Geld allein hilft Unternehmensgründern nicht

Eine Kombination von verschiedenen Faktoren bringt Unternehmen erfolgreich an den Start

Zurzeit wird viel über die Neugründung von Unternehmen diskutiert, und auch darüber, was sie benötigen, um gedeihen können. Eine Studie über Start-Ups aus der FAU zeigt nun, dass es offenbar nicht in erster Linie finanzielle Subventionen sind.

Wie sich geballtes Wissen aus der Universität in die Praxis übertragen lässt und dass darauf schon häufig erfolgreiche Unternehmen aufgebaut wurden, zeigen die Erfahrungen von Absolventen der Wirtschaftsinformatik der FAU. Prof. Peter Mertens, emeritierter Lehrstuhlinhaber der FAU, hatte während seiner aktiven Zeit zwischen 1970 und 2005 seine wissenschaftlichen Mitarbeiter ermuntert, Firmen zu gründen. Etwa ein Fünftel setzte dieses Vorhaben tatsächlich um, teils unmittelbar nach der Promotion, teils später, nachdem sie berufliche Erfahrungen gesammelt hatten. Ein bekanntes Beispiel ist Heinz Raufer, der die Plattform Hotel.de ins Leben rief. Beim weltweiten Vergleich des  Hotelverbands IHA von 2009 erreichte er damit Platz drei einer Weltrangliste der Plattformen.

Vor Kurzem hat Mertens alle diese Gründer nach dem Verlauf ihrer ersten Unternehmerjahre befragt. In einer Studie hat er nun analysiert, welche Faktoren sich auf die Gründungssituation günstig auswirken und welche nicht.

Ablehnung von Staatssubventionen

„Uns überraschte die konsequente Ablehnung von Staatssubventionen“, stellt Prof. Mertens fest. Die vielen Vorschriften, die Firmengründer erfüllen müssten, um die Mittel zu bekommen, engten sie stark ein. So verlangt beispielsweise eine EU-Vorgabe, dass die Phase des Business-Plans strikt von der der ersten Aufträge getrennt wird. In der Praxis sei das sehr kompliziert, so Mertens.

Die Gründer würden die staatliche Unterstützung jedoch begrüßen, wenn diese den Abbau von bürokratischen Belastungen bedeuteten. Dazu gehört auch Flexibilität. So entstehen ihnen in den verlustreichen Gründungsjahren oft dadurch Liquiditätsprobleme, dass sie gleichzeitig auf ihre ersten Gewinne Steuern nachzahlen sowie erhöhte Vorauszahlungen leisten müssen.

Während die deutsche Finanzverwaltung ohne Rücksicht auf die lediglich vorübergehenden Schwierigkeiten der Neugründungen sehr strikt handelt, lassen sich diese dagegen mit Schweizer Behörden schnell und flexibel lösen.

Trotz aller Hürden war der überwiegende Teil der Start-Ups der Wirtschaftsinformatiker erfolgreich. „Besonders erstaunlich scheint uns, dass von insgesamt 32 gegründeten Unternehmen mit etwa 2500 Arbeitsplätzen nur zwei insolvent gingen“, kommentiert Prof. Mertens die Ergebnisse. Dieses Verhältnis liegt weit unter anderen statistischen Werten. So überleben laut der Erhebungen des Statistischen Bundesamts nicht einmal 50 Prozent aller Neugründungen die ersten fünf Jahre.

Wirkungsvolle Starthilfe aus der Universität

Was hatten Peter Mertens und seine Mitarbeiter anders gemacht? Der Experte ist überzeugt, dass die Universität eine entscheidende Rolle spielt und dass sie den Jungunternehmern einiges mitgeben kann: So gab es Forschungsgruppen aus Studierenden verschiedener Fachrichtungen, wie BWL- und Wirtschaftsinformatik, Elektrotechnik, Informatik, Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen und einigen weiteren Ingenieur- und Naturwissenschaften. Diese besondere Konstruktion wirkte sich auf die Teamarbeit in der Forschung vorteilhaft aus und führte zu interessanten Gründungsinitiativen.

Zudem wurden einige wichtige Lehrveranstaltungen im Studiengang Wirtschaftsinformatik, anders als üblich, nicht nach Institutionen, Funktionen oder Prozessen gegliedert. Stattdessen lag ein Schwerpunkt auf ganzen Lebensläufen von Unternehmen, von der ersten Idee bis zur Liquidation. Auf diese Weise kamen Vorteile und Faszination des Gründer- und Unternehmerdaseins ebenso zur Geltung wie die Risiken und Nachteile. Im Zentrum des Hauptstudiums stand eine Veranstaltung, in der eine praxisbezogene Projektarbeit, ein Seminar, eine Studien- und eine Diplomarbeit integriert werden konnten.

Viele Faktoren spielen also zusammen, wenn gründungswillige Wissenschaftler erfolgreich an den Start gehen. Insgesamt wünscht sich Peter Mertens ein stimmiges Konzept zur Förderung von Unternehmensgründungen, in dem die Standortförderungen, die Gründungssubventionen, das Europarecht, das deutsche Steuerrecht und generell Bestrebungen zum Abbau von Bürokratiehürden berücksichtigt werden.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Peter Mertens
Tel.: 0911/5302-493
peter.mertens@fau.de