Nie wieder Angst vor einem leeren Blatt Papier
Das Schreibzentrum am Learning Lab unterstützt bei wissenschaftlichen Arbeiten
Wer kennt das nicht? Der Abgabetermin für die Hausarbeit rückt näher und man sitzt noch vor einem leeren Blatt Papier. Um Studentinnen und Studenten in ihrem Schreibprozess zu unterstützen, bietet das Schreibzentrum der FAU individuelle Schreibberatungen für deutschsprachige sowie Studierende aus dem Ausland in deutscher und englischer Sprache an. In diesen unterstützen ausgebildete Tutorinnen und Tutoren sowie Schreibberaterinnen die Studierenden beim Schreiben von wissenschaftlichen Texten wie Hausarbeiten, Abschlussarbeiten oder Dissertationen. Dr. Annette Arend, Jasmin Haderlein und Shira Richman arbeiten am Sprachenzentrum und berichten von ihren Erfahrungen als Schreibberaterinnen.
Welchen Service bieten Sie beim Schreibzentrum an?
Jasmin Haderlein: Die Studierenden können zu uns in die Schreibberatung kommen und einen Textausschnitt, eine Gliederung oder eine Idee für ein bestimmtes Thema mitbringen.
Shira Richman: Gemeinsam mit den Studierenden vergleichen wir die Textinhalte mit ihren Vorstellungen.Dabei wenden wir unterschiedliche Methoden an, die den Studierenden helfen, ihre Gedanken zu sammeln, zu strukturieren und aufs Papier zu bringen.
Mit welchen Themen oder Fragen kommen die Studierenden auf Sie zu?
Jasmin Haderlein: Das ist ganz unterschiedlich. Manche stehen noch ganz am Anfang und finden keine geeignete Fragestellung und andere wiederum haben ein negatives Feedback von ihrem Dozenten bekommen und möchten ihre Arbeit zum Beispiel besser durchstrukturieren. Internationale Studierende sind auch oft unsicher, was den richtigen Wortschatz angeht.
Anette Arend: Viele Studierende wünschen sich Feedback zu ihrer Gliederung. Dann stellen wir den Studierenden Fragen. So wird schnell klar, ob ihre Gliederung in sich schlüssig ist, noch Punkte fehlen oder sie anders aufgebaut werden muss. Da wir nicht für den fachlichen Inhalt zuständig sind, verweisen wir am Ende solcher Gespräche immer an die Betreuerinnen.
Shira Richman: Manchmal kommen die Studierenden auch mit einem konkreten Anliegen zu uns und dann fällt uns während des Gesprächs auf, dass das Problem an einer ganz anderen Stelle liegt. Das kommunizieren wir den Studierenden, denn es ist wichtig, dass diese ebenfalls erkennen, wo ihre tatsächlichen Schwächen liegen. Nur so können wir ihnen dann das richtige Werkzeug an die Hand geben, womit sie ihren Schreibprozess verbessern.
Können Sie aus Ihrer Erfahrung berichten, was Studierende vor eine besondere Herausforderung stellt?
Annette Arend: Viele haben Schwierigkeiten mit dem Zeitmanagement und verschieben ihre Hausarbeiten immer wieder auf das kommende Semester. Damit wir herausfinden können, wo es genau hakt, fragen wir die Studierenden dann zu ihrem Vorgehen und zu ihrem Schreibprozess.
Shira Richman: Sind sie zum Beispiel zu sehr darauf konzentriert, die Sätze schon zu Beginn perfekt auszuformulieren, kann das auch ein Hinweis für eine Schreibblockade sein.
Was raten Sie Studierenden bei einer Schreibblockade?
Annette Arend: Das ist davon abhängig, an welcher Stelle im Schreibprozess eine Schreibblockade entsteht. In der Einleitungsphase hilft ein Brainstorming oder auch das sogenannte Freewriting. Es geht dann darum, dass die Studierenden etwas aufs Papier bekommen und ihre Angst überwinden. Haben sie erst einmal mit dem Schreiben angefangen, müssen sie dieses nur noch weiter ausbauen.
Shira Richman: Bei mir war auch einmal ein Student aus dem zehnten Semester, der immer noch nicht mit seiner Masterarbeit angefangen hatte. Er war total verzweifelt, weil die Zeit immer mehr drängte. Während unseres Gesprächs habe ich mir Notizen zu seinem Thema gemacht und die Kernpunkte, die er mir genannt hat, als Gliederung mitgeschrieben. Am Ende habe ich ihm dann die Gliederung in die Hand gegeben und konnte ihm so klar machen, dass er bereits ausreichend Stoff zusammen hatte. Er hat nun gesehen, bei welchen Punkten er starten musste und das hatte ihn total bestärkt.
Gibt es eine goldene Regel für das Schreiben von wissenschaftlichen Texten?
Annette Arend: Das Zeitmanagement habe ich schon genannt. Wenn man sich regelmäßig ein festes Zeitfenster setzt und in diesem auch konzentriert arbeitet, dann kommt man auf jeden Fall weiter. Außerdem ist wichtig, dass man das, was man schreibt, auch versteht. Viele verlieren den Überblick über Textabschnitte oder verzetteln sich in Theorien und Definitionen, weil sie schlicht nicht verstehen, was sie schreiben. Es ist hilfreich, sich über das Thema zu unterhalten und es Außenstehenden zu erklären.
Wie häufig sollten Studierende bei Schwierigkeiten in die Schreibberatung kommen?
Shira Richman: Dafür gibt es keine Regel. Manche wissen nach nur einer Beratung, worauf sie achten müssen und wie sie ihren Schreibprozess verbessern können. Andere kommen regelmäßiger und bringen jedes Mal einen anderen Textausschnitt mit.
Annette Arend: Bei mir war einmal eine Studentin, für die das wissenschaftliche Arbeiten völlig neu war. Sie war insgesamt sieben Mal bei mir. Wir sind jeden Schritt einzeln durchgegangen, zum Beispiel wie man wie man ein Buch querliest oder wie man richtig zitiert. Für sie war das wichtig.
Gibt es bei der Schreibberatung bei Ihnen etwas zu beachten? Etwa was man wissen muss, bevor man zu Ihnen kommt?
Annette Arend: Es ist gut, wenn die Studierenden einen Textausschnitt mitbringen, maximal zwei Seiten, der ihnen besonders wichtig ist oder mit dem sie sich besonders schwertun.
Jasmin Haderlein: Außerdem sind wir kein Korrekturservice. Wir korrigieren keine Hausarbeiten, sondern arbeiten mit den Studierenden gemeinsam daran, wie sie ihr Schreiben verbessern können.
Brauchen Sie Hilfe bei Ihren wissenschaftlichen Arbeiten? Dann schauen Sie doch auf der Webseite des Schreibzentrums vorbei und vereinbaren einen Termin.
Das Schreibzentrum trägt, ebenso wie die Diversity Scouts und die Sprachlernberatung, zum Angebot am Learning Lab der FAU bei. Dort können Studierende und Promovierende in entspannter Atmosphäre bei einem Kaffee oder Tee lernen, sich mit Kommilitoninnen und Kommilitonen austauschen oder einfach nur die Zeit zwischen Lehrveranstaltungen überbrücken. Neben genügend Sitzplätzen und flexiblen Tischen stehen in den Räumlichkeiten ein Beamer und eine Flipchart zur Verfügung.
Am Donnerstag, 23. Mai, um 14.15 Uhr, wird das Learning Lab in der Henkestraße 91 eingeweiht. Die Anmeldung ist bis zum 15. Mai per E-Mail an dorothee.antos@ili.fau.de möglich.