Innovationskraft stärken

Grafik der Erde
(Bild: Colourbox)

Weltweit weiterbilden mit den „FAU Global Programs“

Die FAU ist – laut aktuellem Ranking des Medienkonzerns Reuters – die innovationsstärkste Universität in Deutschland und Nummer 14 weltweit. Doch wie kann diese Innovativität konkret bei Forschenden, Studierenden und Fachleuten aus Unternehmen gestärkt werden? Hierauf zielen die neuen Weiterbildungsprogramme im Rahmen der „FAU Global Programs“ ab. Markus Schober ist Teil des Organisationsteams des Programms und erklärt uns das Konzept. Prof. Dr. Dominique Schröder, Lehrstuhlinhaber für Angewandte Kryptographie an der FAU, und die Studentin Sophie Nehrig nahmen an der ersten „FAU Silicon Valley School“ teil und berichten über ihre Erfahrungen.

Herr Schober, was hat es mit den „FAU Global Programs“ auf sich?

Portrait Markus Schober
Markus Schober ist Teil des Organisationsteams der Global Programms (Bild: Privat)

Schober: Die „FAU Global Programs“ sind eine Reihe von Kurzzeit-Weiterbildungsprogrammen in den globalen Innovationszentren der Welt wie dem amerikanischen Silicon Valley oder dem chinesischen Shenzhen. Gestartet hatten wir die Serie im März 2019 mit der „FAU Silicon Valley Spring School“, bei der 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Bereichen das Herz der kalifornischen Gründerszene besuchten. Studierende, Forschende und Beschäftigte der FAU, Fachleute aus Unternehmen und politische Mandatsträger – sie alle informierten sich zehn Tage lang intensiv über die neuesten Entwicklungen, tauschten sich auf Augenhöhe aus, bauten ihre Netzwerke aus, starteten eigene Projekte und Initiativen, planten gemeinsame Zukunftsvorhaben – und entwickelten im besten Fall gemeinsam mit ihren Gastgebern eine Geschäftsidee oder ein neues Forschungsvorhaben.

Wie ist das neue Kurzzeit-Weiterbildungsprogramm entstanden?

Schober: Die FAU als innovationsstärkste Universität Deutschlands arbeitet und forscht schon seit Jahren eng mit Hochschulen im Silicon Valley zusammen. Im letzten Sommer keimte beim FAU-Präsidenten Prof. Dr. Joachim Hornegger zusammen mit Gurmeet Naroola von der School of Global Innovation and Leadership der San José State University (SJSU) im Silicon Valley die Idee für ein Kurzzeit-Weiterbildungsprogramm. Herr Naroola ist Dozent an der SJSU, äußerst erfolgreicher Unternehmer und Manager. Er erhielt für seine herausragenden Ideen schon zahlreiche Auszeichnungen. Die konkrete Planung und Ausgestaltung des Programms hatte dann – getreu dem Motto „Innovation aus der FAU für die FAU“ – eine Projektgruppe aus Studierenden der Lehrveranstaltung „Innovation & Leadership“ übernommen. Nach sechs Monaten Vorarbeit fand dann der erste Prototyp der „FAU Silicon Valley School“ statt.

Herr Professor Schröder, Sie sind Lehrstuhlinhaber für Angewandte Kryptographie und waren Teilnehmer der ersten „FAU Silicon Valley School“. Wie haben Sie davon profitiert?

Prof. Dr. Dominique Schröder
Prof. Dr. Dominique Schröder, Lehrstuhl für Informatik 13 (Angewandte Kryptographie) (Bild: Patrick Hepf)

Schröder: Zunächst einmal kam ich in den Genuss hochkarätiger Vorträge bei Apple, Facebook, Google, Tesla und Co., das Programm liest sich ja wie ein „who is who“ der Hightech-Unternehmen. Spannend war hier vor allem der Blick „hinter die Fassade“: Wie sieht es bei Tesla in der Produktion aus? Was macht den Apple Park so besonders? Was versprechen sich Start-ups vom Silicon Valley? Am wichtigsten für mich persönlich war jedoch das Networking. Zwar bin ich bestens in der wissenschaftlichen Community vernetzt, aber Gurmeet Naroola hätte ich ohne die FAU Global Programs niemals kennengelernt. Der erfolgreiche Manager berät mein fünfköpfiges Start-up-Team inzwischen intensiv auf unserem Weg von der Forschung zur Innovation und bei der Ausgründung eines Unternehmens für IT-Sicherheit. Unter dem Namen „UMBRA“ entwickeln wir schon seit einiger Zeit Lösungen zum Schutz sensibler Daten und verbinden dabei Techniken aus der modernen Kryptographie mit aktuellsten Forschungsergebnissen. Erstes Produkt ist ein Data Breach Protection Service, mit dem sensible Daten vor Datenskandalen und Insider-Attacken geschützt werden können. Diesen Service und natürlich auch weitere Produkte wollen wir im Silicon Valley erfolgreich auf dem Markt positionieren. Und wie das geht, besprechen wir inzwischen fast jeden Tag mit Gurmeet Naroola.

Frau Nehrig, Sie waren als Bachelorstudentin für Wirtschaftswissenschaften bei der „FAU Silicon Valley Spring School“. Wie hilft Ihnen das Programm auf Ihrem Weg von der Studentin zur Start-up-Entrepreneurin?

Portrait Sophie Nehrig
Bachelorstudentin Sophie Nehrig hat an dem Programm teilgenommen. (Bild: Privat)

Nehrig: Ich durfte im Rahmen eines FAU Presidential Scholarship am Weiterbildungsprogramm teilnehmen. Eine ganz tolle Unterstützung, die ich über meine Teilnahme an der FAU Digital Tech Academy erhalten habe. Das englischsprachige Digital-Tech-Fellows-Programm wurde Ende 2017 im Rahmen der Digitalisierungsoffensive Bayern an der FAU gestartet und vermittelte uns viele Kompetenzen, die wir alle für die Verknüpfung von Digitalisierung, Innovation und Unternehmertum brauchen. Erfolgreiche Beispiele dafür habe ich mir dann im Silicon Valley angeschaut. Das Programm hat mir unglaublich viel gebracht, denn ich habe gesehen, wie viele Leute dort in meinem Alter ins kalte Wasser springen, ihre Ideen ausprobieren, selbst als Entrepreneur tätig werden – und was für eine positive Energie dafür im Silicon Valley vorhanden ist. Bei unserem Besuch habe ich einige Pitches von Studierenden miterlebt, die uns ihre Geschäftsideen präsentiert haben. Echt klasse und sehr inspirierend. Viel davon kann ich auch bei meiner Arbeit in der Metrilus GmbH, einer Ausgründung der FAU, anwenden. Wir haben uns vom Start-up zum erfolgreichen Softwarehaus mit Fokus auf Musterkennung entwickelt, das sich zu 100 Prozent auf den Bereich Logistik konzentriert. Das Frachtvermessungssystem des Unternehmens ist mittlerweile zu einem international gefragten Produkt geworden, das für Mittelständler ebenso interessant ist wie für große Konzernen. Darüber hinaus bin ich gerade Fachschaftssprecherin der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der FAU und profitiere auch in dieser Funktion vom Austausch und den guten Kontakten. Wer hat schon einen direkten Ansprechpartner im Silicon Valley, der einen mit ins Boot holt, wenn es um neue Ideen geht?

Herr Schober, wie ging es nach diesem Erfolg der ersten „FAU Silicon Valley Spring School“ weiter?

Schober: Wir haben das Programm ausgebaut. Im Herbst 2019 fand die „FAU Silicon Valley Fall School“ statt und – ganz neu – auch eine „FAU Shenzhen Fall School“. Die Metropole Shenzhen im Süden Chinas ist Sonderwirtschaftszone, eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt und gilt als das östliche Innovationszentrum der Welt. Das Programm haben wir zusammen mit der Peking University entwickelt und besuchten neun Unternehmen aus dem Hardware-Bereich sowie eine BioTech-Messe. Auch hier standen spannende Vorträge und intensives Networking im Mittelpunkt – und die interdisziplinär zusammengesetzte Gruppe bekam einen echten Rundum-Einblick in die Unternehmen. Daneben läuft schon seit mehr als einem Jahr, also noch vor Vereinigung der Programme unter dem Namen „FAU Global Programs“, ein sehr erfolgreiches dreiwöchiges, reines „Executive Program“ mit dem IIMB Bangalore, das FAU-seitig von Aida Boukhris organisiert wird.

Wie geht es im nächsten Jahr weiter?

Auch in 2020 wird es Schools im Silicon Valley und in Shenzhen sowie das „Leading Digital Transformation Executive Program“ in Bangalore geben. Darüber hinaus planen wir gerade eine „Inbound School“ im deutschen Innovationshub Erlangen-Nürnberg, zu der wir alle unsere Programmpartner einladen, die natürlich auch allen offen steht. Und schließlich bahnen wir weitere Programme mit aufstrebenden Innovationszentren wie beispielsweise dem israelischen Tel Aviv an.

Mehr Informationen finden Sie auf der Webseite der Global Programms.

Weitere Informationen:

Markus Schober
markus.schober@fau.de