Musikerin mit Doktortitel – Dr. Anne Enssle im Interview
Promovierte Zahnärztin und leidenschaftliche Rapperin
Dr. Anne Enssle studierte von 2009 bis 2014 Zahnmedizin an der FAU, 2017 schloss sie ihre Promotion an der FAU ab. Fast täglich steht sie als Ärztin für Kieferorthopädie und Kinderzahnheilkunde in der Praxis. Abseits ihres Lebens als Zahnärztin träumt die gebürtige Brandenburgerin von einer Karriere als Künstlerin.
Während ihres Studiums verbrachte die FAU-Alumna jede freie Minute mit Musikunterricht und Tanztraining, bis sie 2017 unter ihrem Künstlernamen „Ansen“ ihren ersten Song „Carpe Diem“ veröffentlichte – und das mit Erfolg: Über eine Million Musikbegeisterte haben sich den Song im Internet schon angehört.
Um mit der Musik jetzt richtig durchzustarten, ist Anne Enssle im November 2018 von Nürnberg nach Berlin gezogen. Dort möchte sie mit ihrem neuen Song „Nah“ die Charts erobern. Ein Leben ganz außerhalb der Zahnarztpraxis hat die Musikerin mit dem Doktortitel aber noch nicht geplant. In Berlin möchte Anne Enssle ihren Beruf als Zahnärztin und die Musikkarriere vorerst unter einen Hut bringen.
Frau Dr. Enssle, was hat Sie damals, als junge Musikerin, an einem Studium der Zahnmedizin gereizt?
Ehrlicherweise hatte ich vor Medizin zu studieren, wie meine Oma. Am Infotag für Studienanfänger hörte ich dann vom Studiengang Zahnmedizin. Die Kombination aus Theorie und Praxis im Studium empfand ich als unheimlich interessant.
Sie stammen aus Brandenburg – wie sind Sie gerade auf die FAU gekommen?
Die FAU war für den Studiengang Medizin deutschlandweit sehr weit oben gerankt und Bayern reizte mich als Bundesland. München wäre für mich damals finanziell einfach nicht möglich gewesen und so war ich glücklich über den Studienstandort Erlangen. Der Charme dieser Stadt ist unvergleichbar.
Letztes Jahr sind Sie für die Musikkarriere nach Berlin gezogen. Vermissen Sie das Frankenland?
Ich liebe die fränkische Natur, die Sicherheit und Ordnung. Das fehlt mir schon. Das offene, tolerante Denken der Berliner gefällt mir aber ebenfalls. Ich denke, beide Standorte haben ihre Vor- und Nachteile.
Wie haben Sie es geschafft, Ihr Studium und die Musik zeitlich miteinander zu vereinbaren?
Die Musik war mein Hobby und für mich neben dem Studium eine geeignete Möglichkeit, Glücksmomente, aber auch Frustrationen zu verarbeiten. Ich war im Studium eher eine Einzelgängerin. Als Tochter eines Landwirts aus Brandenburg, die rappt, hatte ich mit meinen Kommilitonen wenig Gemeinsamkeiten und konzentrierte mich lieber auf meine Leidenschaft oder Fortbildungen.
Und wie stark trennen Sie heute das Leben als Zahnärztin von dem Leben im Rampenlicht?
Ich versuche es komplett zu trennen, aber das gelingt natürlich nicht immer.
Wie reagierten Ihre Studienfreunde und Ihre Familie damals auf das „Doppelleben“? Und wie ist es heute?
Studienkollegen belächelten mein Vorhaben damals. Die meisten empfanden mein Hobby als unseriös. Auch heute noch führt allein das Wort Hip-Hop in Akademikerkreisen oft zu Naserümpfen. Meine Familie und Freunde hingegen haben mich immer motiviert und unterstützt.
Wissen Ihre jungen Patienten, dass sie von einer leidenschaftlichen Rapperin behandelt werden?
Manche Patienten machen nur deshalb einen Termin. (lacht)
Gibt es eine Botschaft, die Sie mit Ihrer Musik vermitteln möchten?
Mach das, was dir Spaß macht, und sei du selbst. Das Leben ist zu kurz, um auch nur einen Tag unglücklich zu sein, um anderen zu gefallen.
Was würden Sie Studierenden mit auf den Weg geben, die neben ihrem Studium noch eine Leidenschaft ausleben wollen?
Besser nicht perfekt starten, als auf Perfektion zu warten.
Frau Dr. Enssle, herzlichen Dank für das Interview.
(Interview: Nina Bundels, Februar 2019)