Sehr wohl etwas mit Medien
Dr. Christina Blumentritt (geb. Stiegler), Geschäftsführerin und Moderatorin des Franken Fernsehens
Dr. Christina Blumentritt, geborene Stiegler, studierte bis 2005 Medienwissenschaften, (Medien-)Psychologie und Germanistik an der FAU. Nach ihrem Volontariat bei RTL Franken Life TV kehrte sie an die FAU zurück und promovierte im Fach Medienwissenschaften. Schon während ihrer Promotion moderierte Christina Stiegler Talksendungen bei regionalen TV-Stationen sowie zahlreiche Podiumsdiskussionen und Veranstaltungen. Seit 2012 ist sie Geschäftsführerin des erfolgreichsten Lokalsenders in Bayern: Dem Franken Fernsehen. Auch an die FAU kehrt die Moderatorin regelmäßig zurück. Zuletzt moderierte sie die große Ehrung der Jubilare und Promovierten zum 275. Bestehen der FAU.
Ich wünsche mir für die Zukunft, dass sich die Medienwelt, vor allem der Journalismus und dessen Vertreter, wieder stärker auf ihre eigentlichen Aufgaben und ursprünglichen Prämissen besinnen und sich für diese einsetzen.
Frau Dr. Blumentritt, wie fühlen Sie sich, wenn Sie bei Veranstaltungen Ihrer Heimatuniversität als Moderatorin auf der Bühne stehen?
Es fühlt sich sehr gut an, ein Stück weit wie seit langem mal wieder nach Hause zu kommen. Ich habe meine Studienzeit sehr genossen. Nicht zuletzt Dank meines Professors und Doktorvaters Prof. Henri Schoenmakers, der mittlerweile leider emeritiert ist, konnte ich lange und intensiv den Kontakt zu meinem Lehrstuhl – auch nach Abschluss des Studiums – aufrechterhalten.
Haben Sie schon während Ihres Studiums den Wunsch gehabt, einmal als Journalistin vor der Kamera zu stehen?
Nicht unbedingt. Journalistisch und redaktionell zu arbeiten hat mich vor allem interessiert. Das Recherchieren und Sammeln von Informationen und dann deren Kommunikation an die Rezipienten, die Zuschauer, empfand ich schon immer als sehr spannend. Im lokalen Fernsehen ist es dann meist der Fall, dass die Redakteure nach einer gewissen Zeit auch vor die Kamera treten – zunächst als Reporter, dann häufig als Studiomoderatoren. So kam auch ich dazu.
Wie hat Ihnen Ihr Studium und Ihre Promotion an der FAU für Ihren beruflichen Werdegang weitergeholfen?
Hier sind, denke ich, zwei Aspekte zu unterscheiden. Was das inhaltlich Fachliche im Allgemeinen betrifft, ist die Schnittmenge vermutlich eher klein, sprich, wie bei so vielen Studienrichtungen, das im Studium erworbene Wissen findet sich im Berufsleben und operativen Geschäft meist selten wieder. Mit Blick auf einige spezielle Werbewirkungs-Theorien und psychologisch-gestalterische Faktoren habe ich jedoch schon einiges an Ideen und Anleitungen im Studium vermittelt bekommen, was gerade mit Blick auf die Konzeption von Werbespots und Videoproduktionen, die wir ebenfalls im Sender anbieten, des Öfteren hilfreich gewesen ist.
Was muss man mitbringen, um in der Branche Journalismus zu bestehen und Erfolg zu haben?
Prinzipiell gibt es da kein allgemeingültiges Rezept. Vieles ist von äußeren Umständen abhängig und in jedem Falle auch von einer Portion Glück und Zufall. In der Medienbranche arbeiten zu wollen erfordert meiner Meinung nach vor allem Geduld: Geduld, nach etlichen, meist unbezahlten Praktika endlich eine halbwegs feste und gesicherte Stelle in einem Medienunternehmen zu ergattern. Geduld, obgleich man seine eigenen Beiträge und Auftritte im TV gut und gelungen findet, sein Können auch von Kollegen und Vorgesetzten und nicht zuletzt dem Publikum, das diese rezipiert, bestätigt zu bekommen. Geduld, neue, herausfordernde Aufgaben zu erhalten, die einen weiterbringen. In den Medien streben täglich viele talentierte Menschen nach immer neuen Herausforderungen: Es gibt nicht viele Märkte meiner Ansicht nach, die so begehrt sind und das bereits seit Jahrzehnten.
Was war Ihr persönliches Highlight in Ihrem Studium?
Ich werde mich vermutlich ewig an meinen ersten Beitrag für das Uni-Radio erinnern. Hier war ich extrem aufgeregt vor dem Interviewpartner und konnte kaum das Aufnahmegerät ruhig halten. Auch das Texten des Beitrages fiel mir schwer. Mit Hilfe der anderen Teilnehmer habe ich es dann doch quasi in letzter Minute geschafft on Air gehen zu dürfen. Den eigenen Bericht zum ersten Mal im Radio zu hören ist ein unvergesslich schöner Moment, der stolz macht.
Ist während einer Sendung oder einer Moderation schon einmal etwas richtig schiefgelaufen?
Nicht nur einmal. Hier ist mir im Laufe der Jahre schon einiges passiert: Ich musste, nachdem ein Beitrag nicht gesendet werden konnte, eine Minute lang überbrücken. Diese eine Minute mit „Schwank aus dem Leben“ gefüllt zu haben war extrem lang und ich befürchte für die Zuschauer auch genauso langweilig gewesen. Auch auf der Bühne passieren immer wieder Missgeschicke: Die falsche Moderationskarte eingesteckt, Interviewgäste verwechselt, der Träger des Ballkleids gerissen oder den Treppenaufgang verfehlt – ich glaube und befürchte es war bei mir schon alles dabei…
Woran denken Sie kurz bevor Ihre Sendung oder Bühnenmoderation losgeht?
Da ich vor dem ersten Auftritt immer noch extrem aufgeregt bin, versuche ich mich eher mit ganz anderen Themen abzulenken anstatt mich auf die bevorstehende Moderation zu konzentrieren. Immer wieder habe ich mich dann auch gefragt, warum ich mir das Ganze mal wieder antue – am Ende einer Veranstaltung bin ich dann aber meist erleichtert und freue mich, dass ich Teil eines wunderbaren Events oder einer Sendung sein durfte.
Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Kommilitoninnen oder Kommilitonen?
Ja, mit sechs von ihnen bin ich nach wie vor sehr eng befreundet und wir sehen uns regelmäßig. Ein enger Studienfreund ist zudem mein Trauzeuge und Pate unseres Sohnes geworden!
Wie lassen sich Familie und Beruf miteinander vereinbaren?
Ganz ehrlich und frei heraus geantwortet: Auch hier spielen die äußeren Umstände eine entscheidende Rolle. Meine Eltern und Schwiegereltern, die alle in unmittelbarer Nähe wohnen, helfen uns mit dem Kind so gut und oft es geht. Außerdem haben wir eine Kinderkrippe, die sich in der Nachbarschaft befindet. Und mein Arbeitgeber lässt ein flexibles Modell, das ebenso Zeit für die Familie vorsieht, auch in Führungspositionen zu. Ohne diese Möglichkeiten wäre für mich der Spagat zwischen Family und Job sicherlich nicht zu meistern.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Medial – im weitesten Sinne journalistisch – zu arbeiten ist gerade in Zeiten wie diesen vielleicht noch nie so einfach gewesen und damit Fluch und Segen zugleich: Jeder kann wann und wo er möchte seine gezielt gerichteten Informationen streuen und auf diversen Plattformen in kürzester Zeit verbreiten. Das Internet und besonders die sozialen Medien bringen, fast schon täglich, neue Gesichter und Beitragsreihen – in Form von Blogs, Tutorials usw. – hervor. Das klassische journalistische Handwerk zum Beispiel eines TV-Redakteurs interessiert dabei immer weniger. Es geht um Auffallen, um jeden Preis, und das möglichst schnell und geballt. Gute Recherche bleibt hierbei auf der Strecke oder wird durch die zahlreichen Fake News-Fälle im Vorfeld schon gar nicht mehr erwartet, leider. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass sich die Medienwelt, vor allem der Journalismus und dessen Vertreter, wieder stärker auf ihre eigentlichen Aufgaben und ursprünglichen Prämissen besinnen und sich für diese einsetzen.