„Aus den größten Herausforderungen lernt man am besten“
Im Gespräch mit Daniel Krauss und André Schwämmlein, Gründer und Geschäftsführer von FlixBus und FlixTrain
André Schwämmlein hat bis 2007 an der FAU Wirtschaftsingenieurwesen und Daniel Krauss berufsbegleitend Organisations- und Personalentwicklung studiert. 2013 gründeten sie gemeinsam mit Jochen Engert das Unternehmen FlixBus. Die Nürnberger kennen sich aus Studienzeiten und träumten schon während ihres Studiums von einem eigenen Start-Up.
Der Anfang von FlixBus
Die Freunde sahen ihre Chance nach der Gesetzesänderung, die das Bahnmonopol in Deutschland beendete und ab 2013 den Weg für Fernbusse freimachte. Zwei Jahre bereiteten sie sich in einem zehn Quadratmeter großem Büro auf ihr Unternehmen vor, bis 2013 dann ihr erster Bus Deutschlands Autobahnen befuhr.
Der Weg zum globalen Fernbusanbieter
Seitdem haben die jungen Gründer es geschafft, FlixBus europaweit als Marktführer unter den Fernbussen zu etablieren. 2015 fusionierten die Unternehmer dann mit ihrem einst größten Konkurrenten MeinFernbus, kurze Zeit später übernahmen sie die Fernbus-Unternehmen MegaBus und Postbus. Mittlerweile hat FlixBus mehr als 100 Millionen Menschen in 27 Ländern durch Europa befördert und will seit 2018 mit dem FlixTrain auch der Bahn auf den Schienen Konkurrenz machen. In diesem Jahr hat FlixBus auch die ersten Busse in den USA gestartet und hat somit als eines der wenigen Startups vom europäischen Markt in die USA expandiert. Aktuell ist der Einstieg in den Markt privater Fahrgemeinschaften geplant. Derzeit zählt die Firma zu den teuersten Unternehmensgründungen im digitalen Bereich in Deutschland.
Herr Schwämmlein, Herr Krauss, Sie haben innerhalb weniger Jahre aus einer Idee einen europaweit tätigen Marktführer im Fernbus-Geschäft erschaffen. Vor welchen Herausforderungen standen Sie in der Anfangszeit?
Daniel Krauss: Es war immer entscheidend die richtigen Leute zu finden, die die richtigen Fähigkeiten mitbringen. Besonders wichtig ist es jedoch ein Team zu finden, dass zur Unternehmenskultur passt und das deine Vorstellung vom Produkt Fernbus oder Fernzug teilt. Aus den größten Herausforderungen lernt man am besten. Ein großes Learning aus der Anfangszeit für uns war, dass wir die entscheidenden Dinge selbst und in-house erledigen sollten. Wir haben uns anfangs oft auf externe Partner verlassen, zum Beispiel wurde unser erstes Buchungssystem über eine externe Agentur erstellt. Wir haben dann jedoch schnell bemerkt, dass Produkte und Systeme, die von uns selbst in-house entwickelt werden, uns in Zukunft wirklich weiterhelfen.
Als die Idee für das Busunternehmen entstand, waren Sie alle drei fest angestellt und glücklich im Job. Wie fühlten Sie sich, als Sie sich entschieden, den sicheren Job hinter sich zu lassen und in die Selbstständigkeit einzusteigen?
André Schwämmlein: Wir hatten schon 2009 im Koalitionsvertrag der Bundesregierung von den Liberalisierungsplänen zum Fernbusverkehr gelesen. Wir drei hatten den Traum etwas Eigenes aufziehen und haben uns damals zum ersten Mal mit dem Thema Bus als Basis für unsere Startup-Idee auseinandergesetzt. In den nächsten Jahren haben wir uns regelmäßig getroffen und verschiedene Geschäftsmodelle durchgespielt. Wir haben unsere Jobs dann gekündigt, um uns voll und ganz auf die Gründung von FlixBus zu konzentrieren.
Inwieweit hat Ihnen Ihr Studium bei Ihrem beruflichen Erfolg geholfen?
Daniel Krauss: Der durch die Universität vermittelte Werkzeugkasten legt durchaus einen guten Grundstein, gerade die Praxisnähe des Masters Organisations- und Personalentwicklung war hilfreich.
André Schwämmlein: Die Breite des Studiums hat mir sicher sehr geholfen in viele Themen schnell reinzukommen, was bei einer Gründung extrem wichtig ist. Zudem habe ich als Wirtschaftsingenieur während meines ersten Jobs bei der Boston Consulting Group sehr von der Kombination aus wirtschaftlichem und technischen Verständnis profitiert. Wobei ich wohl zugeben muss, dass ich den wirtschaftlichen Teil immer besser beherrscht habe als den technischen. Aber das ist ja zum Glück bei FlixBus nicht schlecht.
Herr Krauss, Sie haben vermehrt Vorträge an der FAU gehalten. Wie ist es für Sie als Experte an Ihre ehemalige Universität zurückzukehren?
Wichtig ist mir dabei, das Gelernte und die Erfahrungen beim Aufbau eines Unternehmens mit zukünftigen Generationen und hoffentlich Unternehmern zu teilen. Ich bin der Meinung, dass solche Vorträge zu einer gesunden Mischung zwischen Theorie und Praxis beitragen.
Haben Sie noch Kontakt zu alten Kommilitonen oder Kommilitoninnen?
Daniel Krauss: Dank der Errungenschaften des 21. Jahrhunderts habe ich noch Kontakt zu fast allen meinen ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen.
André Schwämmlein: Die meisten meiner Freunde sind ehemalige Studenten der FAU, unter anderem mein bester und engster Freund, den ich im ersten Semester kennengelernt habe. Viele Jahre gemeinsam studieren, feiern und leben schweißt einfach für immer zusammen.
Hatten Sie einen Lieblingsplatz an der FAU?
Daniel Krauss: Nicht wirklich.
André Schwämmlein: Das Röthelheim-Freibad in Erlangen.
Womit fahren Sie am liebsten von A nach B?
Daniel Krauss: Ganz unterschiedlich: Wir drei Gründer nutzen meistens das Verkehrsmittel, das den Bedarf am besten deckt, natürlich auch mal Bahn oder den Flieger, wenn es Sinn macht. Ein eigenes Auto habe ich persönlich jetzt nicht mehr, nutze aber Carsharing und Taxis. Auf sehr vielen Strecken sind unsere Busse jedoch unschlagbar und für mich ganz emotional auch die erste Wahl.
Haben Sie eine Lieblingsstrecke, die Sie persönlich im grünen Bus besonders gern fahren?
Daniel Krauss: Ich fahre sehr oft in die Heimat nach Erlangen mit den FlixBus. Ich treibe in meiner Freizeit auch sehr gerne Sport. Da bietet sich die FlixBus-Strecke samt Mountainbike nach Meran oder an den Gardasee sehr gut an, um ein bisschen durch die Berge zu touren.
Was würden Sie Studierenden mit auf den Weg geben, die ebenfalls den Traum von einem eigenem Start-Up haben?
Daniel Krauss: Man muss sich trauen und einfach machen! Man darf keine Angst vor großen Konzernen und Wettbewerbern haben, sondern muss von seiner Idee überzeugt sein. Zusätzlich hilft der Austausch mit anderen Gründern, Start-Ups und Profis, um sich ein gutes Netzwerk aufzubauen. Und: Am Ende bist du nichts ohne ein gutes Team. Als One-Man-Show hätte es keiner von uns drei Gründern geschafft FlixBus aufzubauen.
Verraten Sie uns Ihren Wunsch für die Zukunft?
Daniel Krauss: Weiterhin und vor allem mehr grüne und smarte Mobilität allen Menschen zur Verfügung stellen zu dürfen.
André Schwämmlein: Ich habe die letzten 15 Jahre seit Beginn meines Studiums und Arbeitslebens sehr genossen und schaue so glücklich auf diese Zeit zurück. Ich hoffe, dass ich in 15 Jahren genauso glücklich zurückblicke.
Herzlichen Dank für das Interview.