Eine Reise in die Vergangenheit mit Prof. Dr. Günter Krieglstein
Alumni berichten von ihrer Zeit an der FAU
Wie sah das Leben an der FAU vor 50 Jahren aus? Was hat sich seitdem alles verändert? Und was ist es für ein Gefühl, nach langer Zeit wieder zurück an seine Heimatuniversität zu kommen? Diese Fragen beantworten unsere Alumni, die dieses Jahr anlässlich der Ehrung der Promovierten und Jubilare ihre Alma Mater nach langer Zeit wieder besucht haben. Wie das Leben 1969 an der FAU aussah, erzählt Prof. Dr. Günter Krieglstein.
Prof. Krieglstein, Sie haben 1969 an der Medizinischen Fakultät promoviert. Wie hat es sich angefühlt nach 50 Jahren wieder zurück an Ihre Alma Mater zu kehren?
Es war wunderbar! All meine Erinnerungen an meine Studien- und Promotionszeit von 1963 bis 1969 sind durchweg sehr positiv. Von den vielen Universitäten, an denen ich schon gearbeitet habe, hat sich für die FAU ein besonderes Heimatgefühl entwickelt. Deshalb überrascht es mich auch nicht, mit welcher Freude ich an der diesjährigen Ehrung der Promovierten und Jubilare teilgenommen habe.
Was ist Ihnen aus Ihrer Zeit an der FAU besonders in Erinnerung geblieben?
Die Aufbruchsstimmung der Studierenden, die unprätentiöse Art des akademischen Unterrichts, die Vielfalt an Möglichkeiten, seine eigenen Schwerpunkte zu setzen und die akademischen Freiheiten, die trotz eines strengen Curriculums gegeben waren.
Erlangen bot viele Orte der Zerstreuung und Vergnügung.
Weshalb haben Sie sich für eine Promotion an der FAU entschieden?
Die Promotion hat für ein Medizinstudium einen wichtigen Wert. Sie ist nicht nur eine akademische Zusatzleistung, sondern ergänzt das Studium. Die Kombination Studium und Promotion in der Medizin ist somit eher der Regelfall. Ich wollte diesen integralen Bestandteil des Medizinstudiums nicht missen und habe mich frühzeitig im Studium um ein Promotionsthema bemüht.
Und worum ging es in Ihrer Doktorarbeit?
Meine Doktorarbeit war klinisch-experimentell. An freiwilligen Patientinnen und Patienten habe ich die Auswirkungen einer Glukoselösung sowie einer konventionellen und intravenösen Einzeldosis von Insulin auf die Histaminsekretion des menschlichen Magens untersucht. Diese klinisch-experimentelle Fragestellung gefiel mir gut. Das wissenschaftliche Ziel war wohl formuliert, in seinem Aufwand überschaubar, für die Pathophysiologie der Magensaftsekretion durchaus relevant und damit praxisorientiert.
Wie sah Ihr Studenten- und Doktorandenleben früher aus?
Bei allen Pflichten als Student und Doktorand war es dennoch eine fröhliche und gute Zeit. Ich wohnte in einem kleinen privaten Zimmer in der Erlanger Altstadt, die Universität war zu Fuß erreichbar, ebenso wie die Orte der Zerstreuung und Vergnügung, die für ein lustiges Studentenleben unverzichtbar sind. Der Höhepunkte meiner Freizeit waren damals die Besuche im Erlanger Markgrafen-Theater und in der Oper in Nürnberg. Ich hatte eine unbeschwerte Zeit, die für mich vor allem deshalb so wichtig war, weil ich danach einen eher mühevollen Einstieg in das berufliche Leben als Wissenschaftler und Arzt hatte.
Hatten Sie eine Lieblings-Professorin oder einen Lieblings-Professor?
Neben meiner Doktorarbeit habe ich an zwei wissenschaftlichen Studien zum Informationsgehalt der Röntgenreihenuntersuchung mitgearbeitet. Der Leiter der Studiengruppe war Prof. Dr. Schmidt von der Medizinischen Poliklinik – ein außergewöhnliches Vorbild als Arzt, Forscher und Lehrer. Ich habe ihn verehrt – seine Selbstlosigkeit, Fürsorge, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft sind mir an anderen Unis, an denen ich gearbeitet habe, nur selten wieder begegnet.
Inwiefern hat Sie Ihre Zeit an der FAU für Ihr Berufsleben geprägt?
An der FAU habe ich meine Freude am wissenschaftlichen Arbeiten schon sehr früh entdeckt. Ohne formale Zwänge, sondern überwiegend durch Motivation habe ich gelernt, wie ich wissenschaftlichen Fragestellungen begegne und diese zielführend bearbeite. Dies war einer der Grundsteine meiner späteren beruflichen und wissenschaftlichen Karriere an anderen Universitäten.
Haben Sie einen Tipp für die heutigen Studierenden sowie Doktorandinnen und Doktoranden?
Es ist wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen und sich nicht von Vorurteilen leiten zu lassen. Man muss selbst seine Erfahrungen sammeln und seine Vorlieben im studentischen und akademischen Kontext einfach freien Lauf lassen – ganz nach dem Motto „Nur der Täter lernt“.
Vielen Dank für das Interview, Prof. Krieglstein!