Antikörper aus dem Reagenzglas
Humboldt-Forschungspreisträger Prof. Dr. Maxim Berezovski erforscht an der FAU synthetische Antikörper zur Behandlung von Immunkrankheiten
Die FAU begrüßt einen weiteren Humboldtianer in ihren Reihen: Der Biochemiker Prof. Dr. Maxim Berezovski von der University of Ottawa erhält den Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis von der Alexander von Humboldt-Stiftung – und setzt damit seine Forschung zu sogenannten „synthetischen Antikörpern“ an der FAU fort. Das Ziel ist, die Therapie von Autoimmunkrankheiten zu verbessern. Sie werden oft als „synthetische Antikörper“ bezeichnet: Aptamere, synthetisch hergestellte, kurze einzelsträngige DNA- bzw. RNA-Stränge. Sie binden an Proteine – beispielsweise bakterielle Gifte – oder Viruspartikel ähnlich gut wie Antikörper des Immunsystems. Sie werden daher auch schon als Medikament eingesetzt, unter anderem bei der Makuladegeneration des Auges, die zu Erblindung führen kann. Weltweit führend auf dem Gebiet der Aptamere ist Prof. Dr. Maxim Berezovski. So gelang es ihm unter anderem, Aptamere künstlich so zu verändern, dass diese Zellen, Viren und Proteine spezifisch erkennen.
Synthetische Antikörper regulieren Immunsystem
An der FAU wird Berezovski zusammen mit Prof. Dr. Alexander Steinkasserer von der Immunmodulatorischen Abteilung forschen. Steinkasserer und seine Mitarbeiter untersuchen unter anderem die Eigenschaften eines Moleküls mit dem kryptischen Namen „lösliches CD83“. Dieses Molekül könnte eingesetzt werden, um Autoimmunkrankheiten zu behandeln und die Transplantatabstoßung zu verhindern. Die FAU-Arbeitsgruppe konnte bereits mit einer biotechnologisch hergestellten Version des sCD83 Moleküls im Tiermodell für die humane Multiple Sklerose Lähmungen hemmen, und in in-vivo Modellen die Abstoßung von Herz-, Haut- und Hornhauttransplantaten verhindern. Ausgelöst wird diese Wirkung, indem sogenannte regulatorische T-Zellen (Tregs) im Körper erzeugt beziehungsweise vermehrt werden. Tregs regulieren das Immunsystem und verhindern dadurch, dass dieses sich gegen den eigenen Körper richtet.
Bisher gibt es jedoch noch keine synthetischen Antikörper, also Aptamere, um Tregs zu modifizieren. Das Ziel von Prof. Steinkasserer und Prof. Berezovski ist es daher, spezifische neutralisierende DNA-Aptamere für CD83 zu entwickeln, die die Generierung von Treg-Zellen anregen, um so Autoimmunkrankheiten zu verhindern und die Abstoßung von Transplantationen zu vermeiden.
Der Forschungspreisträger: Fokus auf biomolekulare Wechselwirkungen
Dr. Maxim Berezovski ist Full Professor an der Fakultät für Chemie der University of Ottawa, wo er das Labor für Bioanalytische und Molekulare Interaktion, die Cellular Imaging and Cytometry Core Facility und die John L. Holmes Mass Spectrometry Facility leitet. Prof. Berezovski erhielt seinen Master in Biochemie im Jahr 1994 von der staatlichen Universität Novosibirsk in Russland. Anschließend arbeitete er sechs Jahre als Geschäftsführer in einem pharmazeutischen Unternehmen in Russland, bevor er an der kanadischen York University in bioanalytischer Chemie promovierte.
Seine Forschung zielt darauf ab, molekulare Prozesse von Krebs und Immunerkrankungen zu verstehen. In seinen Projekten untersucht er grundlegende biomolekulare Wechselwirkungen und überführt dieses Wissen in die Entwicklung neuer Biosensoren und bioanalytischer Methoden.
Der Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis
Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung verleiht jährlich etwa 20 Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreise an international renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, von denen erwartet wird, dass sie auch zukünftig ihr Fachgebiet durch herausragende Forschungsleistungen nachhaltig prägen werden. Der Preis ist mit 45.000 Euro dotiert. Die Preisträger können selbst gewählte Forschungsvorhaben in Deutschland in Kooperation mit Fachkollegen für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr durchführen.
Update: Interview mit Prof. Berezovski
Ein ausführliches Interview mit Prof. Berezovski über seine Forschung, seine Motivation und sein Leben in Erlangen gibt es auf unserer Webseite.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Alexander Steinkasserer
Tel.: 09131/85-36725
alexander.steinkasserer@uk-erlangen.de