Digitalisierung der Stromnetze
FAU-Wissenschaftler erarbeiten Lösungen für den Netzbetrieb der Zukunft
Wie hilft die Digitalisierung dabei, das Stromnetz besser auszulasten und es gleichzeitig noch stabiler zu machen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich „InnoSys 2030“ – ein Verbundprojekt, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit rund 10 Millionen Euro gefördert wird und an dem die FAU beteiligt ist.
Im Rahmen der Förderinitiative „Forschung für eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie werden in dem Verbundvorhaben „InnoSys 2030“ Innovationen in der elektrischen Systemführung bis 2030 erforscht. In den Handlungsfeldern Flexibilisierung und Automatisierung des Netzbetriebs sowie Optimierung der Systemführung sollen in dem Projekt hinsichtlich einer stark zunehmenden Netzauslastung als Folge der Energiewende zukunftsweisende technologische Fortschritte erzielt werden.
Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber, mehrere Verteilnetzbetreiber, zwei Industriekonzerne sowie namhafte Forschungsinstitute und Universitäten aus Deutschland arbeiten in dem Vorhaben zusammen. Das Projekt wird von der TenneT TSO GmbH geleitet.
Das Fördervolumen für die Projektlaufzeit von drei Jahren beträgt über 10 Millionen Euro. Die FAU ist mit dem Lehrstuhl für Elektrische Energiesysteme mit einem Budgetanteil von circa 1 Millionen Euro beteiligt. Die Arbeiten des Lehrstuhls konzentrieren sich auf die zentralen Fachgebiete der dynamischen Netzstabilität, der Co-Simulation in Echtzeit und der Systemsicherheit.
„Im Kern geht es darum, Expertensysteme für die Netzführung zu entwickeln, die im Hintergrund arbeiten und im Falle einer Störung eine Fehlerklärung in Echtzeit ermöglichen“, beschreibt Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Matthias Luther das übergeordnete Untersuchungsziel des Projekts. „Wenn wir gleichzeitig die Netze noch höher automatisieren, können wir höhere Leistungen übertragen und langfristig möglicherweise auf die eine oder andere Netzausbaumaßnahme verzichten. Eine Analogie ist der Bordcomputer und die Digitalisierung im Automobil. Damit können wir heute bei höheren Geschwindigkeiten deutlich sicherer fahren als noch vor 20 Jahren – und der Trend geht hier zukünftig in Richtung autonomes und vernetztes Fahren“, erklärt Luther weiter.
„Nach den ersten vier Monaten Laufzeit haben wir unter den Partnern ein gemeinsames Grundverständnis zur Methodik der Untersuchungen erarbeitet. Nun gilt es, die Systemmodellierung voranzutreiben, um schon zeitnah erste Simulationsergebnisse zu präsentieren“, resümiert Dr. Gert Mehlmann, der die Arbeiten am Lehrstuhl koordiniert und als Teilprojektleiter die Systemdynamik verantwortet.
Der deutschlandweite Projektverbund ermöglicht den Partnern nicht nur die Erprobung der neu entwickelten Technologien auf der Basis von Simulationen. Vielmehr soll die Wirksamkeit der Technologien und Maßnahmen anhand von Feldtests im realen System der beteiligten Netzbetreiber demonstriert werden. Damit besteht auch ein deutliches Alleinstellungsmerkmal gegenüber bisherigen Forschungsanstrengungen dieser Größenordnung.
Weitere Informationen:
Dr. Gert Mehlmann
Tel.: 09131/85-29516
gert.mehlmann@fau.de