Der wesentliche Kern der Schaffenskraft
Universität Erlangen-Nürnberg feiert 274. Gründungsjubiläum
Zur Feier des 274. Gründungsjubiläums der FAU lud deren Präsident, Prof. Dr. Joachim Hornegger, am 6. November in das Audimax der Universität. Bei der Feier verlieh die FAU den Renate-Wittern-Sterzel-Preis, die Habilitationspreise sowie die Würde eines Ambassadors der FAU. Im Zentrum des Berichts des Präsidenten standen die Entwicklungen des vergangenen Jahres sowie ein Ausblick auf die Herausforderungen, denen sich die FAU im kommenden Jahr stellen wird.
Impressionen des Abends und vom Empfang der Lehr- und Habilitationspreisträger
Der akademischen Gemeinschaft an der FAU, ihren Freunden und Förderern sowie den Bürgerinnen und Bürgern präsentierte der Präsident in seiner Begrüßungsansprache die Erfolge der vergangenen zwölf Monate. Er verwies auf das 50. Jubiläum der Technischen Fakultät, die sich sehr gut in die klassische, schon bestens funktionierende Volluniversität eingegliedert habe. „Die FAU gehört aufgrund dieses hervorragenden Zusammenwachsens und der gegenseitigen Stärkung und Befruchtung der hauseigenen Disziplinen zu den zehn innovationsstärksten Universitäten Europas, wie das zum dritten Mal erschienene Reuters Ranking der innovativsten Universitäten belegt“, führte Hornegger aus.
Mit dem Konzept FAU Vision 2030 gehe es voran, erläuterte Hornegger: Nach dem Scheitern der Ankaufpläne für das AEG-Gelände durch die Staatsregierung sei nun dank Nachverdichtung, Ausweisung von neuem Bauland auf Flächen des Freistaats und dem Ankauf zusätzlicher Flächen nahe dem Südgelände die Standortkonzentration der Technischen Fakultät in Erlangen möglich. Für den ebenfalls im Konzept enthaltenen Himbeerpalast seien die Kaufverhandlungen auf einem guten Weg; die Pläne für die Nutzung des Gebäudes durch die Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie lägen bereit, angepasst an die neuen politischen Realitäten. „Die mit dem Ausbau der Technischen Fakultät in Erlangen eng gekoppelte politische Entscheidung für den Verbleib der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in Nürnberg in diesem Frühjahr ist allerdings für uns nicht nachvollziehbar“, merkte er an.
Im Wettbewerb der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder sei die FAU mit einem materialwissenschaftlichen Clusterantrag im Kreis von insgesamt wenigen Anträgen in den Technikwissenschaften in ganz Deutschland dabei. „Wir setzen nun alles daran, diese große Chance zu nutzen und den Vollantrag für den einzigen ingenieurwissenschaftlichen Cluster in ganz Bayern zu einem positiven Ergebnis zu führen“, bekräftigte Hornegger. Ganz im Sinne von Isaac Newton lasse sich die FAU durch die potentielle Möglichkeit des Scheiterns nicht aufhalten: Der wesentliche Kern der Schaffenskraft sei, den Misserfolg nicht zu fürchten, sagte der englische Gelehrte.
Zu weiteren Höhepunkten des Jahres 2017 zählte Hornegger den Dienstantritt des neuen Kanzlers Christian Zens im Februar, die Feier des 100-jährigen Bestehens des Universitätsbundes, das im 1000-Professuren-Programm prämierte überzeugende Nachwuchskonzept, die Alexander-von-Humboldt-Professur für Spracherwerbsforscherin Ewa Dabrowska von der Universität Birmingham an der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie sowie die Eröffnung des neuen Gründerzentrums ZOLLHOF in Nürnberg, an dem die FAU als Vertreterin der Hochschulen in der Region Hauptgesellschafterin sei.
Weiterhin hob er exemplarisch den Kooperationsvertrag für die Einrichtung eines Zentrums für Physik und Medizin hervor, außerdem die Grundsteinlegung für das Helmholtz-Institut für Erneuerbare Energien und den neuen internationalen Elitestudiengang Standards of Decision Making Across Cultures im Elitenetzwerk Bayern, die zweite Förderphase des EnergieCampus Nürnberg, der ebenfalls dazu beigetragen habe, dass die FAU im renommierten Shanghai Ranking 2017 im Bereich Energieforschung inzwischen Platz 1 in Deutschland eingenommen habe, sowie vier erfolgreiche Anträge im BMBF-Förderprogramm Medizinische Informatik mit 32 Mio. Euro und ein mit 2,5 Mio. Euro dotierten Advanced Grants aus der EU-Förderung für den Chemiker Andreas Hirsch, um schwarzen Phosphor auf molekularer Ebene zu erforschen, oder das innovative Projekt „EAM Science meets Fiction“ des Exzellenzcluster EAM, um langjährige interdisziplinäre Erfahrung auch auf andere Bereiche übertragen, einschließlich eines Autorenwettbewerbs, um den Kontakt zwischen Wissenschaft, Kunst und Literatur herzustellen.
Neben den vielen Sternstunden erwähnte der Präsident auch eine Konstante: Sowohl die Drittmitteleinnahmen mit 180 Mio. Euro als auch die Studierenden Zahlen mit knapp 40.000 Studierenden hätten sich auf hohem Niveau stabilisiert.
„Nur was sich bewegt, kommt voran! ‚Wissen in Bewegung‘ ist daher ein unverwechselbares Markenzeichen und ein Motto für die FAU – nicht nur im Jubiläumsjahr-, das die Fortentwicklung der FAU im regionalen, nationalen und internationalen Umfeld treibt. Wir sind innovativ, vielfältig und leidenschaftlich“, schloss der Präsident.
Die traditionelle Grußbotschaft der Bayerischen Staatsregierung entrichtete der Bayerische Staatsminister für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst Dr. Ludwig Spaenle, MdL Für die Studierenden sprach Ingwer Andersen als Studentischer Senator ein Grußwort.
Festvortrag
Im Festvortrag gab Prof. Dr. Markus Neurath vom Lehrstuhl für Innere Medizin I der FAU und Direktor der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie am Universitätsklinikum Erlangen „Neue Einblicke in ein faszinierendes Organ“ – den Darm. Prof. Neuraths Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem auf dem Gebiet der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.
Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der Jazzband „Orange Factory“, die sich aus Studierenden der FAU zusammensetzt. Die neun Musiker arbeiten in Eigenregie an ihren Stücken mit Freiraum für Improvisation, Jamsessions und Eigenkompositionen. In der Palmeria des Klinikums klang der Abend mit einem Umtrunk aus.
Verleihung der Würde eines Ambassadors
Auch in diesem Jahr wurde ein FAU-Ambassador ernannt: Prof. Dr. Michael J. Puett. Ein Ambassador soll die Interessen der FAU in seinem Heimatland vertreten und in seinem eigenen wissenschaftlichen Umfeld von den Erfahrungen an der Universität Erlangen-Nürnberg berichten.
Prof. Dr. Michael J. Puett ist seit 2011 Walter C. Klein Professor für Chinesische Geschichte und Anthropologie am Fachbereich Ostasiatische Sprachen und Zivilisationen der Universität Harvard in Cambridge / Massachusetts. In Anerkennung seiner exzellenten Leistungen hat ihm das Harvard College nach mehrjähriger Lehrtätigkeit diese Ehrenprofessur verliehen. In seiner Forschung befasst sich Prof. Dr. Puett mit den Wechselbeziehungen zwischen Anthropologie, Geschichte, Religion und Philosophie.
Renate-Wittern-Sterzel-Preis
Mit dem Renate-Wittern-Sterzel-Preis zur Förderung der Gleichstellung und Vielfalt an der FAU wurde in diesem Jahr Prof. Dr. Michael Stürzl ausgezeichnet, der die Professur und die Leitung der Abteilung für Molekulare und Experimentelle Chirurgie an der Chirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen innehat.
Unter Stürzls Leitung wurde Anfang 2017 ein Laboratorium für Schwangere am Translational Research Center Erlangen (TRC) eingerichtet. Aufgrund der kontrollierten Einfuhr von ausschließlich nicht gefährdenden Arbeitsstoffen bietet dieses Labor schwangeren Mitarbeiterinnen im TRC die Möglichkeit, in der so wichtigen Qualifikationsphase Teilbereiche ihrer Arbeiten unter den gesetzlich vorgegebenen Rahmenbedingungen und ohne eigenes Risiko weiterzuführen, anstatt wie üblich diese aus gesundheitlichen Gründen zu unterbrechen.
Habilitationspreise
Die vom Universitätsbund Erlangen-Nürnberg gestifteten und mit jeweils 2.000 Euro dotierten Habilitationspreise wurden in diesem Jahr an folgende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler für ihre Habilitationsschriften verliehen:
Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie
- PD Dr. phil. Thomas Grimm: Vorbereitung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund bzw. nicht deutscher Erstsprache auf den Übergang Schule – Ausbildung/Beruf: Grundzüge einer Didaktik und Pädagogik der Transition
- PD Dr. phil. Dagmar Kiesel: Perspektiven personaler Identität in der christlichen Spätantike und bei Friedrich Nietzsche
Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
- Prof. Dr. jur. Elisa Marie Hoven: Auslandsbestechung – Eine rechtsdogmatische und rechtstatsächliche Untersuchung
Medizinische Fakultät
- Prof Dr. rer. nat. Thomas Gramberg: Die Rolle von SAMHD1 als Restriktionsfaktor der retroviralen Infektion
Naturwissenschaftliche Fakultät
- Prof. Dr. rer. nat. Milan Kivala: Molecular fragments of the heteroatom-doped carbon allotropes by chemical synthesis
Weitere Preise
Der „Hans-Wilhelm und Helga Schüßler-Preis“ ging dieses Jahr an Natalia Malikova und der DAAD-Preis an Hülya Gizem Özkan. Beide wurden für ihr interkulturelles Engagement ausgezeichnet. Der mit 50.000 US-Dollar dotierte internationale Preis für exzellente Beiträge zur Augenheilkunde der Gottfried und Lieselotte Naumann-Stiftung ging an Professorin Sarah Coupland von der Universität Liverpool. Die Erlanger Krebsforschung erhielt von Ehrensenator Hans-Georg Geis und seiner Frau Xue Hong Dong-Geis Unterstützung über 100.000 €.
Zum zweiten Mal wurde der vom Universitätsbund gestiftete Lehrpreisverliehen an:
Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie:
- Frau Teresa Hiergeist, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Romanistik
Medizinische Fakultät
- Dr. med. Tobias Steigleder, Palliativmedizin
Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
- Frau Christina Bader, Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik und Personalentwicklung
Naturwissenschaftliche Fakultät
- Dr. Jan Frahm -Juniorprofessur (W1) für Lie-Theorie und Darstellungstheorie
Technische Fakultät
- Dr. techn. Stefan Rupitsch, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Sensorik
Impressionen und Redebeiträge finden Sie nach der Veranstaltung auf der Webseite zum Dies academicus 2017.
Weitere Informationen:
Pressestelle der FAU
Tel: 09131/85-70229
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