Für die Entwicklungshilfe weltweit im Einsatz
Im Gespräch mit Fenno Brunken, Projektmanager PRO PRICARE des Allgemeinmedizinischen Instituts des Universi-tätsklinikums Erlangen
Fenno Brunken studierte bis 1994 Biologie an der FAU, welches er mit einem Diplom abschloss. Bereits ab 1991 war er für neun Jahre im Bereich Naturschutz, Umweltplanung und Landschaftsökologie tätig. Danach arbeitete er für mehr als 15 Jahre im Ausland.
Weltweit bedeutende Themen wie unter anderem Emissionshandel führten Fenno Brunken im Rahmen diverser Projekte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit – beispielsweise das Deutsch-Indonesische Tsunami-Frühwarnsystem – von China über die Mongolei und Nepal bis nach Pakistan, Indonesien und Mikronesien, einem Gebiet mit über 1.000 tropischen Inseln und Atollen im westlichen Pazifik.
2017 kehrte Herr Brunken nach Deutschland und Erlangen zurück, um als Projektmanager für das Center for Clinical Studies (CCS) der Universitätsklinikums Erlangen zu arbeiten.
Das Studium der Biologie in Erlangen war damals noch ein echtes Breitband-Studium (…).
Herr Brunken, Sie sind nach mehr als 15 Jahren im Ausland 2017 nach Erlangen zurückgekommen. Wie fühlt es sich an, wieder in Deutschland und Franken zu sein?
Es sind ja nun schon über drei Jahre, die meine Frau und ich wieder in Deutschland sind und auf meiner neuen Stelle am CCS bin ich jetzt auch bereits über zwei Jahre tätig. Von daher haben wir uns nach dieser langen Zeit im Ausland jetzt beide wieder gut eingelebt. Wir haben beide interessante Tätigkeiten gefunden und außerdem genießen wir es, Familie und Freunde wieder regelmäßig und nicht nur ein Mal pro Jahr sehen und besuchen zu können.
Vermissen Sie auch etwas von ihren Auslandsaufenthalten?
Was meine Frau und ich vor allem vermissen, sind die guten Freunde, die wir in unseren Einsatzorten kennengelernt haben, und die wir jetzt natürlich nur noch selten und zum Teil bestimmt auch nie wieder sehen werden. Außerdem hat das Leben in tropischen Ländern – neben den Nachteilen wie Hitze, Feuchtigkeit, sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen sowie Erdbeben – natürlich auch Vorteile wie das exotische Essen, die unglaublich gastfreundlichen Einheimischen und die spannende Arbeit in der Entwicklungshilfe. Das sind Dinge, die man in Deutschland naturgemäß so nicht findet.
Sie haben an der FAU Biologie studiert. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Studienzeit an der FAU?
Das Studium der Biologie in Erlangen war damals noch ein echtes Breitband-Studium, mit jeweils zwei Semestern Zoologie- und Botanik-Großpraktikum. Die Spezialisierung war noch nicht einmal annähernd so weit fortgeschritten wie heute und wir konnten uns noch in fast allen Bereichen der Biologie „tummeln“. Ich habe die Zeit im „Biologicum“ im Südgelände genossen und unglaublich viel gelernt in dieser Zeit.
Warum haben Sie sich für ein Studium an der FAU entschieden?
Das hat damals die ZVS, die Zentrale Vergabestelle für Studienplätze, für mich entschieden. Und ich muss zugeben, dass Erlangen nicht an erster Stelle der Prioritätenliste stand. Ich stamme aus Ostfriesland und von daher war Erlangen mit die am weitesten von der Heimat entfernte Uni, die auf der Liste stand. Aber schon nach wenigen Monaten habe ich mich sehr wohl gefühlt hier. Vielleicht auch deshalb, weil die Friesen und die Franken von der Mentalität nicht so weit auseinander sind.
Welche Fähigkeiten aus dem Studium wenden Sie nach wie vor in Ihrer Arbeit an?
Was man – zumindest damals – im Biologie-Studium an erster Stelle lernte, ist das Denken in Zusammenhängen. Dies vor allem im Bereich Ökologie und Geobotanik, auf den ich mich im Hauptstudium spezialisiert hatte. Diese Fähigkeit, Dinge in einen größeren Zusammenhang zu stellen und Verknüpfungen zwischen unterschiedlichen Fachbereichen wie Ökologie, Geologie, Geographie und Chemie zum Beispiel herzustellen, haben mir im weiteren Berufsleben große Vorteile gebracht.
Sie waren in der Vergangenheit vor allem in den Bereichen Umweltschutz und Klimapolitik tätig. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen in diesen Bereichen für die Gesellschaft und Politik? Wo besteht der dringendste Handlungsbedarf?
Hier kann man heute am ehesten mit Greta Thunberg sagen: “It´s the science, stupid!“, um ein Zitat von Bill Clinton abzuwandeln. Die Fakten liegen auf dem Tisch und die Handlungsoptionen sind klar. Für uns reiche Mitteleuropäer ist ein Wechsel zu einer kohlenstoff-neutralen Lebensweise ohne größere Probleme möglich. Die wichtigsten Punkte sind Ernährung, also weniger Fleisch, Transport – autofreie Innenstädte, car-sharing und vieles mehr – und weniger Flugreisen. Das würde schon einmal einige Probleme lösen. Aber es muss natürlich noch einiges dazukommen, wenn wir den Klimawandel auf ein erträgliches Maß eindämmen wollen. Hierzu gehört von politischer Seite eine Umstellung auf klimaneutrale Energieversorgung, Verkehr und Landwirtschaft.
Als Projektmanager im Bereich Anpassung an den Klimawandel waren Sie in Mikronesien. Was waren dort Ihre Aufgaben?
Mikronesien ist ein Staat im Pazifik, der aus 1200 Inseln besteht, von denen die größte 20 km im Durchmesser hat: Pohnpei, die Insel auf der wir fünf Jahre lang gelebt haben. Meine Hauptaufgabe war die Entwicklung und Durchführung von Projekten zu Anpassung an den Klimawandel. „Glücklicherweise“ muss man im Pazifik wirklich niemanden mehr von der Existenz des Klimawandels überzeugen, da die Bewohner der Inseln die Auswirkungen bereits seit mehreren Jahrzehnten Tag für Tag spüren. Sei es durch zunehmende Überschwemmungen und Stürme, sei es durch die Schäden an den Korallenriffen und dadurch auch die abnehmenden Fischbestände, was direkte Auswirkungen auf die Nahrungsmittelversorgung hat.
Ich konnte als Mitarbeiter der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) diverse Projekt umsetzen, die bei genau diesen Punkten Unterstützung zur Selbsthilfe geschaffen haben. Es ging dabei zum Beispiel um den Küstenschutz oder auch um die Stärkung einer nachhaltigen Küstenfischerei unter den Bedingungen des Klimawandels.
Die Fakten liegen auf dem Tisch und die Handlungsoptionen sind klar. Für uns reiche Mitteleuropäer ist ein Wechsel zu einer kohlenstoff-neutralen Lebensweise ohne größere Probleme möglich.
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Ihrem studentischen Ich zu begegnen: Welche Botschaft oder welchen Rat würden Sie ihm auf den Weg geben?
Durch meinen doch relativ diversen beruflichen Werdegang würde ich mir vielleicht den Rat „Fokussiere dich!“ geben. Andererseits hat mich gerade dieser häufige Wechsel der Tätigkeiten unglaublich bereichert und es mir und meiner Frau ermöglicht, an Orte zu kommen, die auch Vielreisende so sicher kaum zu Gesicht bekommen werden.
Haben Sie noch oder wieder Kontakt zu Kommilitonen und Kommilitoninnen?
Leider viel zu wenig. Auch dies bedingt durch die vielen Auslandsaufenthalte. Es ist leider sehr schwer, Kontakte über eine so lange Zeit und solch große Entfernungen aufrecht zu erhalten. Und in meiner Anfangszeit im Ausland gab es ja noch keine sozialen Online-Medien.
Was muss man in der Metropolregion unbedingt mal gesehen oder gemacht haben?
Ich habe, seit ich 1987 aus Ostfriesland nach Franken gekommen bin, 8 Jahre in Erlangen, 20 Jahre in Nürnberg und jetzt 3 Jahre in Fürth gewohnt und gelebt. Mir hat es in allen drei Städten sehr gut gefallen, aber als Highlight habe ich immer die Fränkische Schweiz empfunden. Früher zum Freeclimbing, heute zum Wandern und Einkehren. Außerdem kommt meine Frau aus Kulmbach, so dass ich auch mit Oberfranken eng verbunden bin. Unbedingt anschauen sollte man sich das jüdische Museum in Schnaittach, dass mit seiner kleinen aber sehr sehenswerten Ausstellung einen großen Eindruck auf mich gemacht hat und mir etwas über diesen Abschnitt der fränkischen Geschichte beigebracht hat.
Vielen Dank für das Interview, Herr Brunken.