Bewegte Archäologie: Lehrvideos auf Youtube
Am Lehrstuhl für Christliche Archäologie produzieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen mit Studierenden eigene Lehrvideos für einen Youtube-Kanal.
Persönlichkeiten sichtbar machen
Die Einführungssequenz eines Videos zur Forschungsgeschichte der Christlichen Archäologie: Die Archäologin Lara Mührenberg sitzt im Schneidersitz in einem Aufzug, in ihrem Händen eine Filmklappe. Sie spricht direkt in die Kamera. Über Forschungspersönlichkeiten, ihre Intentionen Archäologie zu betreiben, ihre persönlichen sowie gesellschaftlichen Hintergründe und über die Frage, ob und inwieweit wir über die Menschen in der Vergangenheit heute urteilen dürfen. „Wir müssen mit diesen Leuten ins Gespräch kommen. Dann werden sie uns – das denke ich doch – Antworten geben“, sagt sie und zuckt mit den Schultern. Blende. Nun folgen mehrere fiktive Gespräche mit historischen Persönlichkeiten, die für die Geschichte des Faches von großer Bedeutung sind. Hierfür haben sich Kolleginnen und Kollegen von Lara Mührenberg passend kostümiert. Selbst die Inhaberin des Lehrstuhls für Christliche Archäologie, Prof. Dr. Ute Verstegen, ist als Schauspielerin mit dabei. Sie stellt Gertrude Bell dar, eine Forschungsreisende und Archäologin zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Diese war nicht nur als Forscherin im Nahen und Mittleren Osten unterwegs, sondern auch als Spionin im Dienste des Britischen Empires während des Ersten Weltkriegs. Eine ambivalente Persönlichkeit nach heutigen Gesichtspunkten: Sie half mit ihrem wissenschaftlichen Ruf und ihrem Wissen politische Interessen durchzusetzen. Dies hervorzuheben ist ebenso Ziel des Videos. Denn die Christlichen Archäologinnen und Archäologen wollen darauf hinweisen, dass auch Forschungspersönlichkeiten und ihre Arbeiten, Handlungen und Sichtweisen in einem bestimmten zeitlichen Kontext zu sehen sind.
Lehrfilme, die unterhalten
Das mit 23 Minuten Laufzeit recht lange Video deckt eine der drei Kategorien ab, die das Team produziert: ausführlichere Lehrvideos, die Themenkomplexe eingehend behandeln. Hierfür fahren sie für Filmaufnahmen schon mal nach Potsdam in die Friedenskirche. Des Weiteren gibt es MTVs, „Micro Teaching Videos“. Diese werden von Lara Mührenberg selbst gezeichnet und vertont. Sie dienen dazu, Terminologie von Säulenordnungen oder verschiedene Typen von Sakralbauten konzentriert zu üben. Zukünftig soll noch eine dritte Kategorie hinzukommen: Videos von Studierenden für Studierende. Diese sollen einzelne archäologische Objekte zum Inhalt haben. „Die Kategorien funktionieren wie ein modulares System“, sagt Lara Mührenberg, die bei Verstegen promoviert. Die Videos sollen nicht nur beim Lernen im Einführungskurs unterstützen, sondern möglichst vielseitig einsetz- und kombinierbar sein. „Ich habe das Video zur Forschungsgeschichte auch schon in einem meiner Seminare zum Thema Katakomben verwendet“, erzählt sie. Sie sollen aber ebenso auch unterhalten. „90-minütige Lehrfilme würden nicht auf die gewünschte Resonanz unter den Studierenden stoßen“, sagt Ute Verstegen. Sie ist die Initiatorin des Projektes „CA 2.x – Einführung in die Christliche Archäologie im inverted classroom, ein Projekt zur Verbesserung der Studierbarkeit der Einführungsveranstaltung in das Fach Christliche Archäologie“. Anfangs wollte sie lediglich Vorlesungen abfilmen lassen. Sie und Mührenberg haben sich dann aber unter den Studierenden umgehört. „Klassische Formate sind weniger gewünscht. Das verwundert nicht, entspricht es weder den Sehgewohnheiten noch den ästhetischen Vorlieben der Studierenden“, sagt Verstegen. „Deshalb haben wir den Youtube-Kanal INVESTIGATIO CA eröffnet, wo die Videos, neben der universitätseigenen Videoplattform FAU-TV, eine Zweitverwendung finden.“
Mit kollegialer Hilfe
Auch auf die Gefahr hin, dass sie nicht jedem Publikum gefallen, entsprechen die Videos der Christlichen Archäologie eher dem, was junge Studierende sehen wollen. Rasante Schnitte, schnell gesprochene und witzige Dialoge. Sie zu produzieren ist aber dennoch eine zeit- und ressourcenintensive Angelegenheit. Vom Drehbuch über die Dreharbeiten bis hin zur Postproduktion kann selbst eines der kurzen MTVs in der Herstellung schnell einmal über 100 Stunden dauern. Das technische Knowhow dafür musste sich das Team anfangs aber erst einmal aneignen. „Geholfen haben uns dabei unter anderem das ILI, das Institut für Lehrinnovation, und die Kolleginnen und Kollegen der Christlichen Publizistik“, berichtet Falk Nicol, der die Mediathek der Christlichen Archäologie leitet. Er ist häufig als Kameramann und in der Postproduktion dabei. „Wir greifen dabei auf sämtliche Kompetenz in der FAU zu, die wir finden können“, sagt Nicol. „Bei den Videos haben viele mitgeholfen: Kolleginnen und Kollegen, aber insbesondere auch Studierende, die bewanderter mit der Technik sind als ich.“ Für die Zukunft sind weitere Videos geplant. Das nächste lange Lehrvideo soll die antiken Katakomben in Rom zum Thema haben. Die Vorbereitungen hierfür laufen schon auf Hochtouren. Und dann wird Lara Mührenberg die Zuschauerinnen und Zuschauer wieder mit in die faszinierende und unterhaltsame Welt der Christlichen Archäologie nehmen.
Hier geht es zum Youtube-Kanal der Christlichen Archäologie INVESTIGATIO CA
Dieser Beitrag erschien zuerst im FAU-Magazin „alexander“. Sie können den alexander auch als PDF herunterladen. Gerne können Sie sich das Magazin auch kostenlos nach Hause oder an den Arbeitsplatz schicken lassen. Bitte füllen Sie dafür unser Abo-Formular aus.
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