Wie ein Online-Training bei psychischen Belastungen hilft
Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der FAU an drei internationalen Projekten beteiligt
Untersuchungen und Statistiken zeigen, dass psychische Belastungen im Job, im Studium oder im Privaten in den letzten Jahren zugenommen haben. Diese Belastungen zeigen sich in Ängsten oder depressiven Verstimmungen und wirken sich negativ auf das Leben der Betroffenen aus. Der Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der FAU beteiligt sich an drei internationalen Forschungsprojekten, deren Ziel es ist, Betroffene mit Hilfe von Online-Trainingsangeboten zu unterstützen, die Wirksamkeit dieser Angebote global zu evaluieren und ihren Einsatz in der Versorgung voranzutreiben.
StudiCare – wie geht es den Studierenden?
StudiCare ist ein webbasiertes Umfragepanel, das seit 2016 dazu dient das psychische Wohlbefinden von Studierenden in grundständigen Studiengängen in unterschiedlichen Ländern zu untersuchen. Die Befragung findet im Rahmen der WHO (Weltgesundheitsorganisation) als World Mental Health International College Student (WMH-ICS) Initiative statt, die Koordination liegt bei der Harvard University. Weitere Universitäten in den USA und Europa sind beteiligt. Sie sind Mitglieder des Caring Universities-Verbandes und haben zum Ziel, das Angebot von Online-Trainings zur Bewältigung von psychischen Belastungen und somit die psychische Gesundheit von Studierenden nachhaltig zu verbessern. In Deutschland arbeitet der Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der FAU im Rahmen des Panels eng mit der Universität Ulm und der Krankenkasse BARMER zusammen. „Neben der Befragung können Studierende bei StudiCare verschiedene Online-Trainings in Anspruch nehmen, die im Rahmen des Projektes entwickelt und untersucht werden. Diese sind in spezielle Bereiche wie übermäßige Internetnutzung, Prokrastination oder soziale Ängste unterteilt. So gehen wir auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmenden ein und Probleme werden gezielt behandelt“, erklärt Fanny Kählke, die seitens der FAU an dem Projekt beteiligt ist. Für die Befragung der Studierenden steht den beteiligten Institutionen ein Grundgerüst zur Verfügung, das jedoch an die kulturellen Besonderheiten in den jeweiligen Ländern angepasst werden kann. Das neue Wissen hilft den Bedarf an Unterstützungsangeboten zu erheben, bestehende Beratungsangebote zu verbessern und neue online-basierte Interventionen zu entwickeln – und das weltweit.
Kontakt:
Fanny Kählke
fanny.kaehlke@fau.de
ICare Prevent – wie kann ich Depression und Angst vorbeugen?
Hilfe zur Selbsthilfe bei Ängsten oder Niedergeschlagenheit ist auch das Konzept, das hinter ICare Prevent steht. ICare Prevent ist ein siebenwöchiges Online-Training, das sich im Gegensatz zu StudiCare nicht nur an Studierende richtet, sondern an alle, die ihr psychisches Wohlbefinden verbessern wollen. Das Online-Training ist Teil des EU-geförderten Programmes Horizon 2020 und wird von der FAU, der Universität Zürich, der Universität Bern sowie Universitäten in den Niederlanden und Spanien ausgeführt. Im Rahmen des Trainings mit 1.000 Teilnehmenden werden die angebotenen Maßnahmen evaluiert und die gewonnenen anonymisierten Daten zusammengefasst, um die Wirksamkeit der Maßnahmen zu erfassen. Hierzu absolvieren die Teilnehmenden über sieben Wochen je ein Trainingsmodul pro Woche. „Die Module dienen der Prävention von Ängsten oder Niedergeschlagenheit. Die Teilnehmenden sollen zunächst versuchen Aktivitäten, die Spaß machen oder Spaß machen könnten, in ihren Alltag zu integrieren. Mit Hilfe eines Tagebuchs können sie selbst erkennen, welche Aktivitäten ihnen helfen und welche nicht“, erklären Kiona Weisel und Anna-Carlotta Zarski, Projektverantwortliche an der FAU. „Das Ziel der Online-Trainings ist es, dass die Teilnehmenden ihr Wohlbefinden selbst verbessern, indem sie aufbauende Lektionen mit positiver Verstärkung absolvieren“, sagt Anna-Carlotta Zarski.
Kontakt:
Anna-Carlotta Zarski
anna-carlotta.zarski@fau.de
Kiona Weisel
kiona.weisel@fau.de
ImpleMentAll (IMA) – wie lassen sich internetbasierte Gesundheitsprogramme in die Versorgung integrieren?
Leider sind onlinegestützte Interventionen bei psychischen Belastungen, wie sie bei StudiCare und ICare Prevent angeboten werden, noch nicht flächendeckend in der gesundheitlichen Versorgung integriert. Das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt ImpleMentAll in Kooperation mit GET.ON Online-Gesundheitstrainings, der Sozialversicherung für Förster, Landwirte und Gärtner (SVLFG) und der FAU soll das ändern. Denn wie zahlreiche Studien belegen, haben internetbasierte Gesundheitsprogramme für psychische Erkrankungen eine äußerst positive Wirkung auf die Betroffenen. „Dennoch finden diese Angebote kaum Einzug in die Routineversorgung. Daher ist es unser Ziel, herauszufinden, welche Hürden bei der Anwendung internetbasierter Gesundheitsprogramme vorhanden sind, wie man diese Hürden umgehen oder abschaffen kann und welche Maßnahmen hierfür besonders gut funktionieren“, erklärt Ingrid Titzler, die seitens der FAU und GET.ON das Projekt leitet. Hierfür werden noch bis 2021 an 12 Standorten in Europa sowie Australien Implementierungsstrategien von internetbasierten Präventions- und Behandlungsangeboten getestet.
An der FAU kommt im Rahmen des Forschungsprojekts das sogenannte „ItFitsToolkit – integrated theory-based framework for intervention tailoring strategies“ zum Einsatz. Das Toolkit ist ein maßgeschneidertes Selbsthilfe-Werkzeug, das die Anwendung und Nutzung von internetbasierten Trainingsangeboten effektiver machen soll, welche den Versicherten der SVLFG im Rahmen der Präventionskampagne „Mit uns im Gleichgewicht“ zur Verfügung gestellt werden. „Die SVLFG bietet neben Gesundheitsangeboten vor Ort auch niederschwellige Angebote wie tele- und internetbasierte Leistungen an. Zielgruppe des Projekts sind Personen, die direkt an der Entwicklung und Ausführung von Implementierungsaktivitäten beteiligt sind und Mitarbeitende, die in der Vermittlung dieser Leistungen an Versicherte eingebunden sind“, sagt Ingrid Titzler.
Kontakt:
Ingrid Titzler
ingrid.titzler@fau.de
Die drei Forschungsprojekte im Bereich e-Mental-Health zeigen einmal mehr die starke internationale Ausrichtung der FAU im Bereich der Forschung sowie die globale Vernetzung ihrer Forschenden.