friedrich 119: Editorial

Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der FAU
Prof. Dr. Joachim Hornegger (Bild: FAU/Thomas Einberger)

Liebe Leserinnen und Leser,

unsere moderne Gesellschaft kratze nur noch an der Oberfläche, reflektiere nicht mehr, gehe den Dingen nicht mehr auf den Grund und wolle die Wahrheit oft gar nicht mehr wissen. Forscherinnen und Forscher ficht eine solche Aussage nicht an. Denn was Menschen in der Wissenschaft antreibt, ist eben genau das Gegenteil: unsichtbare Zusammenhänge sichtbar zu machen, die Dinge zu durchdringen und unsere Welt immer besser zu verstehen – und zu erklären. Viele Zusammenhänge freilich sind so komplex, so rätselhaft, dass die Forschung noch lange, lange brauchen wird, um sie zu entschlüsseln. In der diesjährigen Ausgabe des „friedrich“ haben wir Forscherinnen und Forscher auf ihrer Entdeckungsreise ins Verborgene begleitet.

Dabei sind wir auf Objekte gestoßen, die einfach zu klein sind, als dass wir sie mit bloßem Augen sehen könnten, die aber die Grundlage unserer Welt bilden. Anderes haben wir irgendwann aus den Augen verloren, haben es vergessen oder verloren – nur um es wiederzuentdecken und für unsere heutigen Bedürfnisse aufzuarbeiten. Wieder anderes wollen wir nicht sehen, noch nicht einmal dran denken – ob aus Angst oder Scham. Aber schließlich hat Verbotenes ja auch seinen Reiz: Nicht zuletzt deshalb brechen wir Menschen auch immer wieder Tabus.

Manche Zusammenhänge bleiben von der Gesellschaft zunächst unbemerkt: Wie präsent ist künstliche Intelligenz inzwischen in unserem Alltagsleben? Wie prägt Sprache unsere Vorstellung von der Welt? Welche Erfahrungen und Motivationen sind der Schlüssel zu unserem Verhalten? Kann Werbung uns tatsächlich unbemerkt beeinflussen? Und dann ist da natürlich so einiges, das absichtlich versteckt wird: Geheimnisse zum Beispiel. Nicht nur Privatpersonen, auch Institutionen lassen sich von der Bevölkerung nicht immer in die Karten schauen. Mitunter formen sich, ganz im Geheimen, Parallelgesellschaften, die wir zumeist erst bemerken, wenn ihre Strukturen weitgehend ausgeprägt sind.

Und so sind viele Dinge ganz auf ihre Weise im Verborgenen. Wir laden Sie im diesjährigen „friedrich“ ganz herzlich ein, gemeinsam mit unseren Forscherinnen und Forschern genauer hinzuschauen und das Verborgene ans Licht zu holen.

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen

Joachim Hornegger
Präsident der FAU


FAU-Forschungsmagazin friedrich

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