Neue Forschungskooperation untersucht die Entstehung von Migräne
Alexander von Humboldt-Stiftung fördert Institutspartnerschaft
Kopfschmerzen sind ein lästiges Thema. Treten sie in Form von Migräne auf, leiden die Betroffenen noch mehr und haben unter anderem mit Übelkeit und Schwindel zu kämpfen oder sind bei Licht und Lärm überempfindlich. Seit Januar 2018 besteht zwischen der FAU und der Universität Szeged in Ungarn eine neue Institutspartnerschaft, die sich damit befasst, wie Kopfschmerzen überhaupt entstehen. Für drei Jahre wird die Zusammenarbeit von der Alexander von Humboldt-Stiftung gefördert. In dieser Zeit forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider Universitäten gemeinsam an den pathophysiologischen Grundlagen von Kopfschmerz und Migräne. In einem Interview berichten Prof. Dr. Karl Meßlinger vom Institut für Physiologie und Pathophysiologie der FAU und Dr. Mária Dux vom Institut für Physiologie der Universität Szeged wie die neue Kooperation zu Stande gekommen ist und wie die Zusammenarbeit aussieht.
Prof. Meßlinger, wie ist die Kooperation mit der Universität Szeged in Ungarn zu Stande gekommen?
Frau Dr. Dux war von November 1999 bis November 2000 als Humboldt-Stipendiatin in meiner Arbeitsgruppe am Institut für Physiologie und Pathophysiologie wissenschaftlich tätig. Seither kooperieren wir nahezu kontinuierlich bei verschiedenen Forschungsvorhaben. So war sie in den letzten Jahren, ebenfalls unterstützt durch die Alexander von Humboldt-Stiftung, regelmäßig für mehrere Wochen Gastwissenschaftlerin an unserem Institut. Die Institutspartnerschaft besteht seit Anfang dieses Jahres und ist die ideale Plattform, um unsere Zusammenarbeit für die kommenden Jahre zu fördern.
Frau Dr. Dux, was genau sind denn die Forschungsschwerpunkte dieser neuen Institutspartnerschaft?
Im Rahmen der Kooperation erforschen wir vorwiegend auf tierexperimenteller Grundlage verschiedener Mechanismen, die bei der Entstehung von Kopfschmerzen eine Rolle spielen können. Wir möchten vor allem herausfinden, wie die verschiedenen intrakraniellen Nervenfasern miteinander kommunizieren, wenn diese beispielsweise in Stresssituationen das Risiko von Migräne erhöhen.
Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Ihren Arbeitsgruppen genau aus?
Prof. Meßlinger: Wir führen in der Regel die gemeinsam geplanten Experimente an unserem Institut in Erlangen durch. Dabei finanziert die Alexander von Humboldt-Stiftung die Reise- und Aufenthaltskosten der Wissenschaftler sowie kleinere Laborgeräte für das Institut für Physiologie in Szeged. Unsere Nachwuchswissenschaftler können das jeweilige Partnerinstitut und die wissenschaftliche Arbeit dort kennenlernen und werden durch die gemeinsame Forschung gefördert und betreut.
Frau Dr. Dux: Ich verbringe sechs bis acht Wochen im Jahr in Erlangen. Während dieser Zeit schaffen wir auch das Meiste an Forschung. Die Auswertung der Ergebnisse und das Schreiben der Publikationen erfolgen dann sowohl in Erlangen als auch in Szeged. Im Rahmen der Förderung konnte bereits eine Nachwuchswissenschaftlerin aus meinem Heimatinstitut das Labor von Prof. Meßlinger besuchen.
Prof. Meßlinger, wie profitiert die FAU durch die Zusammenarbeit mit der Universität in Ungarn?
Die FAU profitiert zunächst finanziell durch die Förderung von der Alexander von Humboldt-Stiftung. Allerdings ist die Summe gering, da der Finanzrahmen des Projekts relativ klein bemessen ist. Ein wesentlich größerer Vorteil für beide Universitäten liegt in der Vernetzung von Wissenschaft und Unterricht.
Und welche Vorteile bietet die Kooperation mit der FAU für Ihre Forschung, Frau Dr. Dux?
Da ich als Lehrbeauftragte an meinem Heimatinstitut stark in den Universitätsalltag von Medizinstudierenden eingebunden bin, habe ich in Szeged wenig Zeit, mich mit der Forschung zu beschäftigen. Dafür kann ich mich dann umso mehr in den Wochen in Erlangen auf meine Versuche konzentrieren, was mich und meine Arbeitsgruppe in Szeged wissenschaftlich voranbringt.
Gibt es schon konkrete Forschungsergebnisse, Prof. Meßlinger?
Wir haben durch die bisherigen kooperierenden Projekte schon eine Reihe gemeinsamer Publikationen herausgegeben. Diese befassen sich vor allem mit der Wirkungsweise der chemischen Mediatoren von Nervenfasern, die bei dem Auftreten von Kopfschmerzen beteiligt sind. Eine neue Publikation über die Ergebnisse der Arbeiten im Rahmen der momentanen Institutspartnerschaft ist in Revision.
Frau Dr. Dux, Sie waren bereits 1999/2000 als Humboldt-Stipendiatin an der FAU. An welchem Thema haben Sie damals geforscht und inwiefern hat Sie der Aufenthalt an der FAU weitergebracht?
Als Humboldt-Stipendiatin bin ich 1999 das erste Mal für eine längere Zeit an die FAU gekommen. Schon damals habe ich in der Arbeitsgruppe von Prof. Meßlinger gearbeitet und untersuchte die Wirkungsweise von Histamin auf die Hirnhautdurchblutung. In dieser Zeit befasste ich mich auch zum ersten Mal mit der Thematik zur Kopfschmerzentstehung. Ich fand das Thema sofort interessant und seither ist es auch der Schwerpunkt meiner wissenschaftlichen Arbeit geblieben.
Prof. Meßlinger, waren Sie im Rahmen der neuen Kooperation bereits in Ungarn zu Besuch? Falls ja, was ist Ihnen während Ihres Aufenthalts an der Universität Szeged positiv in Erinnerung geblieben?
Ich war bereits zweimal an der Universität Szeged zu Besuch, allerdings noch vor Beginn der Institutspartnerschaft. Die Flexibilität in der Zusammenarbeit an dem jeweiligen Partnerinstitut ist mir positiv in Erinnerung geblieben. So übernahm Frau Dr. Dux bei einem ihrer Aufenthalte in Erlangen eine Vorlesung für unsere Studierenden im physiologischen Unterricht, während ich die Gelegenheit hatte, eine Vorlesung für die deutschen Studierenden in Szeged zu halten. Die Studierenden in Szeged erscheinen mir außerordentlich interessiert und aufgeschlossen. Die wissenschaftliche Arbeit am Institut für Physiologie in Szeged ist up-to-date und man muss den Kolleginnen und Kollegen zu Gute halten, dass sie trotz der hohen Unterrichtsbelastung sich die Zeit für ihre Forschung nehmen.
Und was hat Ihnen während Ihres Aufenthalts an der FAU besonders gut gefallen, Frau Dr. Dux?
Die Atmosphäre im Labor von Prof. Meßlinger habe ich immer als besonders angenehm empfunden. Die Wissenschaftler sind professionell und hilfsbereit. Es hat mir schon immer Spaß gemacht, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Und durch die interessanten Diskussionen mit meinen Kolleginnen und Kollegen bekomme ich auch immer neue Forschungsideen.
Vielen Dank für das Interview!