Mein Ehrenamt hilft Flüchtlingen

Tafan Mustafa vor dem Beratungszimmer der Asylothek in Nürnberg
Tafan Mustafa vor dem Beratungszimmer der Asylothek in Nürnberg. (Bild: Benjamin Schwegler)

Viele FAU-Studierende engagieren sich in ihrer Freizeit – ehrenamtlich. Als Rettungswagenfahrerin, im Stadtrat oder in einem Verein. In der Reihe „Studierende engagieren sich“ stellen sich Studierende ganz unterschiedlicher Studiengänge vor – dieses Mal Tafan Mustafa, die Rechtswissenschaften studiert und sich momentan auf ihr 1. Staatsexamen vorbereitet. Als Mitglied der Refugee Law Clinic Erlangen-Nuremberg bietet sie kostenlose Rechtsberatung für Flüchtlinge an.

Als Kind bin ich selbst nach Deutschland geflüchtet

Als ich 5 Jahre alt war, musste ich mit meinen Eltern vor dem Regime Saddam Husseins aus meiner Heimat Kurdistan fliehen. Wie auch die Flüchtlinge, die zur Zeit nach Deutschland kommen, haben wir einen langen Fluchtweg sowie das gesamte Asylverfahren hinter uns – sowohl physisch als auch psychisch war das enorm belastend. Deshalb liegt es mir sehr am Herzen, anderen Menschen, die ebenfalls vor Krieg und Verfolgung fliehen, zu helfen.

Als mir ein Kommilitone eines Tages erzählt hat, dass an der FAU bald ein Verein ins Leben gerufen werden soll, der kostenlose Rechtsberatung für Flüchtlinge anbietet, war deshalb sofort klar, dass ich mitmache. Seit der Gründung der Refugee Law Clinic (RLC) im Februar 2015 kümmere ich mich gemeinsam mit anderen Erlanger Jurastudierenden um die rechtlichen Anliegen von Asylbewerbern.

Asylsuchende kommen mit vielen Fragen zu uns

Unsere Aufgaben sind unterschiedlich: Zum einen verschaffen wir Flüchtlingen einen Überblick über den Ablauf des Asylverfahrens in Deutschland und stehen bei Fragen zur Verfügung. Zum anderen bereiten wir Betroffene auf ihre Anhörung vor dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vor – die Anhörung ist deshalb so wichtig, weil sie darüber entscheidet, wie es mit dem Verfahren weitergeht, ob die Flüchtlingseigenschaft zuerkannt oder der Asylantrag abgelehnt wird.

Tafan Mustafa in der Sprechstunde
Tafan in Aktion (Bild: Alena Pös)

Viele Betroffene haben Angst vor dem Termin, deswegen helfen wir ihnen, sich so gut wie möglich darauf vorzubereiten. In unseren Sprechstunden simulieren wir Anhörungen und stellen Fragen zu den Fluchtgründen und dem Fluchtweg, die so auch Mitarbeiter des BAMF stellen könnten. Wir weisen außerdem auf Dinge hin, die von Bedeutung sein können – die Vorlage von Dokumenten aus der Heimat zu Beweiszwecken etwa, oder die Möglichkeit in besonderen Fällen einen Sonderbeauftragten hinzuzuziehen.

Zu uns kommen auch immer wieder Asylsuchende, die Fragen zum sogenannten Dublin-Verfahren haben – hierbei wird geprüft, welcher europäische Staat für einen Asylantrag zuständig ist – weil ihnen auf ihrem Weg nach Deutschland in Ungarn oder Bulgarien Fingerabdrücke genommen wurden. Viele haben Angst, dass sie dorthin zurückgeschickt werden und fragen nach rechtlichen Möglichkeiten, dagegen vorzugehen. Zu guter Letzt helfen wir bei Behördengängen und vermitteln Fachanwälte für Asylrecht.

Einen „richtigen“ Anwalt kann ich nicht ersetzen

Natürlich können wir Studierende die Rechtsberatungen nicht einfach so durchführen: Voraussetzung ist die Teilnahme an einer zweitägigen Schulung, in der rechtliche Grundlagen zum Asyl- und Migrationsrecht und Tipps im Umgang mit Flüchtlingen vermittelt werden sowie eine Hospitanz in der Beratungsstelle der Refugee Law Clinic. Außerdem steht uns der Beirat der RLC zur Seite, der sich unter anderem aus erfahrenen Asylrechtsanwälten zusammensetzt. An ihn wenden wir uns bei Fragen, die über unsere Kompetenzen hinausgehen.

Unsere Sprechstunden finden dienstags in Erlangen und jeden zweiten Montag in Nürnberg statt. Im Idealfall erhalten wir vor jeder Sprechstunde von den Interessenten eine Anmeldung per E-Mail. So können wir gegebenenfalls eigene Recherchen anstellen oder einen Dolmetscher organisieren. Bevor es an die tatsächliche Beratung geht, stellen wir außerdem klar, dass wir die Arbeit von „richtigen“ Rechtsanwälten nicht ersetzen können.

Mit meinem Ehrenamt kann ich mich identifizieren

Mein Ehrenamt macht mir großen Spaß. Ich lerne unterschiedliche Menschen und ihre Geschichten kennen. Außerdem ist das Migrations- und Flüchtlingsrecht eine interessante Materie, über die ich jetzt schon als Studentin viel und ständig Neues lerne. Denn wir Mitglieder der RLC werden immer wieder auf informative Veranstaltungen eingeladen. Besonders schön finde ich, dass es mittlerweile auch Flüchtlinge gibt, die ursprünglich unseren Rat eingeholt haben und uns jetzt selbst als Dolmetscher unterstützen.

Als ich damals mit meinen Eltern nach Deutschland gekommen bin, gab es keine Organisation wie die RLC. Damals hat man immer nur gehört, wie das Verfahren bei Verwandten und Bekannten ausgegangen ist, hatte aber keine zuverlässigen Informationen über die Gesetzes- und Rechtslage. Natürlich hätten auch wir damals gerne Angebote wie die der RLC wahrgenommen.

Wer neugierig geworden ist, kann sich auf der Homepage unseres Vereins näher informieren: www.rlc-erlangen.de. Neue Mitglieder sind herzlich willkommen!

Und was machen die anderen?

Hier im  Blog stellen wir unter dem Tag „Studierende engagieren sich“ regelmäßig Studierende mit ihren unterschiedlichen Ehrenämtern vor. Zum Beispiel Marietta Thies: Sie gibt in der Frauenabteilung der Justizvollzugsanstalt (JVA) Bamberg Yogastunden.