Fränkisches Wörterbuch: Was für die einen Kartoffel, …
Momentla! Hausmannskost trifft Exotik
Dieses Mal hat sich Dr. Almut König von der Forschungsstelle „Fränkisches Wörterbuch“ Gedanken über die Kartoffel gemacht.
Ob sonntags als Kloß, montags kleingeschnitten und in der Pfanne geröstet, mittwochs als Püree, donnerstags mit Kraut, freitags als Backes- oder Baunzelein, Bumpes, Dambes, Datschi, Happes, Häslein, Knödel, Krapfen, Pfannkuchen, Plätzlein oder Puffer mit Apfelmus serviert und samstags als Salat – sie ist sehr vielseitig, die Kartoffel.
Das im 16. Jahrhundert über England und Spanien importierte Nachtschattengewächs ist ein Beispiel dafür, wie neu eingeführte „Gegenstände“ sowohl mit vorhandenen sprachlichen Mitteln als auch mit ursprünglich fremdem Wortschatz bezeichnet werden.
Erdapfel und Grundbirne
So nutzt man in weiten Teilen Frankens Wortzusammensetzungen wie Erdapfel (Äad‘äbbfl, Ad‘öbbfl, Ärbfl, Är‘öbfl), Erdbirne (Äa‘biire, Äa‘bian, Äa’bära, Aaed’bian, Abbian, A’bira) oder Grundbirne (Grumm’bian, Grumm’biira, Grumm’bere, Grumm’bäan, Gramm’be), um die Kartoffel zu benennen. Apfel und Birne bezeichnen heimisches Obst, Grund und Erde beziehen sich auf den Ort, an dem die Frucht wächst. Die Kartoffel ist folglich der Apfel bzw. die Bir ne, die im Grund, in der Erde wächst.
Kartoffel führt man auf italienisch tartufulo zurück
Die Bezeichnungen Kartoffel und Potake waren ursprünglich Fremdwörter. Kartoffel führt man auf italienisch tartufulo (Trüffel) zurück. Das im Raum Erlangen-Nürnberg bekannte Wort Potake (Bodaggn) stammt vermutlich aus einer Indianersprache Haitis. Es ist in südfranzösischen Teilsprachen als bataka bekannt und könnte mit hugenottischen Einwanderern in den Erlanger Raum gelangt sein. Weniger exotisch könnte Potake aber auch durch die in Mittelfranken häufig angebaute Kartoffelsorte Pollackn beeinflusst sein.
Egal ob Kartoffel, Erdapfel, Erdbirne, Grundbirne oder Potake, was auf den Tisch kommt, wird gegessen und dann wëidesch, wëidesch, das Wörterbuch muss fertig werden!
Das FAU-Magazin alexander
Dieser Text erschient zuerst im alexander – dem Magazin rund um alles, was an der FAU gerade aktuell ist.
Die Ausgabe 103 hat unter anderem folgende Themen: ein Interview anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Technischen Fakultät, ein Artikel über ein besonderes Informatikseminar, ein Plädoyer für Qualitätsmedien, sowie ein Beitrag über einen Besuch in der Mechanik- und Elektronikwerkstatt der FAU.