Astrophysik auf internationalem Spitzenniveau

Gruppenbild
Auf der Grundsteinlegung des ECAP. (Bild: FAU/Erich Malter)

Ein Forschungsbau für die Astroteilchenphysik an der FAU

Das Südgelände der FAU wächst weiter: Am Montag (11. November) trafen sich dort Vertreter aus Wissenschaft und Politik zur Grundsteinlegung für den Forschungsbau des Erlangen Centre for Astroparticle Physics (ECAP). Das ECAP Laboratory soll zum Jahreswechsel 2021/22 fertig sein. Dann werden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dort ihre international hochkarätige Forschung zu astrophysikalischen Phänomenen weiterführen.

„Wir sind sehr stolz darauf, dass es uns gelungen ist, den Wissenschaftsrat von der hohen wissenschaftlichen Qualität unserer Astrophysik am ECAP zu überzeugen und so das ECAP-Laboratory einzuwerben. Dieser Erfolg unterstreicht einmal mehr die Forschungsstärke und die Innovationskraft der FAU“, freut sich FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger. „Der Neubau wird den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des ECAP ermöglichen, ihre internationale Reputation weiter auszubauen und so die Astroteilchenphysik zu prägen.“

Wissenschaftsminister Bernd Sibler betonte: „Mit der heutigen Grundsteinlegung für den neuen Forschungsbau brechen wir in neue Dimensionen auf! Das ECAP leistet seit vielen Jahren sprichwörtlich galaktisch gute Zukunftsarbeit! Bund und Freistaat investieren deshalb gemeinsam fast 40 Millionen Euro. Das ist zukunftsweisend angelegtes Geld! Das ECAP Laboratory verstärkt die Anziehungskraft der Forschungsexzellenz der FAU auf dem Erlanger Südgelände. Für die Metropolregion Erlangen-Nürnberg wie für den gesamten Wissenschaftsstandort Bayern ist das ECAP ein herausragendes Aushängeschild.“

150 Arbeitsplätze auf ca. 3500 Quadratmetern

Der ECAP-Forschungsbau entsteht in direkter Nachbarschaft der Institute des Departments Physik sowie des Max-Planck-Instituts für die Physik des Lichts und wird eine Nutzfläche von circa 3500 Quadratmetern aufweisen. 2400 Quadratmeter werden für Labore genutzt, 900 Quadratmeter für Büro- und Konferenzräume zur Verfügung gestellt. Damit bietet der Neubau Platz für fast 150 Arbeitsplätze. Die Gesamtbaukosten betragen rund 40 Millionen Euro.

Das ECAP: Astrophysik auf Spitzenniveau

Das 2007 gegründete ECAP nimmt als größter universitärer Standort für Astroteilchenphysik in Deutschland eine herausragende Stellung ein. Die Physikerinnen und Physiker am ECAP befassen sich mit Prozessen in und Strukturen von extremen Phänomenen im Universum, die sich auf kleinräumigen wie großräumigen Skalen abspielen. „Wir wissen zum Beispiel, dass im Universum Teilchen zu Energien beschleunigt werden, die die in Teilchenbeschleunigern erzeugten Energien um viele Größenordnungen übertreffen. Es fehlt uns jedoch immer noch ein solides Verständnis der Beschleunigungsmechanismen und des astronomischen Umfelds“, erklärt Prof. Dr. Stefan Funk, Direktor des ECAP. Die Forscherinnen und Forscher am ECAP beschäftigen sich darüber hinaus mit Schwarzen Löchern und deren Umgebung, dunkler Materie, Neutrinos sowie der Quantenstruktur der Raum-Zeit – und das auf international hochkarätigem Niveau.

Von Neutrinos und Superteleskopen

So ist das ECAP an den weltführenden Instrumenten beteiligt, mit denen kosmische Teilchen und extreme Phänomene nachgewiesen und beobachtet werden, wie zum Beispiel das Cherenkov Telescope Array, das zurzeit auf der spanischen Insel La Palma und in Chile gebaut wird und die Astronomie mit hochenergetischem Licht (Gammastrahlen) in ein völlig neues Zeitalter führen wird.

Die Exzellenz des ECAP zeigt sich auch daran, dass es als weltweit einziges Institut an den beiden großen Neutrinoteleskopen KM3NeT im Mittelmeer und am Neutrinodetektor IceCube am Südpol beteiligt ist. Mit IceCube gelang es einem internationalen Forschungsteam unter Beteiligung der FAU vor einigen Jahren, die ersten kosmischen Neutrinos nachzuweisen. Zurzeit arbeitet das Team daran, IceCube zu verbessern, um das Signal mit erhöhter Präzision zu untersuchen.

Das ECAP forscht aber nicht nur „unter dem Meer“, sondern auch in den Weiten des Weltraums: Am kürzlich ins All geschossenen eROSITA-Röntgenteleskop an Bord eines deutsch-russischen Weltraumobservatoriums sind auch ECAP-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler beteiligt (weitere Informationen dazu gibt es in der Pressemeldung).

„Die sogenannte Multimessenger-Astronomie, bei der astrophysikalische Phänomene mithilfe von unterschiedlichen Botenteilchen, insbesondere mit hochenergetischem Licht – Gammastrahlen – sowie mit Neutrinos und nun auch Gravitationswellen, beobachtet werden, wird gerade Wirklichkeit. Wir werden Zeugen einer wissenschaftlichen Revolution, und das ECAP ist mittendrin“, erklärt Prof. Funk.

Über den Tellerrand hinaus: Transfer von der Physik in die Anwendung

Die Aktivitäten am ECAP beschränken sich aber nicht nur auf die Grundlagenforschung in der Astrophysik. Ihre breite Expertise im Detektorbau nutzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch für Technologietransfer in anwendungsnahe Gebiete, wie beispielsweise die medizinische Bildgebung. „Wir freuen uns sehr, dass es gelungen ist, für diese Verbindung von exzellenter Grundlagenforschung und anwendungsnaher Entwicklung den Forschungsbau – das ECAP Laboratory – einzuwerben. Das ECAP hat damit einen wichtigen Schritt getan, um seine herausragende Rolle in der internationalen Forschungslandschaft langfristig zu sichern“, sagt Funk.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Stefan Funk
Tel.: 09131/85-28964
s.funk@fau.de