Dr. Sunghwan Shin
Alexander von Humboldt-Stipendiat am Lehrstuhl für Physikalische Chemie II der FAU
Dr. Sunghwan Shin wurde in Südkorea geboren, wo er seine akademische Laufbahn mit einem Bachelorstudium am Department für Chemie der Seoul International University 2007 begann. Anschließend begann er am selben Department eine Dissertation, die er im August 2007 abschloss. Dr. Shins Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Best Doctoral Thesis Award und dem Outstanding Teaching Assistant Award der Seoul International University sowie dem Preis für das beste Poster der Chemical Society of Japan. Dr. Shin war der erste ausländische Studierende, der diesen Preis erhielt.
Dr. Shins Forschungsinteressen umfassen unter anderem die Entwicklung eines Nanocapacitor – eine neue experimentelle Methode für die Anwendung eines starken elektrischen Feldes – , durch ein elektrisches Feld induzierte Dissoziation von Säuren und der Phasenübergang von festen Acetonfilmen. Seit Februar 2018 arbeitet Dr. Shin im Rahmen eines Forschungs-Stipendiums der Alexander von Humboldt-Stiftung am Lehrstuhl für Physikalische Chemie II der FAU.
An der FAU gibt es exzellente Menschen, die ausländische Studierende und Forschende unterstützen, wie das Welcome Centre oder die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Department. Sie werden dich wie Familienmitglieder willkommen heißen.
Dr. Shin, was genau hat Ihr Interesse an Ihrem Forschungsgebiet geweckt?
Ursprünglich war mein Interesse an der physikalischen Chemie von der Neugier auf die Welt geprägt. Als ich an der Realschule etwas über Säuren lernte, konnte ich nicht verstehen, warum sich nur kleine Mengen an Wassermolekülen in dieser reinen Flüssigkeit abspalten. Zu der Zeit konnte ich keine befriedigende Antwort finden. Deswegen entschied ich mich, Chemie zu studieren. Heutzutage, als experimenteller physikalischer Chemiker, versuche ich weiterhin zu verstehen, warum chemische Reaktionen geschehen.
Könnten Sie bitte kurz das Projekt beschreiben, an dem Ihre Forschungsgruppe aktuell arbeitet?
Ionische Flüssigkeiten sind interessante Flüssigkeiten, da sie aus Ionen und nicht aus neutralen Molekülen bestehen. Viele physikalische und chemische Eigenschaften von ionischen Flüssigkeiten unterscheiden sich aus diesem Grund stark von denen anderer Flüssigkeiten. An der FAU untersuche ich die Eigenschaften ionischer Flüssigkeiten an geladenen Grenzflächen, basierend auf Ansätzen der Oberflächenwissenschaft. Grundsätzlich ist es nicht einfach Oberflächen- oder Vakuumtechniken für die Untersuchung von Flüssigkeiten einzusetzen, da sich Flüssigkeiten verflüchtigen, sobald sie einem Vakuum ausgesetzt werden. Eine ionische Flüssigkeit wird dieses Problem auf Grund ihres zu vernachlässigenden Dampfdrucks jedoch nicht haben, deshalb ist die Anzahl verdampfter Moleküle innerhalb eines Vakuums vernachlässigbar. Indem ich mich dieses Vorteils bediene, versuche ich die Grenzflächen-Eigenschaften ionischer Flüssigkeiten mit Hilfe leistungsstarker oberflächenwissenschaftlicher Techniken zu enthüllen.
Welche Vorteile darf sich die Gesellschaft im Allgemeinen von Ihrer Forschung erhoffen?
Auf Grund ihrer einzigartigen Eigenschaften sind ionische Flüssigkeiten für zahlreiche potentielle Anwendungen geeignet – zum Beispiel als Batterie, als Dichtungsmaterial oder als ökologische Lösungsmittel. Meine Forschung über die fundamentalen Eigenschaften ionischer Flüssigkeiten wird hilfreich für solche künftigen Anwendungen sein.
Was ist Ihre Hauptaufgabe innerhalb der Forschungsgruppe?
Ich plane und manage die Forschungsprojekte zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen. An der FAU gibt es in den unterschiedlichen Forschungsfeldern viele gute Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, von denen ich nützliches Feedback erhalten kann. Zusammen mit Doktorandinnen und Doktoranden führe ich auch Experimente durch. Wir diskutieren die aus den Experimenten gewonnenen Daten und versuchen gemeinsam unsere Forschung zu verbessern. Momentan bereite ich die Einrichtung neuer Versuchsanlagen für Projekte der Alexander von Humboldt-Stiftung vor.
Die FAU ist eine internationale Universität an der es möglich ist, sich mit Forschenden aus der ganzen Welt auszutauschen.
Was würden Sie Studierenden oder jungen Forschenden sagen, die darüber nachdenken ihren Auslandsaufenthalt an der FAU zu verbringen?
Ich würde sagen, dass die FAU ein freundlicher Ort für internationale Forschende ist. An der FAU gibt es exzellente Menschen, die ausländische Studierende und Forschende unterstützen, wie das Welcome Centre oder die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Department. Sie werden dich wie Familienmitglieder willkommen heißen. Macht euch keine Sorgen, die FAU zu wählen.
Wie international bekannt ist die FAU in ihrem Forschungsgebiet?
Auf dem Gebiet der Oberflächenchemie hat die FAU einen herausragenden Ruf. Vor allem mein Gastgeber Prof. Dr. Steinrück, Inhaber des Lehrstuhls für Physikalische Chemie II, ist ein sehr bekannter Experte für viele grundlegende Oberflächenstudien wie Porphyrine, Graphen und ionische Flüssigkeiten.
Wenn Sie Ihre Heimatuniversität mit der FAU vergleichen: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Unterschiede?
Die FAU ist eine internationale Universität an der es möglich ist, sich mit Forschenden aus der ganzen Welt auszutauschen. Während meiner Forschung und Lehre hatte ich bereits zahlreiche Möglichkeiten mich mit ihnen zu unterhalten und verschiedene Kulturen kennenzulernen. Für mich war das in der Tat eine neue Erfahrung. Ein weiterer beeindruckender Unterschied ist das erfahrenen Personal im Institut für physikalische Chemie. Ich bekam von ihnen viel Unterstützung beim Reparieren von Elektronik und beim der Entwicklung des Vakuuminstruments. Das war einer meiner Wunschlisten während meines Promotionskurses in Korea.
Was waren Ihre ersten und auch nachfolgenden Eindrücke der Region um Erlangen und Nürnberg?
Als ich in Erlangen ankam, war der große Wald um das Gebiet ziemlich überraschend und beängstigend. Er sieht aus wie ein Wald aus einem Märchen der Gebrüder Grimm. Ich fragte unsere Sekretärin nach der Existenz eines gefährlichen Wolfes und sie antwortete, dass ein Eichhörnchen das gefährlichste Tier in diesem Wald sei.
Gibt es bereits ein bestimmtes Highlight, eine Erfahrung oder einen besonderen Moment während Ihres Aufenthalts, den Sie nicht vergessen werden?
Einer der erfreulichsten Momente in Erlangen war, als ich das erste Mal auf Deutsch Brezeln in einer Bäckerei bestellte. Ich habe noch nicht angefangen Deutsch zu lernen. Deswegen habe ich bis jetzt in Geschäften auf Englisch bestellt oder indem ich Körpersprache benutzte. Ich kam mir vor wie ein Idiot und habe darum eines Tages beschlossen etwas auf Deutsch in einer Bäckerei zu bestellen. Ich habe deutsche Sätze geübt und versuchte zwei Brezeln in einer Bäckerei zu bestellen: „Guten Morgen, zwei Brezeln, ohne Salz, bitte.“
Was sind Ihre Lieblingsplätze an der FAU und in Erlangen oder Nürnberg?
Ich liebe es den Dechsendorfer Weiher in Erlangen zu besuchen, wo die Menschen Wassersport und Schlittschuhlaufen in der Nähe eines Waldes genießen. Meine Tochter beobachtet dort gerne die Enten. Ich kann jedem nur empfehlen diesen Ort zu besuchen.
Möchten Sie noch etwas ergänzen?
Ich bin Prof. Dr. Steinrück und Dr. Maier vom Lehrstuhl für Physikalische Chemie II dankbar, dass sie mir diese großartige Chance an der FAU zu forschen, geben. Auch bei meinen Kolleginnen und Kollegen möchte ich mich für die Unterstützung bedanken. Mit ihrer Hilfe genieße ich meinen Aufenthalt in Erlangen ohne Probleme.
Vielen Dank für das Interview, Dr. Shin.