„Die meisten nehmen die gegenwärtigen Bedingungen einfach als gegeben und unveränderbar hin.“

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Michael Enders, Vertreter der Studierendenvertretung (Bild: Milan Stephan)

FAU-Hochschulwahl: Studierende wählen am 19. und 20. Juni ihre Vertreter

Auch dieses Jahr stehen die Hochschulwahlen an der FAU vor der Tür. Am 19. und 20. Juni können alle Studierende jeweils von 9 bis 15 Uhr ein Kreuzchen auf ihre Wahlzettel setzen und somit wichtige Entscheidungen der FAU mitgestalten. Was Studierende mit ihrem Gang zu den Urnen alles verändern und bewirken können und weshalb die Wahlbeteiligung in den letzten Jahren eher gering ausfiel, erklärt Michael Enders, Vertreter der Studierendenvertretung der FAU, in einem Interview mit FAU aktuell.

Auf den Hochschulwahlen am 19. und 20. Juni werden der studentische Konvent, der Fakultätsrat und die Fachschaftsvertretungen gewählt. Wofür sind diese Gremien verantwortlich?

Der studentische Konvent ist das höchste gewählte studentische Gremium und die offizielle Vertretung der Studierenden. Er beschließt die Positionen der Studierenden und vertritt ihre Interessen gegenüber der Universitätsleitung. Hierfür werden aus den Reihen des Konvents zwei studentische Senatoren gewählt und diverse Vertreter in alle möglichen Gremien entsandt.

Im Fakultätsrat werden über fakultätsweite Belange diskutiert, wie zum Beispiel die Studien- und Prüfungsordnungen aller Studiengänge der Fakultäten, den Aufbau neuer Studiengänge oder die Berufung von Professoren. Außerdem wählt der Fakultätsrat seinen Dekan, seinen Stellvertreter, die Prodekane, sowie die Studiendekane. Neben vier Vertretern aus den Reihen der Studierenden sitzen in diesem Gremium noch zwölf Professoren, vier wissenschaftliche Mitarbeiter und zwei Vertreter des nicht-wissenschaftlichen Personals.

Die Fachschaftsvertretungen (FSVen) kümmern sich um die fakultätsweiten Belange der Studierenden und verbessern mit ihrer Arbeit die Studienbedingungen an ihrer Fakultät. Die Hälfte der Mitglieder des studentischen Konvents – also 15 Mitglieder – werden durch die FSVen entsandt.

In den vergangenen Jahren beteiligten sich nur wenige Studierende an den Hochschulwahlen. Womit hängt das aus Ihrer Sicht zusammen?

Viele Studierende bekommen während ihres normalen Studienalltags wenig von der Hochschulpolitik mit. Probleme werden von der Studierendenvertretung oftmals bereits behoben, bevor sie sich auf das Studium Einzelner niederschlagen könnten. Vielen Studierenden ist auch gar nicht bewusst, was sie an ihrer Uni so alles bewegen, verändern und verbessern könnten. Die meisten nehmen die gegenwärtigen Bedingungen einfach als gegeben und unveränderbar hin.

Bereits unter Anbetracht dieser beiden Punkte kann ich mir das vorherrschende Desinteresse an der Wahl erklären. Dass die Wähler durch mangelnde Information bzw. mangelndes Interesse das Gefühl verlieren mit ihrer Stimme etwas bewegen zu können, sieht man ja auch in kleinerem Ausmaß an der Bundestagswahl, bei welcher seit Jahren die Wahlbeteiligung abnimmt – vor allem bei den unter 25-Jährigen.

Ein zusätzlicher Faktor ist sicherlich auch die Unbekanntheit der einzelnen Vertreter. Da wir in der Studierendenvertretung selten persönliche Statements abgeben und eher versuchen den Konsens der Studierenden wiederzugeben, kann man oft wenig mit den Namen auf den Wahlzetteln anfangen.

Alle Studierenden, die sich in der Hochschulpolitik engagieren, tun dies ehrenamtlich neben ihrem Studium. Für viele Studierende ist ein solches Engagement neben dem Studium, der Arbeit und dem Privatleben zeitlich nicht denkbar. Neben der geringen Wahlbeteiligung ist also auch der derzeitige Mangel an Nachwuchs ein großes Problem. Es reicht eigentlich nicht „nur“ zur Wahl zu gehen. Um Veränderung herbeizuführen, muss man selbst aktiv werden!

Auf welche Projekte haben die Studierenden mit ihrer Teilnahme an der Hochschulwahl konkret Einfluss?

Ein aktuelles Thema ist die Lernraumsituation an der FAU und im Speziellen in der Innenstadt an der Philosophischen Fakultät. Vor allem in den Prüfungszeiten sind die Bibliotheken hier maßlos voll – einen Platz zu ergattern, wird zu einem kleinen Abenteuer. Zurzeit arbeitet die Studierendenvertretung mit verschiedenen Vertretern der FAU daran, weitere Lernräume zu erschließen, beispielsweise durch das Öffnen von Seminarräumen außerhalb der Lehrveranstaltungen oder das Etablieren von 24/7-Bibliotheken. Ein erster Erfolg kann an der Naturwissenschaftlichen Fakultät verbucht werden, an welcher in Zukunft das Öffnen einiger Seminarräume per FAU-Card möglich sein soll.

Weiterhin setzt sich die Studierendenvertretung dafür ein, dass das Prüfungsamt keine pauschale Symptompflicht auf Attesten mehr verlangen darf. Wir sind der festen Überzeugung, dass solche vertraulichen Informationen nicht in die Hände beliebiger Personen gehören, die in der Regel keine passende Ausbildung haben, um derartige Informationen sinnvoll zu verwerten.

Diese Liste kann man noch lange weiterführen und alle sind dazu aufgerufen eigene Themen an die Studierendenvertretung heranzutragen. Denn im Gegensatz zur normalen Politik werden einem in der Hochschulpolitik von studentischer Seite keine Steine in den Weg gelegt. Alle, die sich engagieren möchten, dürfen und sollen dies auch!

Angenommen eine Vielzahl an Studierenden würde sich an den Hochschulwahlen beteiligen, wie würde das Universitätsleben an der FAU dann womöglich aussehen?

Eine höhere Wahlbeteiligung stärkt natürlich die Positionen der Studierenden in allen Gremien. Auch auf höherer Ebene, zum Beispiel im Landtag, würde die Stimme der Studierendenvertretung mehr Gewicht erhalten. Denn obwohl die Studierenden an der FAU (und den meisten anderen Universitäten) die größte Statusgruppe bilden, lässt die von Politik und Universität ermöglichte Beteiligung und der Einfluss von uns Studierenden auf die Abläufe an der Universität sehr zu wünschen übrig. Mit einer gewichtigeren Stimme im Landtag, wären vielleicht auch nicht immer Demonstrationen (z.B. Abschaffung der Studiengebühren) oder marode Gebäude nötig, um die Politik auf Missstände an den Universitäten aufmerksam zu machen.

Mit einer höheren Beteiligung an den Hochschulwahlen, würde wohl auch das allgemeine Engagement in der Studierendenvertretung gesteigert und man könnte mit noch mehr neuen und innovativen Projekte an der FAU rechnen!

Bild: Felix Lammermann