Prof. Dr. Rohana Chandrajith
Humboldt-Forschungsstipendiat und Gastwissenschaftler am Lehrstuhl für Angewandte Geologie/GeoZentrum Nordbayern der FAU
Prof. Dr. Rohana Chandrajith erwarb einen Bachelor in Science in Geologie an der Universität von Peradeniya, Sri Lanka, und einen Master in Science in Chemie an der Shimane Universität in Japan. In den späten 1990er Jahren kam Prof. Dr. Chandrajith nach Erlangen, um an der FAU in Geochemie zu promovieren. Bereits 10 Jahre später kehrte er nach Erlangen zurück, um im Rahmen eines George Forster Forschungsstipendiums der Alexander von Humboldt-Stiftung an der FAU zu forschen.
Zudem ist Prof. Dr. Chandrajith Fellow der Nationalakademie der Wissenschaften und des Instituts für Geologie, Sri Lanka. Seine Forschung wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, unter anderem mit dem President´s Research Award, Sri Lanka, den Prof. Dr. Chandrajith zwischen 1999 und 2018 insgesamt 12 mal erhielt, sowie der Ananda Coomaraswamy Medaille der Geologischen Gesellschaft von Sri Lanka und dem National Award for Science & Technology Achievements for Excellence in international collaboration for advancement of S&T von der National Science Foundation von Sri Lanka.
Von Juli 2019 bis Januar 2020 untersucht Prof. Dr. Chandrajith am Lehrstuhl für Angewandte Geologie/Geozentrum Nordbayern der FAU das Eindringen von Meereswasser in Küstengrundwasserleiter sowie die geo-umweltbezogenen Faktoren, welche eine Nierenkrankheit mit unbekannter Genese in Sri Lanka beeinflussen. Sein Forschungsaufenthalt wird durch ein Alexander von Humboldt Forschungsstipendium unterstützt.
Ich hoffe und wünsche mir, dass ich meine Verbindung und Zusammenarbeit mit der FAU für viele Jahre fortsetzen kann. Ich empfehle den Studierenden immer ihre Promotion an der FAU zu machen.
Prof. Dr. Chandrajith, Sie sind ein Experte auf dem Gebiet von Küstengrundwassersystemen. Was genau hat Ihr Interesse für dieses Forschungsgebiet geweckt?
Im Grunde genommen interessiere ich mich dafür, die Geochemie von Grundwasser zu untersuchen. Vor allem in vielen Entwicklungsländern wie Sri Lanka, von woher ich komme, verwenden die Menschen Grundwasser zum Trinken und für andere Zwecke, zum Beispiel die Landwirtschaft. Meistens nutzen sie dieses Wasser ohne jegliche Filterung oder Reinigung. Aus diesem Grund ist die geochemische Zusammensetzung von Grundwasser sehr wichtig, da einige chemische Parameter schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen können. Interessanterweise lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Küstenregionen. Von diesen leben mehr als eine Milliarde in der Nähe von Küstenzonen und sind für ihren Alltag und die Landwirtschaft vollständig auf Grundwasser von Küstengrundwasserleitern abhängig. Das übermäßige Ableiten von Grundwasser durch Küstengrundwasserleiter kann zu zahlreichen Problemen führen. Besonders bedrohlich ist hierbei das Eindringen von Salzwasser in Grundwasserleiter für Frischwasser, da der entstandene Schaden nur schwer rückgängig gemacht werden kann. Da die Bevölkerung in Küstenregionen weiter zunimmt, wird sich das Problem verschärfen. Deshalb arbeite ich während meines jetzigen Aufenthalts an der FAU hauptsächlich an diesen Problemen, also an der Untersuchung von gesundheitlichen Beschwerden, die mit der Wasserqualität in Verbindung stehen, sowie das Eindringen von Salzwasser in Küstengrundwasserleiter.
Würden Sie uns Ihr Forschungsprojekt an der FAU kurz beschreiben?
Ich untersuche das Eindringen von Salzwasser in Küstengrundwasserleiter in Sri Lanka. Vor allem in den nördlichen und nordwestlichen Küstenregionen Sri Lankas, wo es sedimentäre Grundwasserleiter gibt. Grundwasser in solchen Leitern kann leicht von Salzwasser verschmutzt werden, vor allem durch die übermäßige Gewinnung von Wasser. Außerdem darf man nicht außer Acht lassen, dass sich dieses Problem durch den prognostizierten Klimawandel und dem damit verbundenen Anstieg des Meeresspiegels weiter verstärken wird. Sri Lanka mit seiner 1.340 km langen Küste wurde als wasserbedingter Hotspot für Schwachstellen identifiziert, wo Süßwasserressourcen durch den Klimawandel gefährdet sind. Ich versuche mit Wasser- und geochemischen Isotopen als Stellvertreter den gegenwärtigen Status von Küstengrundwasserleitern in Sri Lanka zu bestimmen.
Das andere Forschungsprojekt, an dem ich momentan arbeite, beschäftigt sich mit Nierenerkrankungen in Sri Lanka. Der Grund und die Mechanismen dieses Ausbruchs an Nierenerkrankungen sind noch weitestgehend unbekannt. Die Krankheit ist in trockeneren Regionen Sri Lankas und in Reisanbaugemeinden sehr verbreitet. Wir untersuchen nun, ob es einen Zusammenhang zwischen der Qualität des Trinkwassers und der Krankheit gibt. Dabei interessieren wir uns besonders für mögliche Verbindungen zur Wasserqualität und Umweltgiften, die durch das Trinkwasser in den menschlichen Körper gelangen könnten. Zusammen mit Prof. Barth, meinen Gastgeber an der FAU, haben wir vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eine Förderung erhalten, um dieses Problem zu untersuchen. Wir arbeiten seit zwei Jahren intensiv zu diesem unbekannten Gesundheitsproblem in Sri Lanka. Hierfür arbeiten wir auch mit Prof. Amann und Prof. Daniel vom Department für Nephropathologie der FAU zusammen.
Die FAU ist mir nicht unbekannt, da ich 1999 hier in Erlangen promoviert wurde. 2006 kam ich als Humboldtstipendiat an die FAU zurück, um 15 Monate zu forschen. Aus diesem Grund bin ich mit der FAU und Erlangen sehr vertraut. Ich besuche Erlangen und die FAU regelmäßig.
Was hoffen Sie, Ihr Gastgeber Prof. Barth und Ihr Kollege Prof. Dr. Daesslé-Heuser mit ihrer Forschung zu bewirken?
Ich arbeite seit 2012 mit Prof. Barth zusammen und wir haben gemeinsam bereits einige internationale Wissenschaftspublikationen in renommierten Journals veröffentlicht. Zudem haben wir schon zwei Forschungsförderungen erhalten, eine von der Alexander von Humboldt-Stiftung und eine vom BMBF. Beide Förderungen sind sehr hilfreich, um Probleme in Sri Lanka zu lösen, die mit Grundwasser in Verbindung stehen.
Prof. Daesslé-Heuser kenne ich seit 2007, als ich das erste Mal als Humboldtstipendiat an die FAU kam. Seit dem sind wir sehr gute Freunde geworden, obwohl wir auf verschiedenen Seiten der Welt leben. Prof. Dr. Daesslé Heuser lebt nämlich in Mexiko. Nun arbeiten wir beide am selben Problem und dieses Problem ist für beide unserer Heimatländer relevant. Obwohl sich beide Länder weit weg voneinander befinden, haben wir in den Küstenregionen ähnliche Situationen und Probleme. Momentan vergleichen wir Küstengrundwasserleiter in beiden Ländern und versuchen mögliche Mechanismen der Verschmutzung von Küstengrundwasserleitern zu identifizieren. Grundsätzlich ist der Wissensaustausch für uns beide sehr wichtig, da wir uns mit den selben Problemen beschäftigen.
Wie könnte die Gesellschaft von Ihrer Forschung profitieren?
Meine Forschung ist im höchsten Maße von Vorteil für die Allgemeinheit, da Grundwasser die Hauptquelle für Trinkwasser ist und jede Verunreinigung, ob aus natürlichen oder menschengemachten Quellen, für die Verbraucher schädlich sein kann. Bezüglich der Nierenerkrankungen versuchen wir festzustellen, ob irgendein Umweltgift durch das Trinkwasser in den menschlichen Körper gelangt. Durch die bemerkenswerte geografische Verteilung der Krankheit nehmen wir an, dass Verunreinigungen vermutlich durch das Trinkwasser aufgenommen werden.
Warum haben Sie sich für die FAU als Gastuniversität entschieden?
Die FAU ist mir nicht unbekannt, da ich 1999 hier in Erlangen promoviert wurde. 2006 kam ich als Humboldtstipendiat an die FAU zurück, um 15 Monate zu forschen. Aus diesem Grund bin ich mit der FAU und Erlangen sehr vertraut. Ich besuche Erlangen und die FAU regelmäßig.
Was gefällt Ihnen am Besten an der FAU?
Die Menschen hier sind sehr freundlich und hilfsbereit. Ich kenne das GeoZentrum Nordbayern (GZN) und die netten Menschen, die dort arbeiten, nun schon eine ganze Weile. Hier zu arbeiten ist leicht und komfortabel. Ich kann die exzellenten Einrichtungen am GZN nutzen, inklusive eines erstklassigen Labors für stabile Isotope der Angewandten Geologie für meine wissenschaftlichen Untersuchungen. Die meisten der modernen Geräte hier sind in meinem Heimatland nicht verfügbar. Ich liebe die herrliche Atmosphäre in Erlangen und genieße meine Arbeit hier. Außerdem mag ich die vielfältige Gemeinschaft an der Universität wie auch in Erlangen.
Wie können Sie am Besten entspannen?
Vor allem während der Wochenenden versuche ich in meiner Freizeit andere interessante Städte in Franken zu besuchen.
Wie gefällt Ihnen Franken?
Erlangen, Franken und auch Deutschland sind mir nicht unbekannt. Während meiner Besuche war ich in vielen schönen Städten in Franken und habe die kulturellen Unterschiede und das Essen in verschiedenen Regionen genossen. Ich mag auch die Landschaft dieser Region, vor allem die Fränkische Schweiz.
Möchten Sie noch etwas ergänzen?
Ich hoffe und wünsche mir, dass ich meine Verbindung und Zusammenarbeit mit der FAU für viele Jahre fortsetzen kann. Ich empfehle den Studierenden immer ihre Promotion an der FAU zu machen.
Vielen Dank für das Interview, Prof. Chandrajith.