Vermitteln, wenn es knirscht
Kommission zur Konfliktlösung an wissenschaftlichen Arbeitsplätzen
An die „Kommission zur Konfliktlösung an wissenschaftlichen Arbeitsplätzen“ können sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wenden, wenn ein Streit eskaliert. Teil fünf unserer Serie über Gremien an der FAU.
Frau Professorin Lubkoll, die Kommission zur Konfliktlösung an wissenschaftlichen Arbeitsplätzen hat welche Aufgaben?
Lubkoll: Es gibt an wissenschaftlichen Arbeitsplätzen, insbesondere, wenn Bedienstete in einem Abhängigkeits- oder Konkurrenzverhältnis zueinanderstehen, immer wieder Konfliktsituationen, die nicht nur eine vorübergehende Uneinigkeit darstellen, sondern längerfristig zu erheblichen persönlichen Belastungen und Einschränkungen führen. Gründe hierfür können etwa Unstimmigkeiten im Hinblick auf die Arbeitsorganisation sein, wie Arbeitszeiten, Zuständigkeiten oder ausbeuterischen Anforderungen. Oftmals sind es auch Schwierigkeiten im Kommunikationsverhalten, etwa Missverständnisse, mangelnde Offenheit und Kooperationsbereitschaft, autoritäre Verhaltensweisen, die das gemeinsame Arbeiten behindern. Hinzu kommen Fälle von Mobbing und sexuellen Übergriffen. Zumeist ist es so, dass die Beteiligten nicht ohne fremde Hilfe aus ihrer schwierigen Konstellation herauskommen. Zugleich besteht oft eine Scheu, gleich einen institutionellen Weg einzuschlagen – zumal dann, wenn aufgrund hierarchischer Verhältnisse Nachteile befürchtet werden.
Warum wurde die Konfliktkommission gegründet?
Lubkoll: Die Konfliktkommission wurde gegründet, um genau in solchen Fällen eine Anlaufstelle zu bieten. In einem garantiert vertraulichen Umfeld wird der Versuch unternommen, dem jeweiligen Konflikt auf die Spur zu kommen und nach gemeinsamen Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Da die Konfliktkommission aus derzeit sechs Mitgliedern besteht, die aus allen Fakultäten der FAU kommen, ergibt sich für die Betroffenen die gute Option, sich an eine Person zu wenden, die mit ihrem Umfeld in keiner Berührung steht. Der ganz unbefangene Blick von außen kann oft sehr hilfreich sein.
Wie weit muss der Streit eskaliert sein, damit Sie gerufen werden?
Lubkoll: Das lässt sich nicht allgemein sagen. In manchen Fällen schwelt ein Konflikt jahrelang, in anderen tritt er abrupt auf. Immer ist es aber so, dass die Beteiligten offenbar von sich aus keine Gesprächsbasis finden und der Belastungsdruck so unerträglich wird, dass die Beteiligten aktiv werden müssen.
Welche Möglichkeiten stehen Ihnen zur Verfügung, um einen Streit zu schlichten?
Lubkoll: Zunächst findet ein Gespräch mit derjenigen betroffenen Person statt, die auf die Konfliktbeauftragten zugeht. Und da immer zwei Parteien beteiligt sind, wird selbstverständlich auch die andere Seite gehört. Dann wird eine Aussprache zwischen allen Beteiligten versucht. Manchmal gelingt schon in dieser Situation eine Öffnung und Einigung. Oft ist dies aber auch ein längerer Prozess. Kommt es zu einer Annäherung, kann am Ende zum Beispiel eine schriftliche Vereinbarung stehen, in der sich beide Parteien auf Verhaltensregeln einigen. Nach einer angemessenen Zeit wird dann noch einmal ein Feedback-Gespräch geführt. Es gibt aber auch sehr verfahrene Situationen, in denen die Konfliktbeauftragten an die Grenzen ihrer Möglichkeiten kommen. In solchen Fällen wird das Problem zunächst von der gesamten Konfliktkommission beraten. Nur wenn auch auf dieser Ebene alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind und keine Lösung in Sicht scheint, werden institutionelle Ansprechpartner wie der Personalrat oder das Dekanat einbezogen. Aber die Konfliktkommission ist eigentlich genau dafür da, dass eine solche Herstellung einer Öffentlichkeit gerade vermieden wird.
Meist besteht ein Abhängigkeitsverhältnis. Kann da überhaupt eine Einigung erzielt werden?
Lubkoll: Das ist ein sehr vielschichtiges Problem. Aber die Arbeit der Konfliktkommission beruht eben auf der Hoffnung und auch auf der Erfahrung, dass dies gelingen kann. Es zeigt sich immer wieder, dass es den Versuch wert ist!
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Der alexander Nr. 111 hat unter anderem folgende Themen: 50 Jahre Mondlandung, das Internet – in Gefahr? Artikel 17 der EU-Urheberrechtsreform, Jubiläum am Sprachenzentrum der FAU sowie ein neuer Beitrag aus der Reihe „Besondere Orte an der FAU“ – diesmal über die Sternwarte.
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