Balanceakt zwischen Studium und Spitzensport
Wer Spitzensport betreibt, trainiert nicht nur viel, sondern ist auch häufig unterwegs zu Wettkämpfen, Lehrgängen und Trainingslagern – und das nicht nur in den Semesterferien. Wie schaffen es Sportler an der FAU, Leistungssport und Studium zu vereinbaren?
Svenja Zihsler …
… studiert Molekulare Medizin. Sie ist mehrfache Deutsche Meisterin im Freiwasserschwimmen und startete schon bei Weltmeisterschaften.
„Mein Trainingsaufwand beträgt zwischen 30 und 38 Stunden die Woche, etwa ein bis zwei Mal nehme ich pro Monat dann noch an Wettkämpfen teil, die ein bis fünf Tage dauern. Für Weltcups wie in China und Mexiko kommen lange An- und Abreisezeiten hinzu. Da ich in Würzburg lebe und trainiere, verbringe ich zusätzlich noch viel Zeit auf der Autobahn, um in die Uni zu fahren. Deshalb kann ich nur die Pflichtveranstaltungen meines Studiums besuchen. Mein Training richte ich komplett darauf aus, weshalb ich dann oft alleine trainieren muss oder Trainingsinhalte wegfallen. Mir würde eine Verbesserung des Online-Angebots der FAU sehr weiterhelfen, dann könnte ich auch unterwegs mein Studium fortsetzen. Probleme mit Fehlzeiten konnten glücklicherweise bisher meistens gelöst werden. Größere Schwierigkeiten gibt es bei Prüfungen, da hier eigentlich nie Ausweichtermine angeboten werden. Wie stark mir die Uni entgegenkommt, hängt meist von einzelnen Instituten ab.“
Jonathan Schreiber …
… studiert Integrated Life Sciences und startet im August bei den U23-Weltmeisterschaften der Ruderer in Bulgarien.
„Insgesamt absolviere ich im Schnitt elf Trainingseinheiten pro Woche, die meist 90 Minuten dauern. Von Freitag bis Sonntag bin ich eigentlich immer zu Trainingswochenenden oder Wettkämpfen unterwegs, die vor allem in Norddeutschland stattfinden. Das lässt sich natürlich nicht immer mit der Uni vereinbaren. Unter der Woche habe ich einen sehr straffen Zeitplan, absolviere meist vor der ersten Lehrveranstaltung schon eine Trainingseinheit und schaffe es trotzdem nicht immer, alle Kurse zu besuchen. Wirklich kritisch ist die unmittelbare Vorbereitung auf große Wettkämpfe wie die Weltmeisterschaft. Dafür muss ich an zweimonatigen Trainingslagern teilnehmen, die zum Teil während der Vorlesungszeit oder der Prüfungsphase stattfinden. Klausuren muss ich
dann nachschreiben – das Schieben einer Klausur auf das nächste Semester führt aber nur zu neuen Überschneidungen und eigentlich nimmt dieser Teufelskreis nie ein Ende. Zum Glück hat bisher meistens trotzdem alles irgendwie geklappt.“
Anna-Lena Frömming …
… studiert Psychologie und war für Deutschland im Juni bei den Taekwondo-Weltmeisterschaften in Korea am Start.
„Ich trainiere an sechs Tagen die Woche zwei bis drei Mal, eine Einheit dauert um die zwei Stunden. Dazu kommen Physiotherapie, Lehrgänge mit der Nationalmannschaft, manchmal auch über sieben bis zehn Tage im Ausland, und viele Wettkämpfe. In der Regel habe ich bis zu 20 Wettkämpfe im Jahr. Bei den internationalen Konkurrenzen ist das zusätzlich mit intensiveren Trainingszeiten verbunden. In Lehrveranstaltungen zu fehlen, ist für mich deshalb keine Ausnahme, sondern die Regel. Prüfungen muss ich oft schieben und im nächsten Semester sammelt sich dann umso mehr an. Da Taekwondo eine ganzjährige Sportart ist, finden sich aber nur selten Wettkampfpausen. Viele Dozenten wollen mich als Sportlerin nicht anders behandeln als normale Studierende. Das will ich aber auch gar nicht. Ich wünsche mir stattdessen von der Uni etwas mehr Entgegenkommen und Flexibilität. Zum Beispiel, dass ich mir mithilfe von zusätzlichen Aufgaben versäumten Stoff nachträglich erarbeiten kann.“
Partner des Spitzensports
Die FAU hilft als Partnerhochschule des Spitzensports vor allem Kadersportlern dabei, die Doppelbelastung von Studium und Sport zu bewältigen. Die Unterstützung beginnt bereits bei der Zulassung zum Studium und setzt sich während des Studiums fort. So sind die Fakultäten und Universitätseinrichtungen dazu aufgerufen, den Studierenden entgegenzukommen. Wenn es zum Beispiel problematisch ist, Anwesenheitszeiten, Abgabefristen oder Prüfungstermine mit dem Trainings- und Wettkampfplan zu vereinbaren, versuchen die Ansprechpartner der FAU, den Sportlern eine Brücke zwischen Spitzensport und Studium zu bauen – soweit es die Studien- und Prüfungsordnungen erlauben. Ansprechpartner: Dr. Heiko Ziemainz, heiko.ziemainz@fau.de
Das FAU-Magazin alexander
Dieser Text erschien im alexander (Ausgabe 105) – dem Magazin rund um alles, was an der FAU gerade aktuell ist.
Die Ausgabe 105 hat unter anderem folgende Themen: das Schlossgartenfest in Bildern, Beschäftigte berichten über ihre Lange Nacht der Wissenschaften, Spitzensportler erzählen aus ihrem Alltag zwischen Uni und Sport, die sechs neuen Projekte der Emerging Fields Initiative werden vorgestellt und Unibund-Vorsitzender Siegfried Balleis erklärt im Interview die Geschichte, Aufgaben und Ziele des Vereins.
Weitere Artikel aus dem alexander finden Sie außerdem online unter dem Stichwort alexander.