Woher wissen wir, dass wir sind?
Kornhuber über die menschliche Existenz
Warum schmeckt das Meer salzig? Wie viele Sandkörner sind an einem Strand? Wo endet das Universum? Und wie sieht dieses Ende dann aus? Wer kennt diese Fragen nicht, auf die man schon immer einmal eine Antwort haben wollte? Wir haben in unserem FAU-Forschungsmagazin friedrich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern „Große Fragen“ gestellt – auch wenn es möglicherweise nicht immer eine Antwort gibt.
Prof. Dr. Johannes Kornhuber, Direktor des Lehrstuhls für Psychiatrie und Psychotherapie, erklärt, woher wir wissen, dass wir sind.
Im Schlaf oder während konzentrierter Arbeit vergessen wir uns und fragen uns vielleicht rückwirkend, ob wir sind. Aber für die meisten ist diese Frage überraschend, denn unsere Existenz ist offenkundig, da wir uns physisch erfahren, das heißt: Wir können uns sehen, fühlen, riechen. Die Antwort auf diese philosophisch wichtige Frage lautet daher weniger „cogito, ergo sum“ – „ich denke, also bin ich“, wie es René Descartes formulierte – , sondern eher „sentio, ergo sum“ – „ich spüre, also bin ich“. Hier ein Test zur Überprüfung der eigenen Existenz: vor einen Spiegel treten, sich in den Arm kneifen, an einer Blume riechen, zwei Tage nicht essen. Auswertung: Wer sich selbst sehen kann, Schmerz am Arm empfindet, den angenehmen Duft wahrnimmt sowie unangenehmen Hunger entwickelt, bekommt vier Punkte, und das Ergebnis lautet: gesicherte Existenz. Wer sich beispielsweise trotz intakter Augen selbst nicht sehen kann, darf zweifeln und fragt am besten seinen Arzt oder Apotheker.
Der friedrich – das Forschungsmagazin der FAU
Dieser Artikel erschien zuerst in unserem Forschungsmagazin friedrich. Die aktuelle Ausgabe wirft einen Blick zurück in die 275-jährige Geschichte der Universität. Darüber hinaus beschäftigen es sich mit Fragen, die die Wissenschaft hier und heute bewegen: Was macht gute Wissenschaft aus? Muss Wissenschaft nützen? Wann ist Scheitern erfolgreich? Die Jubiläumsausgabe wagt aber auch einen Blick in die Zukunft. Denn obwohl wir heutzutage so viel mehr wissen als noch vor 200 Jahren, existieren immer noch jede Menge offener Fragen, auf die es Antworten zu finden gilt.
friedrich Nr. 117 herunterladen
Die Großen Fragen
Seit jeher haben die Menschen Fragen gestellt. Fragen nach dem Warum, Fragen nach dem Wie, Fragen nach dem Wohin. Wir haben FAU-Wissenschaftlern 22 große Fragen der Menschheit gestellt. Sie finden Sie alle in unserem Forschungsmagazin friedrich sowie nach und nach online in der Reihe „Die großen Fragen“