Wenn es knallt und stinkt: Junge Forscher an der FAU

Portraitfotos der Wissenschaftler in Collage
Prof. Dr. Andreas Kometz, Professur für Didaktik der Chemie sowie Leiter des Chemielehrer-Fortbildungszentrums und des Schülerlabors NESSI-Lab der FAU und Dr. Michael Urbanger, Professur für Didaktik der Chemie (Bilder: Timo Hentschel / Michael Urbanger)

Das NESSI-Lab der FAU fördert Neugierde an Naturwissenschaften bei Kindern

Die FAU hat nicht nur für ihre Studierenden ein umfassendes naturwissenschaftliches Lehrangebot. Das NESSI-Lab der FAU begeistert Kinder ab der ersten Jahrgangsstufe für das Experimentieren auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und fördert deren Neugierde in Chemie, Biologie und Physik. Heuer feiert das NESSI-Lab sein zehnjähriges Jubiläum – zusammen mit dem Chemielehrer-Fortbildungszentrum, das bereits 15 Jahre wird.  Was das NESSI-Lab ist und wie das Konzept funktioniert, erklären Prof. Dr. Andreas Kometz und Dr. Michael Urbanger von der Professur für Didaktik der Chemie der FAU im Interview.

Was verbirgt sich hinter dem NESSI-Lab?

Prof. Kometz: Das NESSI-Lab ist vieles auf einmal. Zum einen ist es ein Schülerlabor, bei dem Schulkinder ab der ersten Jahrgangsstufe chemisch-naturwissenschaftliche Fragestellungen durch eigenes Experimentieren selbst beantworten – natürlich altersgerecht und ungefährlich. Es ist aber auch eine Lehrveranstaltung, denn die forschenden Schulkinder müssen betreut sowie ihre entstehenden Fragen auch richtig beantwortet werden. Dies übernehmen Studierende des Lehramts Chemie. Sie betreuen die Schulkinder beim Experimentieren, führen sie durch den Laborvormittag und helfen beim Finden der naturwissenschaftlichen Erklärungen. Und dann ist das NESSI-Lab auch ein Fortbildungskonzept, das bisher chemisch nicht ausgebildeten Lehrkräften besonders aus dem Grund- und Mittelschulbereich grundlegendes, für ihren Unterricht geeignetes Wissen sowie Experimente vermittelt. In allen drei Bereichen werden naturwissenschaftliche Inhalte vermittelt, das heißt Chemie, Physik und Biologie. Dies gelingt durch die Kooperation mit den benachbarten Didaktiken Physik und Biologie.

Das NESSI-Lab heißt übrigens so, weil es das Nürnberg-Erlanger-Schüler- und Schülerinnen-Labor ist. Es hat nur den Namen mit dem schottischen Monster gemeinsam – als Maskottchen nutzen wir es aber trotzdem.

Und welche Art von Experimenten bereitet den Schülerinnen und Schülern am meisten Freude?

Dr. Urbanger: Grundsätzlich alle Experimente, bei denen sich ein gut sichtbarer Effekt einstellt: Farbänderungen, Flammenerscheinungen, kleine „Explosionen“ – die eigentlich gar keine sind – und Formänderungen. Besonders beliebt sind Experimente mit Feuer oder Experimente, bei denen durch entstehende Gase Druck aufgebaut wird. Die wegfliegenden Brauseröhrchendeckel gleichen dann einem Raketenflug. Da im Schülerlabor aber eine gute Mischung aus spektakulären und alltäglichen Experimenten vorhanden ist, kommt der Besuchstag bei den Schulkindern immer gut an.

Momentan können Schülerinnen und Schüler der ersten bis sechsten Jahrgangsstufe an dem NESSI-Lab teilnehmen. Wird das Konzept zukünftig auch für höhere Jahrgangsstufen ausgebaut?

Prof. Kometz: Wir haben mit dem Gedanken begonnen, Kindern naturwissenschaftliche Inhalte altersgerecht zu vermitteln. Deshalb lag der Fokus beim Aufbau des NESSI-Labs vor zehn Jahren auf dieser Altersgruppe. Seitdem hat das NESSI-Lab eine stete Weiterentwicklung erfahren. Mittlerweile gibt es die Experimente nicht nur für Kinder in Regelklassen, sondern auch als besondere Form für Kinder in Förderschulen. Zudem ist das NESSI-Lab in Verbindung mit dem Exzellenzcluster Engineering of Advanced Materials (EAM) der FAU in den P-Seminaren der Gymnasien mit den Themen Nanotechnologie und Neue Energien vertreten. Als weitere Entwicklung ist jetzt das Thema Integration in Berufsschulklassen in Arbeit, um Migrantinnen und Migranten über sprachsensibel gestaltete naturwissenschaftliche Experimente an die notwendigen sprachlichen Kenntnisse heranzuführen. Dazu kommen noch Teilprojekte, bei denen wir an die Schulen fahren, diese mit Laborequipment ausstatten oder Laborgründungen auf internationaler Ebene unterstützen, wie es beispielsweise in Beni Suef in Ägypten oder in Hradec-Kralove in der Tschechischen Republik.

Neben dem NESSI-Lab hat kürzlich auch das Chemielehrer-Fortbildungszentrum sein Jubiläum gefeiert. Was genau passiert in dem Chemielehrer-Fortbildungszentrum?

Dr. Urbanger: Das Chemielehrer-Fortbildungszentrum ist eines von sieben Fortbildungszentren deutschlandweit, das sich Fortbildungskonzepten für Chemielehrer widmet und von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und dem Fonds der Chemischen Industrie (FCI) unterstützt wird. Wir bieten hier aktuelle Themen aus der Chemie an, die für den Chemieunterricht der einzelnen Schularten relevant sind. Dazu laden wir die entsprechenden Fachleute aus Schulen, Universitäten oder Industrie ein, die ihre Theorie vorstellen und anschließend in einem Laborpraktikum eine praktische Umsetzung für die Lehrkräfte anbieten. Die Fortbildungen finden dabei hauptsächlich im Labor der Chemiedidaktik statt. Wir haben aber auch Partner, bei denen einzelne Veranstaltungen stattfinden können. Beispielsweise Schulen oder Universitäten, die die Themen im Rahmen einer schulinternen Fortbildung bearbeiten wollen. Besonders zu erwähnen ist, dass das Fortbildungszentrum in Nürnberg mit über 70 Veranstaltungen und über 1200 Teilnehmern pro Jahr im bundesweiten Vergleich sehr erfolgreich ist.

Weitere Informationen:

Dr. Michael Urbanger
Tel.: 0911/5302 348
michael.urbanger@fau.de