Der Masterstudiengang Standards of Decision-Making Across Cultures

Spaß am Lösen von großen Problemen: Nico Kunz möchte später einmal für die UNO arbeiten. (Bild: FAU/Boris Mijat)
Spaß am Lösen von großen Problemen: Nico Kunz möchte später einmal für die UNO arbeiten. (Bild: FAU/Boris Mijat)

Studierende lernen hier, Entscheidungen im globalen Kontext zu treffen

Standards of Decision-Making Across Cultures heißt ein neuer Masterstudiengang, den es seit Herbst 2017 an der FAU gibt. Dabei handelt es sich um einen internationalen und interdisziplinären Elitestudiengang, in dem Studierende lernen, in ihren späteren Tätigkeiten je nach Situation die beste Entscheidung zu treffen. Doch wie genau lernt man das? „Indem die Studierenden Entscheidungen als theoretische und komplexe Gebilde betrachten“, erklärt Studiengangskoordinatorin Anna Schneider.

Sie müssen alle Hintergründe – anthropologische, soziale, kulturelle, politische, globale – kennen, die eine Entscheidung beeinflussen. Dafür bekommen die Studierenden ein umfassendes Bild aus verschiedenen Fachrichtungen wie Geschichte, Politik oder Wirtschaft unter anderem durch die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung (IKGF) vermittelt. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die interkulturelle Ausrichtung, beispielsweise durch einen Auslandsaufenthalt in China. „Wir bilden unsere Studierenden zu Generalisten aus, die mit dem entsprechenden Handwerkszeug die bestmöglichen Entscheidungen treffen werden“, sagt Anna Schneider.

Es ist wichtig, dass man sich aus dem eigenen Kontext lösen kann

Nico Kunz studierte Politikwissenschaften im Bachelor. Die bloße Politikwissenschaft konnte ihm jedoch seine Fragen bezüglich der Entscheidungsfindungsprozesse in der Politik nicht beantworten. Deshalb entschied er sich für diesen Masterstudiengang. Hier kann er sowohl seinem Interesse an Politik nachgehen als auch die Lücke zu den Entscheidungsfindungsprozessen schließen. Dabei soll er sein Wissen aus seinem vorherigen Studiengang mit einbringen. „Normalerweise hat man immer Leute um sich, die genau wissen wovon man redet. Bei uns ist das anders. Es geht um den interdisziplinären Austausch“, erklärt Nico Kunz. Denn nur so können die Studierenden – darunter Journalisten, Archäologen, Literaturwissenschaftler, Philosophen – voneinander lernen. „Wir sind ein sehr bunter Haufen, und es ist wichtig, dass man sich aus dem eigenen Kontext lösen kann“, sagt der Student. In dem interdisziplinären Studiengang kann jeder sein individuelles Wissen aus seinem früheren Studium einbringen und vertiefen oder einen völlig neuen Schwerpunkt setzen. „Jeder profitiert von jedem“, erklärt Kunz, der sich insbesondere für die philosophische Komponente des Studiengangs interessiert.

Kulturelle Faktoren spielen eine größere Rolle, als man denkt - Experten wir Nico Kunz sind weltweit gefragt. (Bild: FAU/Boris Mijat)
Kulturelle Faktoren spielen eine größere Rolle, als man denkt – Experten wir Nico Kunz sind weltweit gefragt. (Bild: FAU/Boris Mijat)

Nicht nur in Bezug auf die Fachrichtungen ist die Gruppe Studierender ein sehr bunter Haufen. „Wir haben Kommilitonen aus China, Pakistan und Russland. Das sind Kulturen, über die wir erst einmal nicht viel wissen“, sagt Nico Kunz. Dieses internationale Umfeld bietet den Studierenden die Möglichkeit, von Anfang an in interkulturellen Kontexten zu lernen. Dies ist wichtig, da Entscheidungen sehr stark davon abhängen, in welchem kulturellen Rahmen sie getroffen werden.

Spaß am Suchen nach Lösungen

„Wir lernen gemeinsam auf den gleichen Nenner zu kommen, was die Grundvoraussetzung für gemeinsame Entscheidungen ist – wie ein Biotop, in dem wir uns in kleinem Maßstab auf das vorbereiten, was später kommt“, beschreibt Kunz sein Studium. Dabei ist es notwendig, problemlösungsorientiert zu denken. „Man muss sich dafür interessieren, wie man Probleme lösen kann, die für viele Menschen schwere Folgen haben“, erklärt er. Da sich nicht jedes Problem auf Anhieb lösen lässt, müssen die Studierenden auch eine hohe Frustrationstoleranz haben. Im dritten Semester geht es nach China an die Peking University. „Die Absicht dahinter ist, dass wir uns in einem sehr fremden Umfeld zurechtfinden sollen. Wir müssen beweisen, dass wir unser erlerntes Wissen außerhalb der Universität anwenden können“, erläutert der Student. Hierfür eignet sich der Auslandsaufenthalt in China besonders.

Und was passiert danach?

„Man hat das Gefühl, überall gebraucht zu werden, weil immer und überall Entscheidungen anstehen“, erklärt Nico Kunz. Sein großer Traum ist es, später bei der UNO zu arbeiten. „Vielleicht kann ich da eines Tages Entscheidungen und Verhandlungen begleiten und anderen beratend zur Seite stehen“, erzählt der Student begeistert. Entscheidungsfinder werden auch in der Unternehmensberatung gesucht. „Ein Grund, warum deutsche Unternehmen in China häufig scheitern, liegt darin, dass kulturelle Faktoren eine größere Rolle spielen, als man denkt“, erklärt Nico Kunz. Hier wäre dann das Expertenwissen der Studierenden gefragt. Ebenso können diese ihren Forschungsschwerpunkt vertiefen und eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen. Denn gute Entscheidungen leben von Wissen und Forschung.


Das FAU-Magazin alexander

Dieser Text erschien zuerst im alexander (Ausgabe 108) – dem Magazin rund um alles, was an der FAU gerade aktuell ist.

Die Ausgabe 108 hat unter anderem folgende Themen: 50 Jahre RRZE, Datenbanken in den Geisteswissenschaften, die Digital Tech Academy und der Elitestudiengang „Standards of Decision-Making Across Cultures“.