Plötzlich Online-Lehre für über 1000 Lehrveranstaltungen

Sonia Hetzner
Sónia Hetzner, Geschäftsführerin des Institut für Lern-Innovation (ILI) der FAU. (Bild: Markus Tischner)

Wie digitale Elemente im Lehr-Alltag schnell umgesetzt wurden

Die FAU ohne Präsenz? Mit dieser Frage waren die Lehrenden, aber auch die Universitätsleitung, die Verwaltung und die Service-Einrichtungen mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie plötzlich konfrontiert. Alternativen zur Präsenzlehre mussten schnell umgesetzt werden. Sónia Hetzner, Geschäftsführerin des Institut für Lern-Innovation (ILI) der FAU, erzählt von den intensivsten Monate, die sie an der FAU je erlebt hat.

Video-Conferencing, Do-it-yourself-Videos, Webinare, Online-Kurse, Digitale Konferenzen, Live-Streaming sind im Alltag angekommen

Das ILI ist eine FAU-Einrichtung, die seit vielen Jahren das Thema digitale Lehre und E-Learning an der FAU entwickelt. Aber auch wenn die digitale Lehre, also die Verzahnung von didaktischer und technischer Innovation im Bildungskontext, seit 30 Jahren im Fokus des Instituts steht, war mit dem Corona-Ausbruch plötzlich alles anders: Wir wurden nun von allen gebraucht. Mit dem Corona-Lockdown mussten wir helfen, binnen kürzester Zeit den Betrieb von Präsenzlehre auf digitale Formate umzustellen.

Durch diese drastische Veränderung befindet sich die Lehre der FAU in einem intensiven Umbauprozess. Und auch wenn sich viele wieder nach der Präsenz sehnen, ist die Veränderung unaufhaltbar, denn auch die Präsenz-Lehre nach Corona wird digitale Elemente beinhalten: Video-Conferencing, Do-it-yourself-Videos, Webinare, Online-Kurse, Digitale Konferenzen, Live-Streaming waren bis vor kurzen Begriffe und Konzepte, die nur wenige beherrschten. Nun sind sie im Lehr-Alltag angekommen.

Was haben wir genau gemacht?

Mit schnell-digital.fau.de haben wir unsere ILI-Angebote gebündelt und für alle Lehrenden skaliert. Im Mittelpunkt stand immer die Hilfe zur Selbsthilfe und das Leitmotiv „Keiner wird allein gelassen“.

Informieren

Die Lehrenden der FAU sollten mit Konzepten, Tools und Anleitungen für die Umstellung schnell versorgt sein. Auf der Seite schnell-digital.fau.de haben wir deshalb die relevanten Informationen zusammengestellt.

Beraten

Wir haben eine Beratungshotline (Mail und Telefon) eingerichtet, unzählige Telefongespräche geführt und über 1.000 Mails an schnell-digital! beantwortet. In der StudOn-Mailbox gingen in den letzten 15 Wochen über 3.000 Anfragen ein.

Aktiv fördern

Für das Unterstützungsprogramm FAU schnell digital! gingen bis zum 11. Mai Unterstützungsanträge für rund 1.000 Lehrveranstaltungen ein. Jeder Antragstellende konnte in einem persönlichen Beratungsgespräch sein individuelles mediendidaktisches Konzept mit den Digital Learning Experts am ILI diskutieren, weiterentwickeln und sich Anregungen zur (schnellen) Produktion von Lerninhalten sowie für Inhaltsvermittlung und Betreuung der Studierenden holen. Zahlreiche Lehrstühle und Lehrveranstaltungen profitieren von finanzieller Unterstützung für die Anschaffung von Geräten oder für studentische Hilfskräfte zur Umsetzung und Betreuung der Online-Formate. Die gesamte Fördersumme lag bei 120.000 Euro.

Weiterbilden

Wir haben insgesamt zehn offene Selbstlernangeboten zu Themen wie „Seminare digitalisieren“, „StudOn für Anfänger und Fortgeschrittene“ oder „Studierende online betreuen“ zusammengestellt und allen Lehrenden der FAU zur Verfügung gestellt. Mit der kurzfristigen Einrichtung von beispielsweise ZOOM-Coachings, Online Camtasia-Schulungen, Video- und StudOn-Sprechstunden konnten wir schnell auf den akuten Bedarf der Lehrenden bei der Umstellung der Lehre reagiert.

Gemeinsam Lösungen finden

Mit einem Online-Forum haben wir für Austausch und Motivation gesorgt: In 230 Beiträgen (mit dem Spitzenreiter-Thread zu „Zoom“) haben die Nutzerinnen und Nutzer viel Wissen geteilt. Über 3.000 Besucherinnen und Besucher waren bis jetzt im schnell-digital Forum.

Die ersten Wochen des Lockdowns

In den ersten Wochen des Lockdowns haben wir tägliche ILI-Team-Sitzungen gehabt (mit vielen Kindern, einigen Katzen und einem Hund) und unsere Angebote aufgebaut, erweitert, umgestellt, neu definiert und (fast) vollendet – mit sachlichen Diskussionen, Humor, Begeisterung für die Sache und Kreativität.

Mit dem Ergebnis unseres Sommersemesters sind wir sehr zufrieden. Das Feedback aus der FAU-Community ist sehr positiv. Auch im Austausch mit unserer internationalen Community (KU Leuven, MIT, University of Leeds, Oxford, Amsterdam, Leiden und weitere) auf unserer jährlichen Media and Learning Konferenz, die diesmal digital stattgefunden hat, haben wir tolles Feedback bekommen.

Social Distancing führt uns zusammen!

Besonders spannend und als sehr erfreulich empfand ich ganz persönlich den Zusammenhalt und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit in der FAU. Sich treffen, diskutieren, planen, umsetzen und gegenseitig helfen wurde zu einer Selbstverständlichkeit. In einem Moment der größten Not hat die FAU-Familie Größe gezeigt. Diese Krise hat uns vor eine enorme Herausforderung gestellt, dennoch hat sie auch das Potenzial in unserem Team und in der gesamten FAU entfacht, etwas Neues und Positives zu schaffen. Und so kommt es, dass wir trotz „Social Distancing“ mehr denn je zusammenwachsen und miteinander lernen.

Das Remote Emergency Teaching ist uns gelungen. Und im Wintersemester soll alles noch besser werden. Bereits jetzt planen wir unsere Angebote für das hybride Semester. Wir haben uns viel vorgenommen!