Viel Herz im Trichter

Blick in das Trichter-Gewölbe.
Im Trichter begegnen sich Studierende jüngerer und älterer Semester, Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter während ihren Pausen. (Bild: FAU/Luisa Macharowsky)

Unbekannte Orte an der FAU

Vom Waschraum zum Studentencafé. Der Trichter hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Diese Institution an der WiSo dürfte aber nicht jedem bekannt sein. Unsere Reihe über unbekannte Orte an der FAU.

Einige Treppenstufen führen in den Keller des Fachbereichs Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo) der FAU in der Findelgasse. Bereits auf dem Weg kündigen Schilder das Studierendencafé „Trichter“ an. Auf der gewölbten Decke – der Raum hat ein Tonnengewölbe mit einschneidenden Runderkern – erstreckt sich eine Bemalung über die ganze Fläche. Verschiedene Szenen aus der Nürnberger Stadtgeschichte sind zu sehen. Die rustikalen Holzgarnituren und der urige Kachelofen sind im Original erhalten.

Gruppenbild von sechs Trichtermitarbeiterinnen.
Studierende organisieren ehrenamtlich den Cafébetrieb. (Bild: FAU/Luisa Macharowsky)

Seit 1986 wird das Café ehrenamtlich von Studierenden geführt. Zurzeit um die 30, die kochen, sich um den Verein, die Finanzen und die Logistik und natürlich um die Gäste kümmern. Einmal im Jahr organisieren sie zudem das Trichter-Sommerfest mit Live-Musik von studentischen Bands auf dem WiSo-Parkplatz. „Klar ist es manchmal stressig, besonders wenn es um die Sommerfestplanung geht. Aber die schöne Gemeinschaft macht das wieder wett“, sagt Nina Gloger, die seit eineinhalb Jahren im Trichter-Team ist.

Im Trichter begegnen sich alle WiSo-Angehörigen: „Wir kommen hier auch mit Studis höherer Semester in Kontakt, die einem dann vielleicht mal Tipps geben können“, erzählt Gloger. Und auch wissenschaftliche Mitarbeiter und Professoren verbringen hier ihre Mittagspausen.

Ein geschichtsträchtiger Ort

Doch der Trichter war nicht immer ein Café. Anfang des 20. Jahrhunderts, als viele Häuser noch keine Bäder hatten, wurde der Raum als Schülerbad genutzt. Später wurde der Trichter von der nationalsozialistischen Hochschulleitung zur Kantine umfunktioniert. Aus dieser Zeit stammen auch die Wandmalereien, die in Teilen das damalige, antisemitische Gedankengut widerspiegeln. Doch der Künstler Hans Krieg, der sich 1933 weigerte, in die NSDAP einzutreten und deshalb seine Anstellung im Hochbauamt verlor, bedient das damals gängige Bild eher zurückhaltend im Vergleich zu anderen Werken, die in der NS-Zeit entstanden sind.

Danach stand der Trichter lange Jahre leer, bis die Studierenden sich seiner annahmen. Und jeder Gast merkt, wie viel Herzblut seitdem im Trichter steckt. Auf ihre Schürzen haben die Studierenden das Logo gestickt und auch jede Tasse ziert ein kleiner Trichter. „Ich mag den Trichter so gerne, weil es einfach eine studentische Tradition ist, die sich schon so lange fortsetzt. Und weil wir den Gestaltungsfreiraum haben, das zu machen, was uns wichtig ist“, erläutert Nina Gloger fast ein bisschen wehmütig: Sie hat ihren Sozialökonomik-Bachelor beendet und wird den Trichter daher vorerst verlassen, um ein Praktikum zu absolvieren.

Bio und regional

Da viele im Team Vegetarier oder Veganer sind, ist es ihnen wichtig, auch fleischlose Küche anzubieten. Die dann noch dazu fair gehandelt, regional und meistens bio ist. Zum Beispiel wenn es Kürbissuppe gibt: „Für 2,50 Euro mit Kürbiskernen und Brot vom Bäcker. Da bleibt selten was übrig.“

Aber warum eigentlich „Trichter“? Die Studierenden selbst haben lange wegen des Namens gerätselt. Bis sie das Bild in der Ecke neben der Tür gefunden haben: Einem Jungen wird etwas „eingetrichtert“ – vielleicht eine scherzhafte Anspielung auf den „Nürnberger Trichter“, eine Metapher für leichtes und mechanisches Lernen.

Weitere Informationen

www.facebook.com/dertrichter


100 Jahre WiSo

Der Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo) der FAU feiert sein Jubiläum mit vielen spannenden Veranstaltungen: darunter eine Ausstellung zur Geschichte der WiSo mit Kunstwerken regionaler Künstlerinnen und Künstler, ein Campus Festival und der Kongress #NUEdialog zu den Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Weitere Informationen erhalten Sie auf www.wiso100.fau.de.