Warum werden unsere Haare grau im Alter?
Erklärt von Prof. Dr. Manfred Frasch, Lehrstuhl für Entwicklungsbiologie
Warum graue Haare? Zum einen hat dies eine genetische Komponente, was zum Beispiel durch Zwillingsstudien sowie die Unterschiede in verschiedenen Ethnien bekannt ist. Europäer beginnen etwa Mitte dreißig, Asiaten in den späten Dreißigern und Afrikanern Mitte vierzig grau zu werden. Zum anderen wirken sich aber auch Umwelt und Lebensbedingungen auf das Grauwerden aus. Die Haarpigmente werden durch Pigmentzellen (Melanozyten) an der Haarwurzel in den entstehenden Haarschaft eingelagert. Alle paar Jahre sterben die Melanozyten und haarbildenden Zellen (Keratinozyten) ab. Das Haar fällt aus. Damit wieder ein neuer Wachstumszyklus beginnt, müssen neue Keratinozyten und Melanozyten durch Zellteilung aus Stammzellen nachgeliefert werden, die sich in einer Nische oberhalb der Haarwurzel in einem unreifen Wartezustand aufhalten. Die Melanozyten-Stammzellen werden im Lauf der Jahre zunehmend durch hochreaktive Sauerstoffradikale aus dem zellulären Stoffwechsel, aber auch durch Entzündungsvorgänge, die durch äußeren Stress noch verstärkt werden können, in ihrem Erbgut geschädigt. Das wiederum bewirkt ihre vorzeitige Reifung, ihr Ablösen aus ihrer Verankerung sowie ihr Absterben durch Zelltod. Sobald der Vorrat an Melanozyten-Stammzellen durch diese Alterungsvorgänge erschöpft ist, können beim nächsten Haarzyklus keine Melanozyten mehr daraus gebildet werden, und das neue Haar bleibt weiß.
Das FAU-Magazin alexander
Dieser Text erschien zuerst in unserem Magazin alexander. Weitere Themen der Ausgabe: 50 Jahre RRZE, Datenbanken in den Geisteswissenschaften, die Digital Tech Academy und der Elitestudiengang „Standards of Decision-Making Across Cultures“.
alexander Nr. 108 herunterladen
Ausgewählte Themen aus dem alexander finden Sie auch unter fau.de/tag/alexander.
Und unter fau.de/tag/warum finden Sie die weiteren Warum-Fragen, beantwortet von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der FAU.