100 Jahre Förderung der FAU: Der Unibund feiert Jubiläum
Der Universitätsbund der FAU hat am 21. Juli 2017 sein hundertjähriges Bestehen im Erlanger Markgrafentheater gefeiert. Die von Klängen der Kapelle Rohrfrei umrahmte und von Miriam Scholz moderierte Festveranstaltung umfasste Grußworte des Vorsitzenden, Dr. Siegfried Balleis, sowie des Bayerischen Staatsministers des Inneren, für Bau und Verkehr, Joachim Herrmann, MdL, gefolgt von einer lockeren Talkrunde mit Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der FAU; dem stellvertretenden Vorsitzenden, Dr. Florian Janik, Oberbürgermeister der Stadt Erlangen; Dr. Ralf P. Thomas, CFO Siemens AG; dem Schatzmeister Dr. Ralf P. Thomas sowie Stefan Müller, MdB, parlamentarischer Staatssekretär im BMBF. Den Festvortrag mit dem Titel „Die Universität — ein exzellentes Unternehmen?“ hielt Prof. Dr. Dieter Imboden, Emeritus der ETH Zürich. Nach einer Ehrung langjähriger Mitglieder ging es zum Stehempfang vor der Orangerie.
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Aus Anlass des Jubiläums sprach unser Magazin alexander mit dem Unibund-Vorsitzenden Dr. Siegfried Balleis.:
Eine der größten und bekanntesten Veranstaltungen des Unibundes ist das Schlossgartenfest. Es herrscht Krawattenpflicht.Gilt diese auch bei 30 Grad im Schatten, Herr Dr. Balleis?
Selbstverständlich. Darauf legen wir sehr großen Wert, weil es sich um ein ganz besonderes Fest handelt. Auch unsere Gäste selbst erwarten, dass man sich festlich kleidet. Normalerweise ist beim Herrn Smoking und Fliege angesagt, bei der Dame ein langes Kleid. Dies einmal im Jahr zu tragen, ist sicher keine unangemessene Forderung an die Gäste. Im grünen Janker zu gehen wäre underdressed.
An welches außergewöhnliche Ereignis erinnern Sie sich?
Da muss ich gar nicht lange nachdenken. Es war das Schlossgartenfest 2012, als gegen 23 Uhr ein extremes Unwetter über uns hereinbrach. Ich verfolgte das Desaster im Innenraum des Schlosses, in das wir geflüchtet sind.
In Erlangen leben Menschen aus mehr als 140 Nationen. Wenn es da mal um einen Dialektbegriff geht – wo schauen Nicht-Franken – und auch Franken – am besten nach?
Da empfehle ich das „Fränkische Wörterbuch“, ein Projekt der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, das seit 2012 an der FAU angesiedelt ist. Sieben Millionen Belege fränkischer Dialektausdrücke sind im Archiv gelagert. Nun wird die umfangreiche Sammlung ausgewertet, es entsteht eine Online-Datenbank mit fränkischen Wörtern und Wortvarianten, die vor dem Vergessen bewahrt werden. Es ist ein Projekt, das übrigens vom Universitätsbund gefördert wird.
Das Schlossgartenfest fand 2017 zum 63. Mal statt, das Dialektwörterbuch gilt als beeindruckende wissenschaftliche Erfassung der fränkischen Mundart. Zu Gründerzeiten wären diese beiden Projekte wohl nicht denkbar gewesen.
Sicherlich nicht, denn der Universitätsbund wurde ja mitten im Ersten Weltkrieg gegründet, am 21. Juli 1917. Aufgrund der wirtschaftlichen Notsituation des Krieges waren auch Universitäten massiv betroffen, staatliche Mittel etwa für Heizung und Bauunterhalt waren extrem gekürzt worden. Bei der kleinsten der drei bayerischen Universitäten fürchtete man aber schlechthin um den Bestand. Der Unibund sei „aus Gründen der Abwehr und der Verteidigung“ entstanden, sagte der Initiator und damalige Erlanger Oberbürgermeister Theodor Klippel. Den Erhalt der Universität betrachtete er als „historische Notwendigkeit für Franken“. Zudem fürchtete man im Falle eines Sieges Deutschlands im Ersten Weltkrieg, die Universität Straßburg würde bayerisch – was möglicherweise den Verlust des Erlanger Alleinstellungsmerkmals bedeutet hätte: Ausbildungsstätte für evangelische Pfarrer zu sein.
Gab es darüber hinaus noch weitere Gründe, weshalb der Universitätsbund damals gegründet wurde?
Die Satzung, wie sie die Gründerväter des Unibundes einst verabschiedeten, gilt in den Grundzügen noch heute für uns. Region und Universität sollen sich gegenseitig befruchten, Wissenschaft und regionale Öffentlichkeit sich begegnen. Das ist unser zentrales Anliegen – hier übernimmt der Unibund eine Klammerfunktion. In den Gründungsjahren gehörte es aber auch zu den wichtigsten Aufgaben, Studenten anzuwerben, um den Bestand zu sichern.
Welche Aufgaben hat der Unibund konkret – wann und wo werden welche Projekte unterstützt?
Im vergangenen Jahr haben wir bei 43 Anträgen insgesamt 30 Projekte und Maßnahmen der FAU im Bereich Forschung und Lehre gefördert und realisiert, wobei die Förderung im Einzelfall auf 15.000 Euro begrenzt ist. Wir verstehen uns als unbürokratischen und schnellen Helfer. Zu unseren Projekten gehört zum Beispiel der Kauf eines Gitters für die interferometrische Röntgenbildgebung oder die Erstellung eines Dokumentarfilms über Friedrich Rückert. Ein spektakuläres Projekt ist der Nachbau eines Römerbootes. Unterstützt haben wir zum Beispiel auch ein spezielles neues Verfahren in der Chemotherapie oder „Klassenzimmer unter Segeln“, bei dem Schüler der 10. Jahrgangsstufe ihr Klassenzimmer gegen einen Traditionssegler tauschen und auf den Spuren großer Entdecker reisen. In Zukunft werden wir sicher auch das neue Forschungsfeld „Digital Humanities und Social Sciences“ fördern, bei dem die Auswirkungen der Digitalisierung in Wissenschaft und Gesellschaft untersucht werden.
Nicht zu vergessen: die zahlreichen Sammlungen der FAU, die es ohne die Zuwendungen des Unibundes nicht geben würde. Haben Sie ein Lieblingsprojekt?
Was mich neben der Graphischen Sammlung, unserem Rolls Royce, und der restaurierten Kirchenorgel der Neustädter Universitätskirche fasziniert, ist die Ferienakademie Sarntal. Seit rund 30 Jahren verbringen Studierende der FAU, der TU München und der Universität Stuttgart zweiwöchige und für die Studierenden kostenfreie Intensivseminare mitten in den Bergen, wo sie sich mit Lehrenden austauschen. Ein Knowhow- und Wissenstransfer, wie er im Universitätsalltag niemals stattfinden könnte. Das ist für die jungen Studierenden ein echtes Highlight und für uns vom Unibund die Möglichkeit, engagierte, ehrgeizige Studierende zu fördern.
Wie finanziert sich der Unibund?
Unsere größte Einnahmequelle sind die Beiträge unserer derzeit 2134 Mitglieder, darunter Unternehmen, Städte, Kommunen, aber auch Privatpersonen. 50 Euro ist dabei der Mindest-Mitgliedsbeitrag, Studenten zahlen nur 20 Euro. Das nutzen viele – um, wie ich immer scherzhaft sage – die Lizenz zum Erwerb der begehrten Karten für das Schlossgartenfest zu bekommen. Wir finanzieren uns also auch aus dem Kartenverkauf fürs Schlossgartenfest. Und es gibt Spenden, manchmal bis zu 10.000 Euro, das ist schon ordentlich. Recht früh wurden außerdem Ortsgruppen gegründet, unsere jüngste Neugründung ist die Ortsgruppe Neumarkt in der Oberpfalz. Seit 2002 ist es uns gelungen, die Anzahl der Mitglieder kontinuierlich zu steigern.
Wie ist der Unibund für die kommenden Jahre aufgestellt?
Meine Vision ist es, dass der Unibund weiterhin an Attraktivität gewinnt und wir noch mehr Privatpersonen und Unternehmen als Mitglieder gewinnen. Dass wir weiterhin zeigen können, wie Unternehmen im Rahmen von Kooperationen hochkonzentriertes Wissen aus den Fakultäten für sich nutzen können und von der FAU bestens ausgebildete Persönlichkeiten als starke Mitarbeiter beschäftigen können. Wo wir bisher eine offene Flanke haben: Wir haben noch zu wenig Studierende als Mitglieder.
Sie gelten als unermüdlicher Werber für den Unibund. Warum sollte man Mitglied werden?
Die Mitgliedschaft im Unibund ist ganz klar der aktive Link zu unserer Alma Mater. Auf diese Weise lässt sich die Verbundenheit zur FAU nicht nur dokumentieren, sondern auch leben. Und die Eintrittskarte zu Europas schönstem Gartenfest gibt‘s obendrauf.
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