Kunststoffabfall als wertvolle Ressource erkennen

Plastik, Deckel von Pfandpflaschen
Bild: Colourbox.de

Lebensmittelchemiker der FAU arbeiten an ganzheitlicher Sicht auf Kunststoffabfall im Recyclingkreislauf

In der aktuellen umweltpolitischen Debatte spielt Kunststoffabfall und der durch Recycling gewonnene, noch geringe Anteil von hochwertigem wiederverwerteten Plastik eine wichtige Rolle. Den auch materiellen Wert von Kunststoffabfall als Ressource für den Recyclingkreislauf zu erkennen, ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Ein Konsortium von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlichster Fachrichtungen aus acht europäischen Ländern wird in den nächsten vier Jahren gemeinsam mit 23 außeruniversitären Partnern an einer neuen EU-Kreislaufwirtschaft für Kunststoffabfall arbeiten. Lebensmittelchemikerinnen und Lebensmittelchemiker der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) sind an dem von der Europäischen Union geförderten Projekt C-PlaNeT mit über 500.000 Euro beteiligt.

Die Verschiffung ins Ausland boomt, jährlich landen mehr als zehn Millionen Tonnen Plastikmüll allein in den Weltmeeren. Hersteller nutzen lieber günstige Kunststoffneuware als das als nicht so rein geltende Rezyklat aus dem Recyclingkreislauf. Die Bedeutung von Kunststoffabfall für die Kreislaufwirtschaft zu erkennen, die Qualität des Rezyklats zu verbessern und das Thema ins Bewusstsein der wirtschaftlichen und politischen Entscheidungsträger zu rücken, ist Ziel des nun von der Europäischen Union geförderten Projektes „Circular Plastics Network for Training“,  kurz C-PlaNeT.

C-PlaNeT

Das intersektorale und multidisziplinäre Forschungsprojekt C-PlaNeT, das mit einer Fördersumme von knapp 4 Millionen Euro genehmigt wurde, zielt besonders auf die Ausbildung ab. Eine neue Generation von Wissenschaftlern, Ingenieuren und Entscheidungsträgern soll ausgebildet werden, mit dem Ziel die Übersetzung von Forschungsergebnissen in die Anwendung zu ermöglichen. Dazu werden insgesamt 15 Doktorandinnen und Doktoranden aus den Bereichen Chemie, Verfahrenstechnik, Soziologie und Ökonomie an acht europäischen Universitäten ausgebildet – zwei davon an der FAU. Einen großen Anteil an dem Erfolg hat Miriam Strangl vom Lehrstuhl für Aroma- und Geruchsforschung der FAU, die das Erlanger Teilprojekt in die Konzeptionierung des Projektantrags, der von der Universität Gent koordiniert wurde, eingebracht hat.

Das Erlanger Forschungsvorhaben

Nun geht es an der FAU um die Umsetzung des komplexen Forschungs- und Ausbildungsvorhabens, das im Jahr 2020 startet und auf 48 Monate angelegt ist. In Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) und dem Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen (IIS) werden die zwei Doktoranden ab Mitte 2020 an der Entwicklung einer Online-Sensorik zur analytischen Erfassung und Entfernung von geruchlichen Kontaminanten im Recyclingmaterial sowie der Gewinnung hochreiner Kunststoffe, besonders auch aus gesammeltem Meeresplastik, arbeiten.

„Gerade die analytische Erfassung und Entfernung von Kontaminanten sehe ich als zentrale Herausforderung im Recycling“ erläutert Prof. Andrea Büttner, Inhaberin des FAU-Lehrstuhls für Aroma- und Geruchsforschung und Leiterin der Abteilung Analytische Sensorik am Fraunhofer IVV das ambitionierte Forschungsvorhaben. „Ich setze mich persönlich dafür ein, dieses Thema in enger Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und verschiedenen Disziplinen voranzubringen und auch junge Menschen auf die geforderte interdisziplinäre Zusammenarbeit im Team vorzubereiten“.

Aussagekräftige Ergebnisse in dem durch die EU geförderten Forschungs- und Trainingsnetzwerk sind für die Jahre 2023/2024 zu erwarten.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Andrea Büttner
Tel.: 09131 85-22739
andrea.buettner@fau.de