Für drei Monate an die University of California, Berkeley
Die FAU und die University of California, Berkeley intensivieren ihre Zusammenarbeit
Die FAU baut ihre Internationalisierungsstrategie stetig aus. 2018 vereinbarte die Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie der FAU eine Kooperation mit der renommierten University of California, Berkeley (UCB) und ergänzt somit das Portfolio der Universität an Kooperationen mit herausragenden Universitäten wie dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Forschungseinrichtungen in der ganzen Welt. Bereits im Herbst 2019 werden zwei Doktorandinnen der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie der FAU für drei Monate nach Kalifornien gehen. Die ersten beiden Promovierenden aus Kalifornien kommen ebenfalls 2019 nach Erlangen.
Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der FAU, und Carol T. Christ, Kanzlerin der UCB, bekräftigten in einem Memorandum eine vertiefte Zusammenarbeit der Universitäten. Die Kooperation ermöglicht zunächst zwei Promovierenden der FAU einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt an der UCB. Im Gegenzug nimmt auch die FAU zwei Promovierende der UCB bei sich auf. „Die Zusammenarbeit verfolgt zudem das Ziel, auch Dozierenden Forschung- und Lehraufenthalte an der jeweils anderen Universität zu ermöglichen“, ergänzt Prof. Dr. Lutz Edzard, Prodekan für Internationalisierung der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie und Inhaber des Lehrstuhls für Arabistik und Semitistik der FAU. Er war vor Kurzem zusammen mit der Initiatorin der Kooperation, Prof. Dr. Mechthild Habermann, Inhaberin des Lehrstuhls für Germanistische Sprachwissenschaft an der FAU, zu einem Antrittsbesuch in Berkeley. Während des Besuchs haben Prof. Habermann und Prof. Edzard mit Prof. Jeroen Dewulf, PhD, Direktor des Institute of European Studies an der UCB, letzte Modalitäten der Kooperation geklärt und sich über bevorzugte Forschungsfelder in Berkeley informiert.
Gemeinsame Forschung und gegenseitiger Austausch
Die Forschung ist jedoch nicht der einzige Aspekt des Austausches. Er soll auch dazu dienen, dass die Promovierenden die Lehrkultur an der Partneruniversität kennenlernen. Zudem sind längerfristige wissenschaftliche Kooperationen und konkrete Projekte zwischen Promovierenden und Forschenden, vor allem auf Instituts- und Departmentsebene, Ziel der Zusammenarbeit. Und was erhoffen sich Promovierende von diesem Austausch? Warum nehmen sie an dem Stipendienprogramm teil?
Gizem Isik ist eine der beiden Forscherinnen der FAU, die im Herbst 2019 nach Berkeley gehen. Sie ist Doktorandin am Lehrstuhl für Arabistik und Semitistik und forscht im Bereich der Kognitiven Linguistik. Sie arbeitet momentan an ihrer Doktorarbeit zum Thema „Eine etymologische Untersuchung gemeinsemitischer Kognaten und die kognitiven Prozesse des Bedeutungswandels“, die von Prof. Edzard betreut wird. „Das heißt, dass ich gemeinsame Wort-Wurzeln in der semitischen Sprachfamilie, zu der Sprachen wie Arabisch oder Hebräisch zählen, auf ihren Bedeutungswandel hin untersuche, und diesen Bedeutungswandel durch Konzepte in der menschlichen Wahrnehmung beleuchte“, erklärt Gizem Isik. Der Aufenthalt in Berkeley hat für sie eine ganz besondere Bedeutung: „Einige der Professoren, die meine Begeisterung für die Kognitive Linguistik geweckt und mich in der Gestaltung meiner Dissertation inspiriert haben, wirken noch heute an der UCB. Ich werde dort von Prof. Eve Sweetser betreut, deren Forschungsergebnisse eine wichtige Quelle für meine Arbeit sind.“ Zudem genießt die UCB im Bereich der Linguistik und der Kognitiven Wissenschaften einen exzellenten Ruf. Gizem Isik erhofft sich von ihrer Zeit in Berkeley vor allem viele Anregungen: „Da ich in meiner Dissertation interdisziplinär vorgehe und klassische philologische Methoden mit denen der Kognitiven Linguistik verbinde, bin ich schon sehr gespannt auf die ebenfalls interdisziplinär ausgerichtete Forschung in Berkeley.“
Auch Miriam Pechtl geht im Herbst 2019 nach Berkeley. Sie ist Doktorandin am Lehrstuhl für Romanistik, insbesondere Sprachwissenschaft, der FAU und forscht zur Interaktion von Sprache und Wahrnehmung im Bereich des gender-inklusiven Sprachgebrauchs: „Heute finden in vielen Ländern Bemühungen um eine solche Art des Sprachgebrauchs, insbesondere zur Vermeidung des sogenannten generischen Maskulinums, statt. Jedoch rufen diese oft kontroverse, ideologisch geprägte Debatten hervor. In meiner Dissertation versuche ich, empirische Belege zu finden, die helfen, häufig angeführte Argumente dieser Diskussion auf eine wissenschaftliche Basis zu stellen.“ Auch für Miriam Pechtl ist die wissenschaftliche Kompetenz im Bereich der Kognitiven Linguistik in Berkeley der ausschlaggebende Punkt für ihren Aufenthalt. Ein weiterer Aspekt für sie: die im Kooperationsprogramm vorgesehene persönliche Betreuung durch einen Tutor oder eine Tutorin. „Dies ist auch in Hinblick auf die Vernetzung mit weiteren Linguistinnen und Linguisten der UCB ein großer Vorteil“, erklärt Miriam Pechtl. Zudem freut sie sich auf das Leben und Forschen auf dem kalifornischen Campus, das sicherlich ganz anders ist als ihr Alltag an der FAU. Doch wie kam es zu der Kooperation?
Alles begann in Brasilien
Die Kooperation nahm ihren Anfang im Dezember 2017, als Prof. Habermann im Rahmen der vom DAAD finanzierten Germanistischen Institutspartnerschaft (GIP) in Brasilien war. Die Partnerschaft besteht seit 2013 mit der Deutschabteilung der Universidade Federal do Rio Grande do Sul (UFRGS) in Porto Alegre und unter Einbindung der Deutschabteilung der Universidade Federal de Pelotas (UFPel). Prof. Jeroen Dewulf war ebenfalls vor Ort. „Am Rande zweier Tagungen an den beiden Universitäten berichteten brasilianische Studierende und Promovierende von ihren Erfahrungen, die sie im Rahmen der GIP während ihres Aufenthaltes an der FAU gesammelt haben. Prof. Dewulf konnte sich aufgrund der Berichte ein Bild davon machen, wie professionell und zielführend die Betreuung der brasilianischen Studierenden, Promovierenden und Forschenden an der FAU funktioniert“, erzählt Prof. Habermann. Die Berichte überzeugten Prof. Dewulf, sodass er eine Kooperation zwischen seinem Institut und der FAU vorschlug – aus der eine lebendige Partnerschaft entstanden ist.