Prof. Dr. Walter Daesslé-Heuser
Humboldtstipendiat und Gastwissenschaftler am Lehrstuhl für Angewandte Geologie der FAU/GeoZentrum Nordbayern
Prof. Dr. Walter Daesslé-Heuser ist Professor für Umweltgeowissenschaften and der Unabhängigen Universität von Baja California, Mexiko. Er ist Ozeanograph mit einem Doktor in Mariner Geochemie vom Imperial College London, wo er 1998 promoviert wurde. Aktuell ist er Leiter der Postgraduiertenstudien und Forschung am Institut für Ozeanologische Forschung an der Unabhängigen Universität von Baja California. 2007 erhielt Prof. Dr. Daesslé-Heuser von der Alexander von Humboldt-Stiftung ein George Forster Stipendium, um an der FAU an der Sedimentologie und Hydrochemie des unteren Colorado River-Beckens südlich der amerikanisch-mexikanischen Grenze zu forschen. Derzeit besucht er die FAU wieder für einen kurzen Forschungsaufenthalt am GeoZentrum Nordbayern und arbeitet mit Prof. Johannes Barth an Grundwasserstudien wie zum Beispiel: Grundwasserneubildung in trockenen Küstenzonen, unterseeische Grundwassereinleitungen und das Potenzial für die kontrollierte Grundwasserneubildung mit gereinigtem Abwasser in Baja California.
Die FAU ist vor allem dafür bekannt, Standort des Bayerischen Hochschulzentrums für Lateinamerika zu sein, aber in meinem Forschungsgebiet der Geowissenschaften und Wasserressourcen auch dafür, eine wichtige akademische Rolle in der Hydrogeochemie und hier vor allem in der Erforschung von stabilen Isotopen zu spielen. Wichtige Veröffentlichungen zu diesem Thema wurden an der FAU entwickelt.
Prof. Dr. Daesslé-Heuser, Sie forschen zu Küstengrundwasserleitern. Was genau hat Ihr Interesse an diesem Forschungsgebiet geweckt?
Die Tatsache, dass in der wasserarmen Region im Nordwesten Mexikos, wo ich lebe, Wasser für die Versorgung der Menschen und die Landwirtschaft hauptsächlich aus Grundwasserquellen bezogen wird, die an die Küste angrenzen. Mein Interesse ist es, zum Verständnis und zur Kommunikation der Prozesse beizutragen, welche diese lebenswichtigen Ressourcen beeinflussen, die in einem beschleunigten Tempo erschöpft und verschmutzt werden. Außerdem möchte ich angemessene Verwaltungsalternativen anbieten, die nachhaltig für unsere spezifischen kulturellen, technischen und ökonomischen Bedingungen sind. Ein zentrales Thema für diese Nachhaltigkeit ist die Wiederaufbereitung von behandeltem Abwasser statt es in den Ozean abzuleiten.
Würden Sie Ihr Forschungsprojekt an der FAU kurz beschreiben?
Momentan arbeite ich am GeoZentrum Nordbayern an drei verschiedenen miteinander zusammenhängenden Forschungsthemen, die alle im Zusammenhang mit Wasser und Grundwasser in Baja California stehen. Das erste Manuskript, das wir eingereicht haben, behandelt Stellen für die Neubildung von Grundwasser und Verschmutzungsquellen im Wein produzierenden Guadalupe Valley und die Diskussion möglicher Einschränkungen und Wassermischung vor dem Transfer von aufbereitetem Wasser von der US-mexikanischen Grenze in dieses Tal, in dem die meisten mexikanischen Weine, übrigens exzellente Weine, hergestellt werden. Zusammen mit meinem Humboldt-Kollegen aus Sri Lanka, Prof. Dr. Chandrajith, arbeite ich an einem Review- und Diskussionspaper über Wassersicherheit und das Eindringen von Meereswasser in Küstengrundwasserleiter in trockenen Regionen und Karst-Umgebungen in Mexiko und Sri Lanka, um die Risiken und möglichen Verwaltungsalternativen zu analysieren. Weitere Untersuchungen, zusammen mit meinen Doktoranden, für die Daten zur Wasserchemie an der FAU erhoben wurden, sind die Bewertung der Grundwasserableitung und von Auswirkungen durch aufbereitetes Wasser für das Meer in Baja California sowie die Untersuchung von Auswirkungen im Lebensraum des standortheimischen Oncorhynchus mykiss nelsoni Lachses im Gebirge von Baja California.
Was hoffen Sie, Ihr Gastgeber Prof. Barth und Ihr Kollege Prof. Dr. Chandrajith mit ihrer Forschung zu erzielen?
Als Team von Humboldtianern, das mit unserem Gastgeber Prof. Barth forscht, arbeiten wir nicht nur an der Durchführung eigener wissenschaftlicher Forschungen zu spezifischen Themen, die für das Geozentrum Nordbayern von Interesse sind, sondern auch daran, die Bemühungen um eine Überprüfung und Diskussion von Umweltproblemen zu vereinen, wie das Eindringen von Meerwasser in Küstengrundwasserleiter sowohl in Mexiko als auch in Sri Lanka. Unsere Zusammenarbeit mit Prof. Barth besteht seit mindestens einem Jahrzehnt und wir haben bereits mehrere gemeinsame internationale Arbeiten zu wasserbezogenen Fragen veröffentlicht.
Wie könnte die Gesellschaft von Ihrer Forschung profitieren?
Kurz gesagt, der Gesellschaft mit unserer Forschung zugute zu kommen ist mein Hauptziel, auch wenn es meistens das am schwersten zu erreichende Ziel ist. Das liegt vor allem an der komplizierten Kommunikation zwischen Forschenden und Politikern. Wir nennen das die Schnittstelle zwischen Forschung und Politik. Aber mit einem Thema wie Wasserressourcen bin ich zuversichtlich, dass es uns gelingen wird die Wasserkrise in meinem Land zu meistern, indem wir Daten von guter Qualität zur Verfügung stellen und einen Weg finden die Aufmerksamkeit auf die vorgeschlagenen Lösungen zu lenken. Die wissenschaftlichen aber auch kommunikativen Fähigkeiten der Studierenden zu trainieren ist hierbei äußerst wichtig für künftige Ergebnisse.
Warum haben Sie sich für die FAU als Gastuniversität entschieden?
Vor allem die gemeinsamen Forschungsinteressen, die einladende und sehr freundliche Umgebung und die Exzellenz der Labore und der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Natürlich auch die Anziehungskraft des schönen Frankens mit seinen Fahrradwegen, Wäldern, Städten und Höhlen. Zudem haben wir hier wunderbare Freunde gefunden.
Wie international bekannt ist die FAU in Ihrem Forschungsgebiet?
Die FAU ist vor allem dafür bekannt, Standort des Bayerischen Hochschulzentrums für Lateinamerika zu sein, aber in meinem Forschungsgebiet der Geowissenschaften und Wasserressourcen auch dafür, eine wichtige akademische Rolle in der Hydrogeochemie und hier vor allem in der Erforschung von stabilen Isotopen zu spielen. Wichtige Veröffentlichungen zu diesem Thema wurden an der FAU entwickelt.
Kurz gesagt, der Gesellschaft mit unserer Forschung zugute zu kommen ist mein Hauptziel, auch wenn es meistens das am schwersten zu erreichende Ziel ist.
Wie finden Sie die Zusammenarbeit zwischen den Forschenden an der FAU?
Ich empfinde sie als sehr aufgeschlossen und humanistisch. Der Austausch von Wissen und Ideen in Seminaren und persönlichen Gesprächen war immer sehr positiv und bereichernd.
Haben Sie noch weitere Interessen außer der Forschung? Haben Sie ein Hobby?
Ich bin ein passionierter Fahrradfahrer und habe es im Sommer genossen, auf einem geliehenen Fahrrad zu verschiedenen Städten in Franken zu radeln.
Was sollte man mitbringen, wenn man an die FAU und nach Erlangen kommt?
Im Winter natürlich etwas warmes. Aber eigentlich braucht es nur eine positive und abenteuerlustige Einstellung, um sich in so einer netten Stadt mit einem großen kulturellen und gastronomischen Angebot und ihrer wunderschönen Umgebung wohl zu fühlen.
Vielen Dank für das Interview, Prof. Dr. Daesslé-Heuser.