Computer und Leute vernetzen
Dr. Jürgen Kleinöder, CIO der FAU, über Herausforderungen und Ziele seiner Arbeit
Herr Kleinöder, Sie sind seit Februar Chief Information Officer der FAU. Was macht ein CIO?
Als CIO obliegt mir die strategische Entwicklung der gesamten Informations- und Kommunikationstechnologie, kurz IuK, der Universität. Dazu zählen Konzepte für Arbeitsplatzrechner und Server, Netzwerke, Betriebssysteme und Anwendungssoftware, aber auch die Fragen, wie man in einem Forschungsprojekt mit großen Mengen von Messdaten umgeht und wie das Konzept für die Telefonanlage oder den Betrieb von Kopiergeräten langfristig aussieht. Also letztlich alles, was irgendwie mit Daten zu tun hat.
Ist das nicht die Aufgabe des Rechenzentrums?
Für die operative Umsetzung ist in vielen Bereichen tatsächlich das RRZE zuständig, vor allem wenn es um die Basisinfrastruktur geht. Viele Aufgaben sind aber dezentral an den Lehrstühlen oder in der Verwaltung angesiedelt, weil nur dort das Wissen über die konkreten Anwendungen vorhanden ist. Meine Arbeit ist stärker strategisch und koordinierend angelegt: Hier geht es um die kontinuierliche Entwicklung eines universitätsweiten IuK-Konzeptes, das Prozesse – wo es möglich ist – synergetisch zusammenführt, das Dienstleistungsangebot verbessert und eine Balance zwischen zentralen und dezentralen Anforderungen findet.
Unternehmen haben auch CIOs – gibt es hier Unterschiede zu Universitäten?
Ich denke, der gravierendste Unterschied ist, dass Unternehmen straffer organisiert sind. Hier werden IuK-Maßnahmen in der Regel als Top-Down-Entscheidung getroffen. An Universitäten ist das nicht möglich, allein weil die Bedarfe und Arbeitsweisen der Fakultäten sehr heterogen sind und sie deshalb oft sehr eigenständig arbeiten. Das ist gut so, aber Eigenständigkeit bedeutet auch, dass vieles separat und unkoordiniert läuft, was man universitätsweit zusammenführen könnte. An der FAU gibt es beispielsweise über 1000 Internetauftritte, hinzu kommen unterschiedliche Softwaresysteme für die gleichen Anwendungsfälle, eine heterogene Verwaltung von Forschungsdaten und Publikationen, unterschiedliche Gebäudemanagementsysteme und vieles mehr.
Und das wollen Sie ändern?
Wenn es wirklich unkoordiniert ist, will ich das ändern. Man muss nicht die gleiche Arbeit ohne Not mehrfach machen, und wenn irgendwo neue Software oder ein IuK-Prozess eingeführt werden soll, muss man besprechen, wie sich das in unsere gesamte IT-Landschaft einfügen wird. Das ist ein interaktiver Prozess, und deshalb bin ich mit vielen Leuten aus den Departments im Gespräch. Wo es sinnvoll ist, Prozesse zu zentralisieren und redundante Arbeiten zusammenzuführen, müssen wir die Leute an der Basis sensibilisieren und überzeugen, indem wir Anreize setzen und Dienste anbieten, die so gut sind, dass es sich nicht lohnt, die Arbeit autark zu machen. Mit den zentralen Plattformen für E-Mail und die Webauftritte hat das Rechenzentrum das in den letzten Jahren schon sehr erfolgreich gezeigt. Die Nutzung zentraler Ressourcen am Rechenzentrum kann viele Vorteile mit sich bringen: Man kann sehr flexibel innerhalb von Minuten die verfügbare Rechen- und Speicherkapazität erhöhen, hat im Fehlerfall zentralen technischen Service und durch Backup-Systeme auch richtige Ausfallsicherheit. Aber trotzdem kann das Ganze immer noch wie ein lehrstuhleigener Rechner betrieben werden, wenn das notwendig ist.
Welche Aufgaben stehen unmittelbar an?
Aktuell bin ich dabei, mir einen Überblick über sämtliche Hardware-Installationen, Netzwerke, Software-Anwendungen, über laufende Projekte des Datenmanagements und über die Finanzen in allen IuK-Bereichen zu verschaffen. Ein konkretes Projekt ist die Einführung des neuen Campus-Management-Systems. Es soll die Aufgaben von derzeit mehreren, teilweise über 20 Jahre alten und komplex miteinander verdrahteten Softwaresystemen übernehmen. Einige zentrale Funktionen, beispielsweise die Immatrikulation, wurden bereits umgestellt und das hat sehr gut geklappt. Die große Herausforderung wird die Umstellung der dezentralen Informationen sein, etwa zu Lehrveranstaltungen, Prüfungen und Raumbelegung. Ein weiteres hochaktuelles Thema ist das Forschungsdatenmanagement. Der Umgang mit den Daten, die im Rahmen von Messungen, Experimenten oder Umfragen entstehen, ist in den Fachdisziplinen äußerst unterschiedlich. Für die Exzellenzinitiative und andere große Forschungsprojekte benötigt man aber auch gemeinsame, universitätsweite Konzepte und Richtlinien. Hier arbeiten wir bereits intensiv mit der Forschungsabteilung in der Verwaltung und der Universitätsbibliothek zusammen, die bezüglich des Datenmanagements der verschiedenen Disziplinen ein großes Fachwissen hat.
Zum Schluss eine persönliche Frage: Was prädestiniert Sie für den Job als CIO?
Ich selbst bin Informatiker am Lehrstuhl für Verteilte Systeme und Betriebssysteme. Neben meiner Lehr- und Forschungstätigkeit gehört vor allem Forschungsprojektmanagement zu meinen Aufgaben, unter anderem bin ich Geschäftsführer im Sonderforschungsbereich/Transregio 89. Ich habe in den letzten 30 Jahren eine ganze Reihe von IuK-Projekten an der FAU oder für die FAU in bundesweiten Gremien vorangetrieben, beispielsweise den Aufbau der Internetstrukturen im Deutschen Forschungsnetz ab 1986 oder in den letzten Jahren die konzeptionellen Arbeiten für UnivIS, um die Modulverwaltung für die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge zu unterstützen. Meine Arbeit beschränkt sich jedoch nicht auf rein fachliche Projekte: Ich war und bin Mitglied in vielen Gremien der FAU, seit 2008 unter anderem im Senat, und bin Vorsitzender des Konvents der wissenschaftlichen Mitarbeiter. Ich denke, dass diese Mischung eine Rolle dabei gespielt hat, dass ich vom FAU-Präsidenten für die Funktion des CIOs vorgeschlagen wurde. Denn ein guter CIO muss nicht nur Computer, sondern auch Menschen vernetzen können.
Weitere Informationen:
Das FAU-Magazin alexander
Dieser Text erschien im alexander – dem Magazin rund um alles, was an der FAU gerade aktuell ist. Mehr Artikel finden Sie auch online unter dem Stichwort „alexander“.