Grundschulforschung: Digitale Medien nutzen und reflektieren

Zwei Kinder über Tablet
In Tabletklassen sollen die Kinder auf einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien vorbereitet werden – und lernen, ihre Nutzung auch kritisch zu hinterfragen. (Bild: IW Medien/Roth).

Forschende der FAU begleiten Friedrich-Staedtler-Schule Nürnberg auf dem Weg zur „Schule in der digitalen Welt“

Unterricht neu denken und verändern wollen das Institut für Grundschulforschung der FAU und die Friedrich-Staedtler-Schule Nürnberg mit einem Projekt im Rahmen der Förderinitiative „Schule in der digitalen Welt“. Der Stifterverband und die Heinz Nixdorf Stiftung unterstützen das Medienkonzept für den Schulalltag, das Kinder und Jugendliche strategisch kompetent auf ein Leben in der digitalen Welt vorbereitet, mit 15.000 Euro. Bundesweit hatten sich mehr als 120 Schulen gemeinsam mit einer lehrerbildenden Hochschule beworben, 14 Projekte davon werden gefördert.

An der Friedrich-Staedtler-Schule Nürnberg (FSSN) lernen aktuell rund 280 Schülerinnen und Schüler – und bereits seit dem Schuljahr 2015/16 gibt es zwei Tabletklassen in den Klassenstufen eins bis vier. Hier werden alle Schülerinnen und Schüler mit einem Tablet für den Unterricht ausgestattet und nutzen es zum Beispiel für die Internetrecherche im Unterricht. Dank der Projektförderung soll nun mit der Anschaffung weiterer Endgeräte die Tabletnutzung auf mehr Klassen ausgeweitet und weiterentwickelt werden. Für das Konzept arbeitet die Schule mit dem Institut für Grundschulforschung der FAU zusammen.

Schule in der digitalen Welt

„Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zu einer Schule in der digitalen Welt“, sagt Prof. Dr. Sabine Martschinke vom Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik der FAU, die das Projekt zusammen mit den die beiden Lehrerinnen Verena Knoblauch und Tatjana Weiss leitet. „Wir wollen Schülerinnen und Schüler langfristig bei ihrem digitalen Lernen in der Schule unterstützen, damit sie die immer digitalere Lebenswelt besser verstehen. Gleichzeitig legen wir großen Wert darauf, in konkreten Anwendungssituationen im Unterricht den Umgang mit digitalen Medien zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen. Zum Beispiel: Brauche ich für die Aufgabe ein Tablet oder ein Buch? Wo finde ich Informationen? Welche Suchmaschine verwende ich?“

Kinder spielen am Boden auf Spielbrett
Mit Minicomputern wie Bee-Bots können Schülerinnen und Schüler altersgerecht erste Einblicke ins Programmieren bekommen. (Bild: FAU/Institut für Grundschulforschung)

Um das Potenzial der digitalen Medien voll auszuschöpfen, setzen die Schule und die Universität auf das SAMR-Modell von Dr. Ruben Puenteduera, „Ziel ist es, analoge Medien nicht nur durch digitale Medien zu ersetzen oder funktional zu verbessern, sondern darüber hinaus Aufgaben neu zu gestalten und neuartige Aufgabenstellungen zu entwickeln. Statt S wie Substitution und A wie Augmentation setzen wir auf M wie Modification und R wie Redefinition“, erklärt Martschinke. „So können wir individuelles, differenziertes, kollaboratives, selbstgesteuertes und zeitgemäßes Lernen verwirklichen.“ Ein Beispiel ist der Einsatz von so genannten Bee-Bots und Calliopes – Minicomputern, mit denen die Schülerinnen und Schüler spielerisch in die Welt der Computer eintauchen und kleine Programmieraufgaben lösen können. Dafür haben Prof. Dr. Sabine Martschinke und Dr. Susanne Palmer Parreira vom FAU-Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik in Zusammenarbeit mit der FAU-Professur für Didaktik der Informatik die Unterrichtseinheit „Informatische Grundbildung schon in der Grundschule?! Was und wie arbeiten Informatiker?“ entwickelt, die am Vorwissen der Kinder anknüpft und sich an grundschulpädagogischen Prinzipien des Unterrichts orientiert. Die ersten Evaluationsergebnisse zeigen, dass Informatik als Unterrichtsgegenstand in der Schule bearbeitet werden kann. Der Transfer für weitere Schulen ist in Arbeit.

Intensive Vernetzung

Auch im Hinblick auf andere Aktivitäten im Klassenzimmer und der Hochschule sind Schule und Universität, Lehrerinnen und Lehrer mit Dozierenden und Studierenden im Digitalen Campus unter Leitung von Dr. Eva-Maria Kirschhock und Dr. Günter Renner schon intensiv vernetzt. „In der Uni-Werkstatt können Lehrkräfte zum Beispiel Learning-Apps testen, und die Studierenden werten deren Erfahrungen aus. Auch gegenseitige Hospitationen oder gemeinsame Workshops über Institutionsgrenzen hinweg zu digitalen Medien im Schriftspracherwerb sind angedacht“, erklärt Professor Martschinke. „Als Universität nutzen wir die Zusammenarbeit auch, um schon in der Lehreraus- und fortbildung eine solide Basis zu legen für die Kompetenzentwicklung im Bereich digitale Bildung. Wir bekommen wertvolle Impulse für den Erwerb von Kompetenzen, die angehende Lehrkräfte für einen zeitgemäßen Unterricht benötigen.“

Darüber hinaus profitieren die Projektpartner vom neu gegründeten bundesweiten Netzwerk „Schule in der digitalen Welt“. Alle geförderten Schulen werden zusammen mit der jeweiligen Hochschule in das Netzwerk aufgenommen und können bedarfsorientierte Weiterbildungs- oder Beratungsangebote oder Coachings auf der Ebene von Unterrichts- und Schulentwicklung nutzen. Darüber hinaus erarbeiten sie gemeinsam mit anderen transferfähige Konzepte, um digitale Medien erfolgreich in den Unterricht zu integrieren.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Sabine Martschinke
Tel.: 0911/5302-532
sabine.martschinke@fau.de