Wenn Schafe und Ziegen für Menschen zur Gefahr werden
Nationales Forschungskonsortium unter Erlanger Leitung will Q-Fieber eindämmen
Das Q-Fieber, eine bakterielle Infektionskrankheit, schadet befallenen Wiederkäuern kaum, kann aber für den Menschen ernste Folgen haben. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben sich daher gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Greifswald, Hannover, Jena, Leipzig, München und Stuttgart zum Ziel gesetzt, wichtige Beiträge zur Eindämmung dieser von Tieren auf Menschen übertragbaren Erkrankung in Deutschland zu leisten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt den interdisziplinären Forschungsverbund zur Übertragung, Entstehung, Diagnostik und Therapie des Q-Fiebers in den nächsten fünf Jahren mit fast vier Millionen Euro. Das bundesweite Konsortium mit den Namen Q-GAPS („Q-fever – German Interdisciplinary Program for Research“) wird von Privatdozentin Dr. Anja Lührmann am Mikrobiologischen Institut – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene der FAU (Direktor: Prof. Dr. med. Christian Bogdan) geleitet.
Das Q-Fieber ist eine durch das Bakterium Coxiella burnetii verursachte Infektionskrankheit. Träger und Reservoirwirte des Infektionserregers sind kleine Wiederkäuer, vor allem Schafe und Ziegen. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt in erster Linie über die Luft. Infizierte Wiederkäuer zeigen meist keinerlei Symptome, allerdings kann es zu einer Zunahme von Fehlgeburten bei den Tieren kommen. Beim Menschen verläuft die akute Infektion im Allgemeinen in Form eines grippeartigen Krankheitsbildes, sie kann aber auch zu einer akuten Lungen- oder Leberentzündung führen. Zwar lässt sich das akute Q-Fieber gut mit Antibiotika therapieren; Studien aus anderen Ländern ergaben jedoch, dass circa 20 Prozent aller Infizierten ein sogenanntes „Post-Q-Fieber-Erschöpfungssyndrom“ entwickeln, über dessen Häufigkeit in Deutschland bisher nichts bekannt ist. Weiterhin kann die Infektionskrankheit auch chronisch werden. Das chronische Q-Fieber tritt meist als Herzinnenhautentzündung in Erscheinung und ist im Gegensatz zum akuten Q-Fieber bisher nur schwer therapierbar. Andere offene Fragen betreffen die Wege der Übertragung von Tier auf Mensch sowie die Mechanismen, durch die Coxiella burnetii im Wirtsorganismus überlebt und zur Krankheit führt.
Das interdisziplinäre Q-GAPS Konsortium setzt sich aus zwölf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachgebiete zusammen. Humanmediziner, Veterinärmediziner, Epidemiologen, Immunologen, Impfstoffentwickler, Mikrobiologen, Bioinformatiker, Experten für Biologische Sicherheit und Mitarbeiter der öffentlichen Gesundheitsdienste arbeiten in einem „One Health“-Ansatz eng zusammen, um neue pathogenetische, diagnostische, therapeutische und präventive Konzepte zu entwickeln. Q-GAPS wird auch zum Informationsaustausch zwischen tier- und humanmedizinischen Meldesystemen beitragen. Die von Q-GAPS erzielten Forschungsergebnisse werden in einer Datenbank zusammengefasst, um so die Arbeit von Ärzten und öffentlichem Gesundheitsdienst zu unterstützen und gleichzeitig die Öffentlichkeit über die Erkrankung zu informieren. Q-GAPS ist Teil des vom BMBF unterstützten Nationalen Forschungsnetz für Zoonotische Infektionen, in dem Infektionskrankheiten, die von Tier auf Mensch übertragbar sind, untersucht werden.
Weitere Informationen:
PD Dr. Anja Lührmann
Tel.: 09131/85-22577
anja.luehrmann@uk-erlangen.de