Neue Immuntherapien gegen Krebs
9. Internationales Zelltherapie-Symposium diskutiert neueste Krebstherapien
Krebszellen sind für das körpereigene Abwehrsystem oft unsichtbar. Sogenannte CAR-T-Zellen können Krebszellen aufspüren und beseitigen. Einer der Pioniere einer neuen CAR-Immuntherapie, Prof. Dr. Carl June von der University of Pennsylvania, Philadelphia (USA), wird seine neuesten Ergebnisse auf dem 9. Internationalen Zelltherapie-Symposium (Cellular Therapy 2017) in Erlangen vor mehr als 350 Wissenschaftlern aus über 20 Nationen am 16./17. März 2017 vorstellen. Ende des Jahres soll das von Prof. June mitentwickelte Therapieverfahren im Rahmen einer Studie erstmals auch am Universitätsklinikum Erlangen angewendet werden.
„Durch die Fortschritte in der zellulären und molekularen Medizin hat die Zelltherapie in den vergangenen Jahren eine enorme Entwicklung erlebt“, sagt Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Internistische Onkologie des Universitätsklinikums Erlangen, der den Kongress leitet. Dessen thematischer Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf der Übertragung von Immunzellen (sogenannten T-Lymphozyten). Diese wurden zuvor dem Patienten entnommen und mit tumor-spezifischen Rezeptoren (sogenannten Chimären Antigen-Rezeptoren [CAR]) versehen. „Die Rezeptoren versetzen die Immunzellen in die Lage, Krebszellen aufzuspüren, anzugreifen und zu vernichten“, erläutert Prof. Mackensen. „Diese faszinierende, neue Immuntherapie hat in ersten klinischen Studien zur kompletten Rückbildung von verschiedenen Leukämien und Lymphdrüsenkrebs geführt“, so der Onkologe. Prof. June war der Erste, der im Jahr 2012 einem siebenjährigen Mädchen (Emma) mit akuter Leukämie, das bereits alle Therapien erhalten hatte, diese CAR-T-Zellen verabreichte. Die Leukämie ist bei Emma seitdem verschwunden. Carl June hat für seine Forschungsarbeiten im Jahr 2015 den hoch dotierten Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Preis erhalten.
Immuntherapie hat sich gegen Haut-, Nieren- und Lungenkrebs bewährt
Themenschwerpunkt des zweiten Kongresstages sind u. a. sogenannte immunologische „Checkpoint“-Moleküle – die natürlichen Bremsen des Immunsystems. Sie sollen eine zu starke Immunreaktion des Körpers verhindern. Viele Tumorzellen nutzen diese Moleküle aber, um eine gegen sich gerichtete Immunreaktion abzuschwächen. „Wenn man die Bremsblockade der Tumorzellen löst, lassen sich fortgeschrittene Krebserkrankungen sehr effizient bekämpfen. Entsprechende Medikamente sind bereits gegen Haut-, Nieren- und Lungenkrebs zugelassen und haben nicht nur in unserem Onkologischen Zentrum eine sehr gute Wirksamkeit gezeigt“, sagt Prof. Mackensen, der gleichzeitig stellvertretender Direktor des Comprehensive Cancer Centers (CCC) Erlangen-EMN ist. Im Rahmen von Studien werden auch Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren, Lymphomen und Blasentumoren mit der Immuntherapie behandelt.
Moderne Krebstherapie mit Immunzellen im Mittelpunkt des Kongresses
„Das Internationale Zelltherapie-Symposium wird insbesondere von jungen Ärzten und Wissenschaftlern wegen seiner hohen wissenschaftlichen Qualität, aber auch aufgrund seiner persönlichen Atmosphäre sehr geschätzt“, so der Kongressleiter. Führende Forscher stellen in über 100 Vorträgen und Posterpräsentationen verschiedene Themengebiete der zellulären Therapie vor. Ziel der Veranstaltung ist es, alle zwei Jahre ein multidisziplinäres Forum zu bilden, das einen intensiven Gedankenaustausch zwischen Grundlagenforschern und Ärzten, die auf dem faszinierenden Gebiet der zellbasierten Krebstherapie arbeiten, ermöglicht. Weitere Informationen zum wissenschaftlichen Programm unter: www.cellular-therapy.de
Unter Zelltherapie versteht man die Übertragung von körpereigenen oder von Spendern stammenden Zellen zur Behandlung verschiedener Erkrankungen. Die Übertragung von Stammzellen im Rahmen der Knochenmarktransplantation zur Behandlung bösartiger Bluterkrankungen, wie der Leukämie, hat eine lange und sehr erfolgreiche Tradition. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die im Knochenmark enthaltenen Immunzellen des Spenders einen wichtigen Beitrag zum Erfolg dieses Therapieprinzips leisten. Weitere Infos für Patienten: Krebsberatung des CCC Erlangen-EMN, Tel.: 0800 85 100 85 (kostenlose Hotline, Montag bis Freitag von 8.00 bis 12.00 Uhr) oder www.ccc.uk-erlangen.de
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Andreas Mackensen
Tel.: 09131/85-35955
andreas.mackensen@uk-erlangen.de