„Vor allem gilt es, an sich selbst zu glauben“

Anna Dimitrova ist seit April 2016 Geschäftsführerin Strategy & Digital bei Vodafone Deutschland. (Bild: Alexander Vejnovic, (https://www.das-fotostudio-duesseldorf.de)
Anna Dimitrova ist seit April 2016 Geschäftsführerin Strategy & Digital bei Vodafone Deutschland. (Bild: Alexander Vejnovic, (https://www.das-fotostudio-duesseldorf.de)

Anna Dimitrova, Geschäftsführerin Strategy & Digital bei Vodafone Deutschland

Anna Dimitrova wurde in Bulgarien geboren und kam 1996 mit ihrem heutigen Ehemann nach Deutschland, um an der FAU Marketing, Wirtschaftsinformatik und Controlling zu studieren. 2001 erlangte sie in ihrem Jahrgang den besten Abschluss als Diplomkauffrau. Zuvor studierte Frau Dimitrova an der Universität für National- und Weltwirtschaft in Sofia. 2001 begann ihre Karriere bei Vodafone Deutschland (damals noch Mannesmann D2) im Bereich Marketing. Es folgten bedeutende Positionen und Aufgaben wie die Restrukturierung der tschechischen Vodafone-Tochter als Finanzchefin oder die Integration von Kabel Deutschland mit 3.500 Mitarbeitern. Im Dezember 2014 wurde Frau Dimitrova Mitglied der Geschäftsleitung Strategy & Corporate Development bei Vodafone Deutschland. Seit dem 1. April 2016 ist sie Geschäftsführerin Strategy & Digital.

Nur wenige Sachen sind von Natur aus männlich oder weiblich und Berufe und Karrieren zählen sicherlich nicht dazu.

Frau Dimitrova, Sie haben an der FAU Marketing, Wirtschaftsinformatik und Controlling studiert. Warum haben Sie sich damals für ein Studium an der FAU entschieden?

Ich komme ursprünglich aus Sofia, Bulgarien. 1996 wollte ich unbedingt Wirtschaft studieren, denn ich wollte Unternehmerin werden, das Business verstehen und lernen, was Marktwirtschaft bedeutet und wie sie funktioniert. Da ich in Österreich aufgewachsen bin und deutsch sprach, war es klar für mich – ich werde in Deutschland oder Österreich studieren. Meine Präferenz war Deutschland, da das Land viel größer ist und damit mehr Möglichkeiten vorhanden sind. Warum Erlangen- Nürnberg? Weil das die einzige Uni war, die damals beide – mich und meinen Mann (damals Freund) – aufgenommen hat. Also war Glück dabei und wir haben unsere Chance genutzt.

Was hat Ihnen an Ihrem Studium an der FAU besonders gut gefallen?

Dass es viel Neues und Unbekanntes zu lernen gab. Wir haben in Erlangen gewohnt und ich fand den Mix aus Groß- und Kleinstadt, wie eben bei Nürnberg und Erlangen, optimal, da ich ziemlich viel gelernt habe. Erlangen ist ziemlich klein, also konnte ich mich gut auf mein Studium konzentrieren und wurde nicht abgelenkt. Ich muss gestehen, den fränkischen Akzent zu verstehen fiel mir nicht leicht, aber das habe ich auch geschafft, denn die Professoren haben Hochdeutsch gesprochen.

Was haben Sie im Studium für Fähigkeiten gesammelt, die Sie noch heute einsetzen?

Da gibt es Einiges, wie zum Beispiel Expertenwissen in den Bereichen Preistheorie und -politik sowie Beziehungsmanagement. Insbesondere Programmieren in SQL (Structured Query Language, dt.: Strukturierte Abfrage-Sprache) und alle Konzepte des Kostenmanagements sowie Gewinn und Verlust-Steuerung (GuV) Steuerung haben mir bei meinem Berufsstart sehr geholfen, denn mein erster Job im Marketing bei Vodafone hat viel davon vereint.  Ich war Tarifentwicklerin und habe meine Programmierkenntnisse eingesetzt, um Tarife zu simulieren, mein Pricing-Knowhow, um aus Kundensicht attraktive Tarifen zu entwickeln und das geballte Wissen zu Margensteuerung, um profitable Tarife zu entwickeln. Und dies werde ich mein Leben lang nicht vergessen… na gut, programmiert habe ich seit Jahren nicht mehr.

Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen?

O ja, meine beste Freundin ist Astrid Kloos, sie ist Customer Sales Direktorin bei Nestle und wir sehen uns oft und verbringen gern mit unseren Familien den Urlaub zusammen. Neulich habe ich auch Prof. Dr. Alexander Haas getroffen, der bis 2006 wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Marketing der FAU war. Mit Prof. Dr. Dr. h. c. Hermann Diller, der zu meiner Studienzeit Inhaber des Lehrstuhls für Marketing an der FAU war, hatten wir auch häufig Kontakt.

Ihre Fächerkombination aus Marketing, Wirtschaftsinformatik und Controlling wirkt sehr ungewöhnlich. Warum genau diese Fächer?

Ich finde die Kombination eigentlich ziemlich eng verwandt, zumindest in der heutigen Wirtschaft. Controlling, weil ich als Unternehmerin die P&L (Profit and Loss, dt.: Gewinn und Verlust), die Bilanz  und alle Hebel verstehen muss. Marketing, weil ich im Grundstudium entdeckt habe, dass Marketing viel mit Zahlen zu tun hat, und ich fand das großartig. Informatik war ein Deal mit einem Freund – wenn er Marketing wählt, wähle ich Informatik. Diese Fächerkombination würde ich wieder wählen und empfehle neuen Studenten, die Entscheidung, welche Fächer sie studieren möchten, strategisch zu treffen.

Sie sind seit April 2016 Geschäftsführerin Strategy & Digital bei Vodafone Deutschland. Was sind Ihre Aufgaben?

Ich habe ein sehr spannendes Aufgaben-Portfolio. In einem Satz, ich und mein Team haben die Verantwortung, Vodafone Deutschland für die digitale Zukunft aufzustellen. Wir arbeiten an unserer zukünftigen Infrastruktur mit 5G und Glasfaser, an der Digitalisierung, e-commerce und e-care, entwickeln Innovationen wie Autonomes Fahren, Smart City, Industrie 4.0.

Ihre Karriere bei Vodafone Deutschland begann bereits 2001 im Marketingbereich. Seitdem sind Sie über verschiedene Management-Positionen innerhalb des Unternehmens immer weiter aufgestiegen. Hat dazu auch Ihr Studium an der FAU beigetragen?

Selbstverständlich. Einerseits natürlich durch die Fachkenntnisse, die ich erworben habe, aber vielmehr durch die Feuerprobe, Mut zu zeigen, offen zu sein und Herausforderungen anzunehmen.

Was würden Sie vor allem Studentinnen mit auf den Weg geben, die eine Karriere in einer nach wie vor von Männern dominierten Branche wie der Telekommunikation anstreben?

Zunächst einmal gilt es, sich selbst nicht in eine Schublade zu stecken oder von anderen stecken zu lassen. Nur wenige Sachen sind von Natur aus männlich oder weiblich und Berufe und Karrieren zählen sicherlich nicht dazu. Aber praktische Fähigkeiten wie Programmieren oder digitale Fähigkeiten helfen, über Stereotypen hinauszuwachsen. Vor allem gilt es, an sich selbst zu glauben.

Vielen Dank für das Interview, Frau Dimitrova.

Foto: Alexander Vejnovic, https://www.das-fotostudio-duesseldorf.de