Haste Töne!
Ob Chor, Orchester, Blechbläser oder Bigband – bei der Universitätsmusik der FAU finden Musikinteressierte die perfekte „Spielwiese“.
Matthias Walter studiert Maschinenbau an der FAU. Julia Langer ist für Jura eingeschrieben. Dass Julia und Matthias sich im Studium kennenlernen würden, vielleicht sogar Freunde werden, war demnach von Anfang an sehr unwahrscheinlich. Bei aller Interdisziplinarität – die Berührungspunkte zwischen Juristen und Maschinenbauern halten sich, selbst an der FAU, in Grenzen. Allerdings haben die beiden eins gemeinsam: Sie singen und begeistern sich für modernen Gesang – und schwupp, gab es einen sehr wahrscheinlichen Ort für die beiden, sich zu begegnen: die Erlanger Universitätsmusik. Hier: der Jazz Rock Pop Chor (JRP Chor), der unter der Leitung von Marco Schneider spannende musikalische Projekte auf die Beine stellt und regelmäßig das Publikum mit seinen Auftritten begeistert – sei es der Flashmob beim Einlass zum Schlossgartenfest, das Weihnachtskonzert in der Neustädter Kirche oder die Openair-Konzertnacht vor der Orangerie. Musikalisch nämlich hat sich bei den JRP-Sängern einiges getan: Marco Schneider ist ein anspruchsvoller Chorleiter. Einerseits sucht er neue Leute, die das Ensemble bereichern – ganz aktuell etwa sind fast alle Stimmlagen fürs Wintersemester 2019/20 gefragt. Andererseits sollte, wer mitsingen will, schon ein gutes Gespür für den „Groove“ mitbringen – und muss bei ihm zum Vorsingen antreten: je nach Vorbildung und persönlicher Vorliebe mit einem Stück unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades – etwa mit „Don’t worry, be happy“ oder mit einem etwas schwierigeren Song wie „Sacred Lady“. „Es geht überhaupt nicht darum, bei so einem Vorsingen sängerische Höchstleistungen zu erbringen“, beruhigt Marco Schneider. „Ich möchte nur sehen, dass die Person ein gewisses Jazz-Feeling hat und natürlich auch stimmlich den Anforderungen eines solchen Ensembles gewachsen ist“.
Scheinbar gibt es davon an der FAU einige: Seit Schneider 2017 den Chor übernommen hat, ist die Mitgliederzahl explodiert – von 63 auf bis zu 120 Sängerinnen und Sängern zu Spitzenzeiten. Mit ihnen setzt Schneider so bewegende Kompositionen um wie das Oratorium „Christmas Truce“ von Robert Steadman, das der Chor an Weihnachten 2018 zum Besten gab – es erinnert an den legendären spontanen Weihnachtsfrieden der Soldaten im Ersten Weltkrieg. „Das war ein unglaubliches Erlebnis“, meint Matthias Walter, „eigentlich das Schönste, das ich bislang hier im JRP Chor hatte. Zu wissen, dass wir ein Stück singen, das diese eine, universelle Botschaft hat: den Frieden. Das hat mich sehr berührt.“ Die Menschen in der Region sahen es genauso: Das Projekt wurde mit dem VR Förderpreis ausgezeichnet, der via Publikumsvoting vergeben wird. Der nächste große Auftritt des JRP Chores steht gemeinsam mit der BigBand am 16. Juli im Erlanger Schlossgarten bevor. Zwei Semesterwochenstunden wird übrigens geprobt – und natürlich schiebt Chorleiter Schneider vor den Auftritten auch einmal Extra-Proben ein. Jedes Semester geht es auch auf ein Chorwochenende, um die ganz besonders intensive Arbeit an einem neuen Programm möglich zu machen – und das ist durchaus anstrengend, weiß Julia. „Es Chorfreizeit zu nennen, wäre wirklich geschmeichelt“, schmunzelt die Altistin. „Aber es macht wirklich Spaß und schweißt die Leute auch noch mehr zusammen“. Sie mag den gemeinsamen Spirit und dass die Truppe so bunt und vielfältig ist.
Doch auch wer für Jazz, Rock und Pop nicht so viel übrig hat, sondern es lieber klassisch mag, kann sich an der FAU in Erlangen musikalisch austoben: und zwar sowohl vokal als auch instrumental. Lukas Kiergaßner etwa ist erster Hornist im Universitätsorchester Erlangen – seine ganze Leidenschaft gehört der Musik. Er hat früher schon in verschiedenen Orchestern und Ensembles gespielt und macht Musik seitdem er sechs Jahre alt ist. Eigentlich hat er Wirtschaftspädagogik studiert, möchte aber in das Lehramt Musik für Gymnasium. Direkt als er an die FAU kam, hat er sich schlau gemacht, welche Ensembles zur Verfügung stehen und fand eine ideale Heimat im Universitätsorchester. Klar, von bestimmten Instrumenten kann ein Orchester nicht so viele gebrauchen – andere dagegen werden immer gesucht. Bratschen und Kontrabässe zum Beispiel. Gibt es einen besonderen Zulauf bestimmter Instrumente? Ja, meint Kiergaßner – und dann müsse leider auch mal einem Interessenten abgesagt werden: „Zum Beispiel bestand bisher ein Klarinettenstopp“. Grundsätzlich aber freut sich das Orchester über alle Musikerinnen und Musiker, die Lust haben dabei zu sein. „Die meisten Mitglieder des Orchesters sind natürlich Studis“, erzählt Lukas. „Aber es gibt im Einzelfall auch mal Beschäftigte, die mitspielen – die sind natürlich ebenso willkommen.“
Rund 65 aktive Spielerinnen und Spieler zählt das Orchester im Moment – und bereitet sich gerade auf das nächste große Konzert vor: Am 11. Juli bringen die jungen Musikerinnen und Musiker um 20 Uhr in der Erlanger Heinrich-Lades-Halle unter der Leitung von Orchesterchef Jan Doležel die Nullte Symphonie von Anton Bruckner zu Gehör – und, gemeinsam mit dem Akademischen Chor der FAU – Bruckners Te Deum. „Das ist für unser Orchester ein neuer Höhepunkt, da wir zum ersten Mal in einem Konzertsaal auftreten“, freut sich Lukas. Vorher steht freilich noch ein anstrengendes Probenwochenende auf dem Plan – doch damit, davon geht Lukas aus, wird die Aufführung ein besonderes Erlebnis. Wobei es schon schwierig ist, sein persönliches Highlight während seiner Orchesterzeit an der FAU zu toppen: das Jubiläumskonzert zum 275. Geburtstag der Alma Mater in der Erlanger Matthäus-Kirche im Januar 2018. Damals intonierten Universitätsorchester und Akademischer Chor gemeinsam – gänsehautverdächtig – die von Uwe Strübing komponierte Jubiläumskantate „Wahrheit und Liebe“ vor 800 begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörern. Prof. Dr. Konrad Klek, Universitätsmusikdirektor der FAU und Leiter des Akademischen Chors freut sich heute noch, wenn er an diese ganz besondere Aufführung denkt – war es ihm doch gelungen, die jungen Musikerinnen und Musiker zu Höchstleistung anzuspornen. Für das Sommersemester 2019 hat Klek die Chorleitung an Jan Doležel abgegeben, der damit im Moment Chor und Orchester dirigiert, weil Klek endlich mal wieder ein Forschungsfreisemester wahrnehmen will. Danach wird es sich nicht nehmen lassen, mit „seinen“ Chorsängerinnen und -sängern im Akademischen Chor weiterzuarbeiten. Im Übrigen dürfen hier alle Interessierten mitsingen, ganz ohne Vorsingen. Chorerfahrung ist lediglich erwünscht. Natürlich – der eine oder andere Tenor mehr wäre schon besonders willkommen. Aber auch so freut Chorleiter Klek sich immer wieder, wie viele verschiedene junge Menschen mit ganz unterschiedlichem Hintergrund hier in der Universitätsmusik zusammenfinden: „Unsere Ensembles sind ein regelrechtes Integrationsprogramm.“ Und zwar eins, in dem für jeden Geschmack etwas dabei ist: neben JPR Chor, Akademischem Chor und Universitätsorchester können musikalische FAUler auch in der Big Band, dem Blechbläserensemble oder einem projektbezogen zusammengestellten Vokalensemble musizieren.
Nicht verpassen!
Wer den JRP Chor und die BigBand live hören möchte, hat am 16. Juli die Chance dazu, wenn die Studierenden im Schlossgarten vor der Orangerie in Erlangen ab 19.30 auftreten. Bei schlechtem Wetter findet das Konzert im Studentenhaus am Langemarkplatz in Erlangen statt.
Das Blechbläserensemble dagegen spielt bereits am 9. Juli um 19.30 Uhr bei der Konzertnacht ebenfalls vor der Orangerie in Erlangen.
Am 11. Juli tritt das Uniorchester gemeinsam mit dem Akademischen Chor ab 20 Uhr in der Heinrich-Lades-Halle in Erlangen auf. Wer bis dahin nicht mehr warten möchte, für den gibt es schon einmal eine musikalische Kostprobe: