Organspende statt Dialyse
Am Tag der Organspende am 6. Juni wird Spendern gedankt
Mit dem „Tag der Organspende“ wird in Deutschland jedes Jahr am ersten Samstag im Juni Organspenderinnen und -spendern sowie ihren Angehörigen gedacht und gedankt. Einer von den rund 140.000 Menschen, die seit der ersten Transplantation im Jahr 1963 Organe gespendet haben, ist Thomas S. Vor vier Wochen spendete er seiner Frau Christa eine Niere, nachdem eine Autoimmunerkrankung die Funktion ihrer beiden Nieren sukzessive zerstört hatte.
Im Jahr 2019 spendeten bundesweit 1.507 Menschen zu Lebzeiten oder nach ihrem Tod ein oder mehrere Organe. Dem gegenüber stehen über 9.000 Menschen, die derzeit in Deutschland auf eine lebensrettende Transplantation warten – viele davon jahrelang. Am Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg am Universitätsklinikum Erlangen stehen knapp 500 Patientinnen und Patienten im Alter von zwei bis 80 Jahren auf der Eurotransplant-Warteliste für Herz-, Nieren- oder Bauchspeicheldrüsentransplantation.
Christa S. war eine von diesen Wartenden. Im vergangenen Monat konnte sie dank der Lebendnierenspende ihres Mannes am Uni-Klinikum Erlangen erfolgreich transplantiert werden.
Als das Ehepaar sich im Juni 2019 beim Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg meldete, hatte sich die Nierenfunktion von Christa S. bereits auf nur noch 9 Prozent verschlechtert. Die Nierenorgane der 45-Jährigen konnten ihre Aufgaben, den Wasserhaushalt des Körpers zu regulieren und das Blut von Schadstoffen zu befreien, nicht mehr ausreichend erfüllen – ihr drohte eine schwere Harnvergiftung infolge ihres endgültigen Nierenversagens. Christa S. würde also bald dauerhaft auf einen Nierenersatz angewiesen sein – entweder auf die Dialyse oder eine Transplantation durch Organspende.
Beim maschinellen Nierenersatzverfahren, der Dialyse, muss sich die Patientin beziehungsweise der Patient entweder mehrmals täglich eigenverantwortlich selber über einen Bauchfellkatheter reinigen oder sich in einem Dialysezentrum mindestens dreimal wöchentlich jeweils für etwa vier bis fünf Stunden über einen Gefäßzugang dialysieren lassen – eine belastende Prozedur, die die Lebensqualität der Erkrankten und ihrer Angehörigen stark beeinträchtigen kann.
„Beim natürlichen Nierenersatzverfahren, der Transplantation, kommen grundsätzlich zwei Optionen der Organspende infrage: eine Lebendorganspende einer emotional nahestehenden Person oder eine anonyme post mortem entnommene Organspende aus dem Eurotransplantverbund“, erklärt Prof. Dr. Michael Weyand, Sprecher des Transplantationszentrums Erlangen-Nürnberg.
Dialyse schränkt ein
Die kräftezehrende Blutwäsche bleibt der Mutter von zwei kleinen Kindern nun erspart. „Die meisten Patienten an der Dialyse fühlen sich körperlich stark leistungsgemindert und sozial eingeschränkt. Sie müssen ihren Beruf, Sport aufgeben. Ihr Leben ist getaktet durch die Abhängigkeit von der Dialysebehandlung. Daneben muss man sich an eine kalium- und phosphatarme Diät halten, das heißt auf frisches Obst und Gemüse größtenteils verzichten. Kommt es zum Versiegen der Urinausscheidung, muss außerdem die Trinkmenge trotz gesteigertem Durstgefühl reduziert werden. Und nicht zuletzt ist die Überlebensprognose des Patienten an der Dialyse um ein Vielfaches geringer im Vergleich zum transplantierten – in jedem Lebensalter. Angesichts dieser Aussichten einer persönlichen und familiären Verschlechterung der Lebensqualität hatte sich Ehepaar S. schon frühzeitig mit dem Thema Transplantation und der Möglichkeit einer Lebendnierenspende auseinandergesetzt“, erklärt Dr. Katharina Heller, Oberärztin des Transplantationszentrums Erlangen-Nürnberg.
Christa S. wurde nach ausführlicher medizinischer Untersuchung im Hinblick auf ihre Transplantabilität bei Eurotransplant auf der Warteliste für Nierentransplantation registriert. Das ist Voraussetzung, auch wenn ein Angehöriger zeitgleich zu einer Lebendspende bereit ist.
Lebendspender muss gesund sein
Auch Thomas S. musste sich als potenzieller Lebendnierenspender einer eingehenden medizinischen, immunologischen und psychosomatischen Untersuchung am Transplantationszentrum unterziehen. Abschließend stellte sich der 52-Jährige mit seiner Ehefrau der Lebendspenderkommission vor, um zu bestätigen, dass seine Spende freiwillig ist und ein Organhandel ausgeschlossen werden kann. Voraussetzung für eine Lebendnierenspende ist eine gute Prognose im Hinblick auf die der Spenderin beziehungsweise dem Spender verbleibende Nierenfunktion und Lebensqualität. Die Spenderin beziehungsweise der Spender wird über die Lebendspende hinaus lebenslang vom Transplantationszentrum begleitet und nachgesorgt.
Transplantationszentrum Erlangen-Nürnberg am Uni-Klinikum Erlangen
Neben der Transplantation von Nieren, unter anderem durch Lebendspende, werden Herz- und Bauchspeicheldrüsentransplantationen ausschließlich durch postmortale Organspenden durchgeführt. Patientinnen und Patienten, die nach ihrem Tod die eigenen Organe spenden möchten und deren Angehörige werden am Uni-Klinikum Erlangen durch ein speziell geschultes Team aus Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften begleitet. Hierzu wurde ein rund um die Uhr erreichbarer Rufdienst für Organspende eingerichtet.
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation werden am Klinikum gespendete Organe über Eurotransplant mit hoher Wahrscheinlichkeit lokal und regional vermittelt. Zell- und Gewebespenden wie Knochenmark- und Hornhautspenden werden nicht über Eurotransplant sondern durch das Uni-Klinikum Erlangen vermittelt. So bekamen 2019 beispielsweise 760 Patientinnen und Patienten ihre Sehfähigkeit durch eine transplantierte Hornhaut wieder zurück, fünf Menschen wurde dank eines Spenderherzens ein neues Leben geschenkt.
Weitere Informationen
Dr. Katharina Heller
Tel.: 09131 85-36025
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