Medizinhistorische Vortragsreihe

Mikrofon in Konferenzraum
Bild: Colourbox.de

Im Rahmen der Medizinhistorischen Vortragsreihe stellt das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der FAU an drei Terminen aktuelle Arbeiten aus dem Gebiet der Medizingeschichte der interessierten Öffentlichkeit vor. Die Teilnahme an den Vorträgen ist kostenlos.

Zeit und Ort: ab 13. November, montags, 18.15 bis 19.30 Uhr, Kollegienhaus, Raum 1.020, Universitätsstraße 15, Erlangen

Aktuell wird in Deutschland darüber diskutiert, ob und wie die Selbstbestimmung intersexueller Menschen rechtlich anerkannt und gestärkt werden sollen. Bereits im 18. Jahrhundert war die Wahlfreiheit der doppelgeschlechtlichen Menschen geregelt, doch die Frage nach deren Heiratsfähigkeit musste ein Arzt in Gutachten erläutern. Am 13. November stellt Dr. Maximilian Schochow von der Universität Ulm in einem Vortrag mit dem Titel „Hermaphroditen in der frühen Neuzeit“ einige dieser Gutachten vor und analysiert verschiedene Untersuchungstechniken und deren Auswirkungen. Zudem untersucht er, ob es chirurgische Eingriffe gab, um die Heiratsfähigkeit zu gewährleisten.

Im griechischen Altertum gingen die Menschen für eine Therapie in den Tempel und erhofften sich durch Rituale, wie zum Beispiel den Tempelschlaf, die Heilung von Krankheiten. Franziska Weise von der Universität Hamburg erläutert in ihrem Vortrag „Einmal Heilschlaf, bitte! Zur Ökonomie der Heilung im Asklepieion von Athen“ am 4. Dezember, wie sich so eine Therapie gestaltete und welche ökonomischen Faktoren dabei eine Rolle spielten. Sie geht dabei vor allem auf den Kult des griechischen Gottes der Heilkunst, Asklepios, und den Zusammenhang von Kult und Heilung in der griechischen Antike näher ein.

Während der NS-Zeit wurden systematisch mehr als 70.000 Menschen mit körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderung umgebracht. An dieser sogenannten T 4-Aktion waren zahlreiche Heilanstalten beteiligt. Eine Ausnahme bildet das psychiatrische Sanatorium in Wiesneck in Baden-Württemberg, das bis Ende 1944 weitgehend unbeeinträchtigt weiterarbeiten konnte. Prof. Dr. Peter Selg wertete 1438 Krankenakten der Jahre 1933-1945 aus und ging der Frage nach, wie es dem leitenden Arzt Friedrich Husemann gelang, die T 4-Aktion zu umgehen und ob die Überlieferung stimmt. In seinem Vortrag am 15. Januar stellt Selg seine Ergebnisse in dem Vortrag „Anthroposophische Psychiatrie in der Zeit des Nationalsozialismus. Zur Auswertung von 1438 Krankenakten des Sanatoriums Wiesneck“ vor.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Karl-Heinz Leven
Tel.: 09131/85-22094
karl.heinz-leven@fau.de