Dr. Mohammad Javed Ali
Humboldt-Forschungsstipendiat am Lehrstuhl für Anatomie II
Querdenker im Umgang mit Herausforderungen menschliche Tränen betreffend
Dr. Mohammad Javed Ali ist ein international bekannter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Dakryologie, die sich mit den ableitenden Tränenwegen und der Tränendrainage beschäftigt. Er leitet das Govindram Seksaria Institut of Dacryology am renommierten L.V. Prasad Eye Institute in Hyderabad, Indien. Es handelt sich dabei um das weltweit einzige Institut, das sich speziell mit Erkrankungen der ableitenden Tränenwege beschäftigt.
Dr. Javed Ali ist auf dem Gebiet der plastischen Augenchirurgie und Nasenheilkunde ausgebildet, eine äußerst wünschenswerte Kombination für einen Dakryologen. Er hat mit 32 Jahren bereits mehr als 200 Fachartikel veröffentlicht und ist Mitglied der Redaktionsleitung von fünf großen Wissenschaftszeitschriften.
Ich glaube fest an eine translationale Medizin, also eine Medizin, die sich mit der schnellen und effizienten Umsetzung präklinischer Forschung in die klinische Entwicklung beschäftigt und so in ihrer Gesamtheit auf Gemeinschaften sowie Gesellschaften wirkt.
Dr. Javed Ali, was hat ursprünglich Ihr Interesse an der Dakryologie geweckt?
Schon früh in meiner Karriere habe ich mich für Tränenkanäle begeistert und war ein Querdenker im Umgang mit Herausforderungen menschliche Tränen betreffend. Zudem fiel mir schon früh auf, dass es nur wenige Wissenschaftler und Mediziner gibt, die Tränenwegsstörungen mit dem Fokus und der Aufmerksamkeit behandeln, die diese verdienen. Um wirkungsvolle Medizin zu praktizieren ist Forschung ebenso entscheidend wie die klinische Arbeit.
Warum haben Sie sich für die FAU als Gastuniversität entschieden?
Die Antwort darauf ist klar. Ein Grund ist Prof. Dr. Friedrich Paulsen, Inhaber des Lehrstuhls für Anatomie II, den ich persönlich für den besten, lebenden Anatomen weltweit halte. Ein weiterer Grund sind die beeindruckenden Forschungseinrichtungen für zelluläre Anatomie und Pathologie.
Wie sichtbar ist die FAU in Ihrem Forschungsgebiet?
Innerhalb der Grundlagenforschung der Dakryologie ist sie sehr sichtbar!
Wenn Sie Ihre Heimatuniversität mit der FAU vergleichen – was sind die auffälligsten Unterschiede?
Ich glaube jeder Ort hat seine Vor- und Nachteile. Ich möchte mich lieber auf die gemeinsamen Stärken, die wir teilen, konzentrieren. Denn das hilft mir, den Fortbestand meiner Forschung an beiden Orten aufrechtzuerhalten.
Könnten Sie uns kurz erklären an was Ihre Forschungsgruppe arbeitet?
Wir arbeiten momentan daran, die multifaktorielle Ätiopathogenese, also die Entstehung und Entwicklung von Tränenkanalblockaden zu enträtseln. Da diese Blockaden geschlechtsspezifisch sind, wurde eine umfangreiche hormonelle Profilanalyse von Tränendrüsen begonnen.
Was sind die bislang wichtigsten Ergebnisse Ihrer Forschung an der FAU?
Ich denke, es ist noch zu früh darauf eine Antwort zu geben, aber ich verspreche Ihnen Sie auf dem Laufenden zu halten.
Welche Auswirkung hat Ihre Forschung auf die Gesellschaft?
Ich glaube fest an eine translationale Medizin, also eine Medizin, die sich mit der schnellen und effizienten Umsetzung präklinischer Forschung in die klinische Entwicklung beschäftigt und so in ihrer Gesamtheit auf Gemeinschaften sowie Gesellschaften wirkt. Tränenkanalblockaden sind in der Bevölkerung weit verbreitet und ich habe die Hoffnung, dass der Tag kommt, an dem wir verstehen, warum diese Blockaden so häufig vorkommen, und dass dann Lösungen entwickelt werden, die eine positive Auswirkungen auf einen Großteil der Menschheit haben werden.
Was waren Ihre ersten Eindrücke der Region um Erlangen und Nürnberg?
Als ich 2014 hier ankam, war es ein Sonntag. Ich hatte keine Ahnung, dass alles, aber auch wirklich alles am Sonntag geschlossen ist! Wäre Prof. Paulsen nicht gewesen, dann wäre ich hungrig geblieben!
Können Sie uns bereits von einem Highlight oder einem Moment erzählen, an den Sie sich immer erinnern werden?
Ich glaube am einprägsamsten für mich werden immer die Freundlichkeit und Großzügigkeit von Prof. Paulsen sein. Er ist zwar der Vizepräsident für Lehre an der FAU und Leiter des Anatomischen Instituts II, aber er hat mich behandelt wie ein Familienmitglied. Er gab mir Übungsstunden auf dem Fahrrad oder sprach mit meinem Vermieter als mein Fernseher nicht funktionierte. Was kann man sich mehr von einem Mentor erhoffen?
Was sind Ihre Lieblingsorte an der FAU und in Erlangen oder Nürnberg?
Natürlich das Anatomische Institut II! Darüber hinaus mag ich den Botanischen Garten und das anregende Siemens MedMuseum.
Möchten Sie etwas ergänzen?
Ein Zitat des großen deutschen Physikers Max Planck: „Jeder, der sich jemals ernsthaft in irgendeiner Form wissenschaftlich gearbeitet hat, realisiert, dass über dem Eingang zu den Toren des Tempels der Wissenschaft die Worte „Ihr müsst glauben“ geschrieben stehen.
Viele Dank für das Interview, Dr. Javed Ali.