Auszeichnung für herausragende Grundlagenforschung zur Tumorentstehung
Für die Untersuchung eines neuen positiven Rückkopplungsmechanismus bei der Tumorentstehung durch Viren erhielt die Diplom-Molekularmedizinerin und Leiterin der Arbeitsgruppe „Humanes T-Zell-Leukämie-Virus und Adulte T-Zell-Leukämie“ am Virologischen Institut – Klinische und Molekulare Virologie (Direktor: Prof. Dr. Klaus Überla) des Universitätsklinikums Erlangen, Dr. Andrea Thoma-Kreß, jetzt den „Exploration Grant“ der Boehringer Ingelheim Stiftung. Das Forschungsstipendium ist mit rund 80.000 Euro dotiert.
Infektionen sind Auslöser von ca. 15 bis 20 Prozent aller Krebserkrankungen. Weltweit sind mindestens 5–10 Millionen Menschen mit dem Humanen T-Zell-Leukämie-Virus Typ 1 (HTLV-1) infiziert – dem einzigen krebsauslösenden Retrovirus des Menschen. Infektionen mit HTLV-1 können nach jahrzehntelanger Viruspersistenz zum Ausbruch der bislang unheilbaren Adulten T-Zell-Leukämie/Lymphom (ATLL) führen. Für die Entartung der infizierten CD4+-T-Zellen spielt vor allem das virale Onkoprotein Tax eine wesentliche Rolle, da Tax zahlreiche zelluläre Signalwege dereguliert.
Bereits seit Jahren ist bekannt, dass die dauerhafte Aktivierung des klassischen und alternativen NF-κB-Signalwegs Kennzeichen der von HTLV-1 getriebenen Krebsentstehung ist. Im neu geförderten Projekt möchte die Arbeitsgruppe unter Leitung von Dr. Thoma-Kreß der Hypothese nachgehen, dass Tax nicht nur den NF-κB-Signalweg aktiviert, sondern auch selbst in einem bisher unbekannten positiven Rückkopplungsmechanismus durch die NF-κB-Aktivität reguliert wird. In ihren Vorarbeiten haben die Erlanger Wissenschaftler herausgefunden, dass die Aktivierung des NF-κB-Signalwegs überraschenderweise zu einem Anstieg der Tax-Proteinmenge führt, jedoch die Vorläufer der Tax-Proteine, die Tax-Transkripte, weitgehend unbeeinflusst bleiben.
Um zu untersuchen, wie das virale Onkoprotein Tax selbst durch diesen Signalweg reguliert wird, sollen nicht nur die genauen Prozesse in der NF-κB-Signalkaskade eingegrenzt, sondern auch die dafür verantwortlichen Domänen im Tax-Protein identifiziert werden. Ein wesentliches Augenmerk dieses Projekts wird in der Untersuchung des zugrunde liegenden Mechanismus liegen. Die Aufklärung dieses neuartigen Rückkopplungsmechanismus kann dazu beitragen, neue therapeutische Ziele zu identifizieren, um die viral induzierte Tumorentstehung zu unterbinden. Mit diesem herausfordernden Projekt eröffnen sich für das Labor neue Forschungsperspektiven im Bereich der Proteomics. Das Projekt profitiert dabei sehr vom hervorragenden wissenschaftlichen Umfeld am Universitätsklinikum Erlangen und an der FAU Erlangen-Nürnberg.
Exploration Grants der Boehringer-Ingelheim-Stiftung
Mit den Exploration Grants möchte die Boehringer Ingelheim Stiftung herausragenden Grundlagenforschern aus Biologie, Chemie und Medizin die Möglichkeit geben, am Anfang ihrer Karriere neue Forschungsrichtungen auszuloten. Nachwuchsgruppenleiter sollen damit neuen Ideen oder überraschenden Ergebnissen nachgehen können, die das Potenzial haben, das eigene Forschungsprofil zu ergänzen oder neu auszurichten.
Weitere Informationen:
Dr. Andrea Thoma-Kreß
Tel.: 09131/85-26429
andrea.thoma-kress@uk-erlangen.de