Bewegung wirkt Sarkopenie sehr gut entgegen. Als besonders nützlich hat sich erwiesen, gezielt an Ausdauer, Kraft und Gleichgewicht zu arbeiten. „Überraschend, aber auch sehr erfreulich war, dass manche Teilnehmende aus der Bewegungsgruppe am Ende des Zeitraums wieder mehr Tätigkeiten, wie etwa Einkaufen gehen, selbst übernehmen konnten – was sie vorher nicht mehr allein geschafft hatten“, sagt Dr. Freiberger. „Das zeigt: Es ist viel Luft nach oben, und ein aktiver Lebensstil birgt erhebliches Verbesserungspotenzial für den Gesundheitszustand im Alter.“
Weitere Informationen zu SPRINT-T
Über die Autorin
Dagmar Köhnlein ist staatlich geprüfte Übersetzerin für Englisch und studierte Nordische Philologie und Geschichte an der FAU. Nach ihrem Abschluss sammelte sie Erfahrung als Texterin und Content-Redakteurin und ist heute als freie Übersetzerin, Autorin und Lektorin tätig.
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