Dr.-Ing. Marcus Höfken
Dr.-Ing. Marcus Höfken promovierte 1994 am Lehrstuhl für Strömungsmechanik der FAU. Gemeinsam mit anderen Experten der Strömungsmechanik gründete er 1995 aus einem Spin-Off des Lehrstuhls die INVENT Umwelt- und Verfahrenstechnik AG in Erlangen. Seitdem entwickelt, produziert und vertreibt das Unternehmen weltweit innovative maschinentechnische Komponenten, Systeme und Verfahren für die Wasser- und Abwasserreinigung – inzwischen mit 120 Mitarbeitern weltweit. Im Jahr 2012 wurde die Firma mit dem Bayerischen Mittelstandspreis ausgezeichnet. Seit Firmengründung ist Dr.-Ing. Marcus Höfken als Geschäftsführer und seit der AG-Umwandlung im Jahre 2003 als Vorstandsvorsitzender tätig. Im Jahr 2015 wurde er in den Senat des Europäischen Wirtschaftsforums (EWiF) berufen.
Herr Dr. Höfken, wodurch entstand die Idee, nach Ihrem Abschluss die INVENT Umwelt- und Verfahrenstechnik AG zu gründen?
Wir wollten damals die Rührtechnik revolutionieren und haben spannende Sachen gemacht. So haben wir zum Beispiel ein völlig neuartiges Hyperboloid-Rührsystem für die Wasser- und Abwasserreinigung entwickelt, welches statt wie damals üblich 6-8 W/m³ nur 1-2 W/m³ an Leistung benötigte. Bei ca. 10.000 Abwasserreinigungsanlagen allein in Deutschland kann man damit natürlich eine Menge Energie einsparen. Grundlage für diese Entwicklung war ein damals bahnbrechendes, von uns entwickeltes Verfahren, Rührelemente mittels Laser-Doppler-Anemometrie hochauflösend, drehwinkelabhängig zu vermessen und so die Strömung bis ins kleinste Detail zu charakterisieren. Diese Ergebnisse waren die Grundlage für völlig neuartige Rührwerkskonzepte, die mittels numerischer Strömungssimulation optimiert und in den Großmaßstab übertragen wurden. Zur Verbreitung dieser Entwicklungen und Ergebnisse haben wir im Anschluss zahlreiche internationale Konferenzen zum Thema Rührtechnik und Wasserreinigung am LSTM durchgeführt.
Gute Ideen können nur ihre Wirkung entfalten, wenn man sie zu kommerziell vermarktbaren Produkten oder Dienstleistungen entwickelt
Es bringt nichts, wenn in einer Promotion gezeigt wird, wie man erhebliche Mengen an Energie bei der Wasserreinigung einsparen kann, aber niemand die Ergebnisse in die Praxis umsetzt. Gute Ideen können nur ihre Wirkung entfalten, wenn man sie zu kommerziell vermarktbaren Produkten oder Dienstleistungen entwickelt. Deswegen habe ich die INVENT Umwelt- und Verfahrenstechnik AG gegründet und mit unserem Team über die Jahre viele weitere strömungsmechanisch inspirierte Ideen für die Wassertechnik realisiert.
An welche Momente aus Ihrer Zeit als Doktorand an der FAU Anfang der 90er-Jahre erinnern Sie sich gerne?
Besonders bemerkenswert, und daran erinnere ich mich immer wieder gerne, sind die hohe Qualität der Forschung und der große Zusammenhalt der damaligen Doktoranden und Mitarbeiter am Lehrstuhl, der bis heute anhält. Letztes Jahr kamen zu einer Festveranstaltung zu Ehren Prof. Franz Dursts 75. Geburtstag ungefähr 150 „Ehemalige“ aus der ganzen Welt nach Erlangen zurück.
Von der Uni direkt zum Firmengründer und Geschäftsführer – wie haben Sie sich auf diesen Schritt vorbereitet?
Nach der Promotion habe ich mir alle Wettbewerber weltweit angeschaut (sie wollten mich alle einstellen.) Dann habe ich an Vertriebs- und Preisverhandlungsseminaren teilgenommen. Für mich war und ist es besonders wichtig, alle vertrags- und unternehmensrechtlichen Dinge selber zu verstehen und für jeden Bereich den entsprechenden Spezialisten mit an Bord zu haben.
Gehören Ihre Mitgründer von damals noch heute der INVENT Umwelt- und Verfahrenstechnik AG an?
Ich bin sehr stolz, dass außer mir heute noch vier Mitarbeiter und Mitgesellschafter im Team sind, die uns nun schon seit mehr als 20 Jahren die Treue halten und für uns unersetzlich sind. Der Gesellschafterkreis hat sich über die Jahre verändert, da Maschinen- und Anlagenbau, vor allem wenn international betrieben, ein kapitalintensives Geschäft ist. Heute haben wir einen sehr kleinen Gesellschafterkreis, in dem die Gründer die Mehrheit der Anteile kontrollieren und verdiente Mitarbeiter Vorzugsaktien aus einem Mitarbeiterpool halten.
Bestehen noch weitere Verbindungen zur FAU?
Ja, wir pflegen die Kontakte zum LSTM und zu anderen Organen, wie zum Beispiel ALUMnite. Damals wie heute rekrutiert sich eine auffallend hohe Zahl von Mitarbeitern aus Absolventen der FAU.
Ihr Unternehmen ist auf dem Feld der Wasser- und Abwasserreinigung aktiv. Für Ihre Produkte werben Sie unter anderem mit dem Claim „Wasser braucht Verantwortung“. Was genau meinen Sie damit und wie werden Sie diesem Anspruch gerecht?
Wasser ist der Ursprung und Quell allen Lebens. Wir wollen, dass Wasser auch zukünftigen Generationen in hoher Qualität zur Verfügung steht. Dies sehen wir als unsere unternehmerische Aufgabe und Verpflichtung an.
Sie engagieren sich auch im sozialen Bereich, beispielsweise für Stiftungen wie „Antenne Bayern hilft“ oder missio München – welche Ziele verfolgen Sie damit?
Als Unternehmen wissen wir um unsere Bedeutung für die Gesellschaft und unterstützen soziale Projekte nach sorgfältiger Auswahl. Das geht über rein wirtschaftliche Aspekte hinaus. Natürlich stärken wir damit auch unser Unternehmensprofil, aber hauptsächlich liegen uns dabei die Menschen am Herzen.
Verraten Sie uns Ihre Wünsche für die Zukunft?
Wir sind in unserem Markt absoluter Technologieführer. Ich wünsche mir, dass wir in ein paar Jahren, ohne rot zu werden, behaupten können, Weltmarktführer zu sein. Dazu müssen wir zwar noch etwas wachsen, aber wir arbeiten hart daran.
Welchen Ratschlag würden Sie heutigen Studierenden gerne mit auf den Weg geben?
Ich freue mich besonders, wenn ich jungen Menschen begegne, die sich mit den Dingen, die sie tun, im Detail auseinandersetzen und verstehen wollen, wie Dinge funktionieren. Egal, in welchem Bereich. Mit dieser Einstellung hat man es leichter im Leben und ist erfolgreicher.
Zu guter Letzt: Wie würden Sie die Region Erlangen-Nürnberg in drei Wörtern beschreiben?
Diese Region bietet alles, was ein Unternehmen braucht: Gut ausgebildete Menschen, wirtschaftlich wertvolle Ideen und eine hervorragende Infrastruktur.
Interview: Imke Zottnick-Linster (Februar 2017)