Hohe Fördersumme für Erlanger Nierenforschung
Clinician-Scientist-Programm zu seltenen Nierenerkrankungen erhält eine Million Euro
Die Medizinische Klinik 4 – Nephrologie und Hypertensiologie des Universitätsklinikums Erlangen konnte sich durchsetzen. Mehr als die Hälfte aller Medizinischen Fakultäten deutscher Universitäten hatte sich für eines der neuen Forschungskollegs beworben. Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) und die Eva Luise und Horst Köhler Stiftung für Menschen mit Seltenen Erkrankungen (ELHKS) entschieden sich nun für die Konzepte aus Erlangen und Dresden. Für die Ausbildung von Clinician Scientists erhalten beide Universitätsklinika je eine Million Euro. „Das ist eine große Auszeichnung für uns und wird die Forschung und die Medizinerausbildung im Bereich der seltenen Nierenerkrankungen ein gutes Stück voranbringen“, freut sich Prof. Dr. Mario Schiffer, Direktor der Medizin 4 des Uni-Klinikums Erlangen.
Während das Erlanger Forschungskolleg mit dem Fokus auf seltenen Nierenerkrankungen die nephrologische Expertise der Partner-Uni-Klinika Hamburg-Eppendorf und Köln mit einbindet, wirken am Dresdener Forschungskolleg mit dem Fokus auf seltenen endokrinen Erkrankungen die LMU München und das Uni-Klinikum Würzburg mit. „Die standortübergreifende Zusammenarbeit war uns bei dieser Ausschreibung besonders wichtig, um die wegen der Seltenheit der Erkrankungen verteilte Expertise zu bündeln und so einen zügigen Transfer von der Forschung in die Patientenversorgung zu befördern“, erklärt Prof. Dr. Michael Madeja, wissenschaftlicher Vorstand der EKFS. An allen beteiligten Standorten werde daher im Rahmen strukturierter Clinician-Scientists-Programme wissenschaftlich hoch talentierten Ärztinnen und Ärzten die effektive Verbindung von klinischer Tätigkeit und Forschung ermöglicht.
„Seltene Erkrankungen wurden in der medizinischen Ausbildung und Forschung bisher nur randständig behandelt – mit dramatischen Folgen für die Betroffenen“, erklärt Prof. Dr. Annette Grüters-Kieslich, Vorstandsvorsitzende der ELHKS. „Die Vielzahl hochkarätiger Bewerbungen, die wir auf die Ausschreibung erhalten haben, zeigt jedoch, dass die Universitätsklinika prinzipiell bereit sind, ambitionierten jungen Ärztinnen und Ärzten auch im Bereich der seltenen Erkrankungen Karrierewege zu eröffnen und eine fundierte wissenschaftliche Qualifikation zu ermöglichen.“ Gezielte Forschungsförderung könne hier wichtige Impulse setzen und helfen, nachhaltige Strukturen für exzellente Forschung und einen schnellen Wissenstransfer zu etablieren, erläutert die renommierte Endokrinologin. Die ausgewählten Standorte bieten ein umfassendes Betreuungs- und Ausbildungsangebot für insgesamt zwölf Kollegiaten sowie eine individuelle Förderung ihrer wissenschaftlichen und klinischen Laufbahnen.
Forschungskolleg des Uni-Klinikums Erlangen: „Seltene Nierenerkrankungen“
„Die patientenorientierte translationale Forschung und das Training von gut ausgebildeten klinischen Forscherinnen und Forschern, die auf diesem Gebiet fundierte klinische und wissenschaftliche Expertise ausbilden, hat sich gerade im Bereich der seltenen Nierenerkrankungen als wichtig herausgestellt“, erklärt Prof. Schiffer, der das Forschungskolleg gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Wiesener, Oberarzt der Medizin 4 des Uni-Klinikums Erlangen, entwickelt und eingereicht hat. „Im Bereich der seltenen Erkrankungen werden die molekularen Befunde aus der Humangenetik und der Pathologie in ihrer Interpretation zunehmend komplexer, lassen aber hoffen, dass sie künftig sowohl diagnostisch als auch therapeutisch wesentliche Fortschritte erzeugen. Um Medizinerinnen und Mediziner der Zukunft auszubilden, die diese Befunde einordnen und bewerten können, halten wir es für wichtig, ein strukturiertes Forschungs- und Ausbildungscurriculum für junge Kliniker vorzulegen, das den translationalen Aspekt von Patientenversorgung sowie klinischer Forschung und Grundlagenforschung miteinander kombiniert.“ Die Vernetzung mit zwei weiteren überregionalen Zentren, den Uni-Klinika Hamburg-Eppendorf und Köln, ermöglicht sowohl wissenschaftlichen als auch klinischen Austausch mit ausgewiesenen nephrologischen Abteilungen, in denen die Ausbildung von Clinician Scientists ebenso höchste Priorität hat. Weiterhin wird den jungen Ärztinnen und Ärzte durch die gemeinsame Nutzung von Biomaterialien und den Austausch über neue diagnostische und therapeutische Technologien ein optimal vernetztes Forschungsumfeld zu seltenen Nierenerkrankungen geboten.
Seltene Erkrankungen – Zahlen und Fakten
Eine Erkrankung gilt dann als selten, wenn nicht mehr als 5 von 10.000 Menschen daran leiden. Expertenschätzungen zufolge handelt es sich dabei um etwa 7.000 bis 8.000 Krankheitsbilder, die überwiegend genetisch bedingt sind und mit zumeist komplizierten Beschwerdebildern und schwerwiegenden Krankheitsverläufen einhergehen. Allein in Europa geht man von 30 Millionen Betroffenen aus, die meisten von ihnen sind minderjährig.
Else Kröner-Fresenius-Stiftung
Die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung widmet sich der Förderung medizinischer Forschung und unterstützt medizinisch-humanitäre Projekte. Die Stiftung wurde im Jahr 1983 von der Unternehmerin Else Kröner gegründet und zu ihrer Alleinerbin eingesetzt. Die EKFS bezieht nahezu alle ihre Einkünfte aus Dividenden des Gesundheitskonzerns Fresenius, dessen größte Aktionärin sie ist. Bis heute hat sie rund 1.780 Projekte gefördert. Mit einem jährlichen Fördervolumen von aktuell über 50 Millionen Euro ist sie eine der größten Medizin fördernden Stiftungen Deutschlands.
Eva Luise und Horst Köhler Stiftung für Menschen mit Seltenen Erkrankungen
Im März 2006 wurde auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Prof. Dr. Horst Köhler und seiner Frau Eva Luise Köhler eine Stiftung gegründet, die sich für Forschungsförderung im Bereich seltener Erkrankungen engagiert. Der seit 2008 jährlich vergebene Eva Luise Köhler Forschungspreis gehört mittlerweile zu den etabliertesten Auszeichnungen in diesem Forschungsbereich. Darüber hinaus stärkt die Stiftung die Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Medizinerinnen und Medizinern sowie Patientenvertreterinnen und -vertretern durch die Veranstaltung von Symposien und die Vergabe von Stipendien für klinische Forschung.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Mario Schiffer
Tel.: 09131/85-39002
med4@uk-erlangen.de