Studie: Rhythmustherapie bei Depressionen – Teilnehmer gesucht
Mit Rhythmus gegen den Blues
Kann die Rhythmus- und Musiktherapie „TaKeTiNa“ die Symptome von depressiven Patientinnen und Patienten lindern und womöglich sogar das Immunsystem stärken? Das erforscht eine neue Studie der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen. Die Untersuchung startet im Oktober 2020. Erste Informationsveranstaltungen für Interessierte finden im September 2020 statt.
GaMaLaTaKi, GaMaLaTa – diese und andere Silbenkombinationen werden im TaKeTiNa zum Rhythmus einer Trommel gesprochen und immer wieder wiederholt. Dazu machen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Schritte und betonen einzelne Laute durch Klatschen – alles angeleitet von einem Rhythmustherapeuten. TaKeTiNa wurde von dem Komponisten und Musiker Reinhard Flatischler begründet und wird seit über 20 Jahren unter anderem im klinischen Umfeld genutzt und bereits ergänzend in der Behandlung von Schmerzen, Burn-out, Traumata und Depressionen eingesetzt. „Wir wollen nun wissenschaftlich erforschen, wie hilfreich TaKeTiNa für Menschen mit Depression ist. Das ist das erste Forschungsprojekt dieser Art überhaupt“, erklärt Studienleiterin Dr. Claudia von Zimmermann von der Psychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen.
Depression im Blut
„TaKeTiNa verankert das Bewusstsein im Hier und Jetzt, erklärt Rhythmuspädagoge und Facharzt für Innere Medizin Dr. Ali Behzad von der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie des Uni-Klinikums Erlangen. „Durch das rhythmische Sprechen und Bewegen bauen die Teilnehmer eine immer stärkere Verbindung zu sich und zu ihrer inneren Kraft auf. Sie werden psychisch, emotional und körperlich belastbarer. Wiederholtes Üben über mehrere Wochen hat möglicherweise einen nachhaltigen depressionshemmenden Effekt“, sagt Dr. Behzad. Durch den Wechsel zwischen Stabilisierung und Destabilisierung vertiefe sich das Vertrauen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Rhythmus, der immer da ist und sie stützt, und mit der Zeit auch das Vertrauen in das Leben, das sie gleichermaßen trägt.
Neben dem Einfluss auf depressive Symptome soll das Forschungsprojekt klären, ob TaKeTiNa auch das Immunsystem beeinflusst und ob sich durch die Musiktherapie Blutwerte verändern – etwa das LDL-Cholesterin, das in Zusammenhang mit Depressionen steht, oder bestimmte Entzündungswerte. „Damit wollen wir dazu beitragen, die biologischen, messbaren Aspekte von Depressionen besser zu verstehen und die Erkrankung gezielt zu behandeln“, erklärt Dr. Christiane Mühle, Arbeitsgruppenleiterin in der Psychiatrie des Uni-Klinikums Erlangen. In einer Pilotstudie hatte Dr. Behzad bereits 2018 den Einfluss von TaKeTiNa auf Leukämiepatientinnen und -patienten, die eine Stammzelltransplantation erhalten hatten, untersucht. Die Studie zeigte eine verbesserte Lebensqualität und einen Trend zu weniger Abstoßungsreaktionen bei den TaKeTiNa-Teilnehmerinnen und -teilnehmern.
18- bis 70-jährige Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht
Der erste Durchgang der neuen Depressionsstudie beginnt im Oktober 2020 – für April und Oktober 2021 sind dann zwei weitere Runden geplant. Die Musiktherapie in der Gruppe dauert jeweils acht Wochen mit je einem wöchentlichen Termin. Anmelden können sich Menschen zwischen 18 und 70 Jahren mit einer diagnostizierten Depression. „Jeder Interessent wird vorab in der Hochschulambulanz der Psychiatrie untersucht, um seine Eignung sicherzustellen“, erklärt Dr. Claudia von Zimmermann. Die Depressivität wird monatlich mithilfe von Fragebögen ermittelt; hinzu kommen mehrere Blutabnahmen.
Für den 9. und den 16. September 2020, jeweils mittwochs um 17.30 Uhr, sind Informationsabende für Studienteilnehmer am Uni-Klinikum Erlangen geplant. Interessierte können sich per E-Mail anmelden: taketina.ps@uk-erlangen.de.
Über diese Adresse kann auch weiteres Material angefordert werden. Über den Ort der Veranstaltung werden die Teilnehmer im September per E-Mail informiert. Alle Veranstaltungen finden selbstverständlich unter Berücksichtigung der besonderen Hygiene- und Schutzbestimmungen aufgrund von COVID-19 statt.
Weitere Informationen
Dr. Claudia von Zimmermann
Tel.: 09131 85-33001
claudia.von.zimmermann@uk-erlangen.de