Wenn Industrie 4.0 zum Publishing 4.0 wird
FAU-Wissenschaftler entwickeln Konzept für die digitale Zukunft der Verlagsbranche
Die Digitalisierung hat längst auch die Medien erfasst. Wie Verlage im Zeichen von Cross- und Hybrid-Media sowie Digital Content-Services die Herausforderungen meistern können, zeigt eine Studie an der Professur für E-Publishing und Digitale Märke der FAU. Basierend auf dem Konzept von Industrie 4.0 dient sie als Leitfaden zur Entwicklung innovativer Produkte und Services sowie neuer Geschäftsmodelle.
„Es wird auch weiterhin gedruckte Medien geben“, sagt Jörn Fahsel. Dass es allein damit nicht getan ist, weiß der Doktorand an der Professur für Buchwissenschaft, insbesondere E-Publishing und Digitale Märkte der FAU nur allzu gut. Die Digitalisierung hat längst auch die Medien erfasst. Sie suchen dringend nach Erfolgsrezepten, um den Wandel hin zu Service- und Informationsdienstleistern bewältigen zu können.
Weil Medienprodukte vollkommen digitalisierbar sind …
Fahsel und seine Projektpartner haben nun das Konzept von Industrie 4.0 auf das Verlagswesen übertragen. In ihrer Studie „Publishing 4.0 – Chancen, Anforderungen, Konzepte“ zeigen sie Möglichkeiten auf, wie die Branche ihre Zukunft mit Hilfe von Cross-, Hybrid-Media und Digital Content-Services gestalten und nutzen kann. „Weil Medienprodukte vollkommen digitalisierbar sind, ergibt sich ein besonderes Potential für Produktivitätssteigerung, für innovative Produkte und Services sowie neue Geschäftsmodelle“, sagt Jörn Fahsel.
Zehn Thesen, die in der Studie entwickelt wurden, liefern Verlagen dabei eine Entscheidungshilfe, damit diese zukunftssichere Geschäftsmodelle sowie die nötige Content- und IT-Infrastruktur entwickeln können. Als Orientierung für die Strategieentwicklung dienen außerdem vier Geschäftsmodellmuster, die die Forscher identifiziert haben.
Was Industrie 4.0 bedeutet
„Industrie 4.0“ bedeutet die Automatisierung, Digitalisierung und Vernetzung bei Gestaltungs-, Produktions-, Informations-, Kommunikations- und Steuerungsprozessen. Übertragen auf die Verlagsbranche können Verlage zum Beispiel bei crossmedialen Publikationsformen eine höhere Effizienz erzielen, indem sie moderne und flexible IT-Lösungen einsetzen. Wie sich hingegen Gedrucktes und Digitales miteinander verknüpfen lässt, beschreibt das sogenannte hybride Modell – indem die Realität, die der Nutzer erlebt, erweitert wird. „Zusätzlich zu Texten, die mit dem Handy abgerufen werden, können zum Beispiel auch Spiele oder weiterführende Informationen angezeigt werden“, erläutert Fahsel. Auf diese Weise sind Produktinnovationen und neue Dienstleistungsangebote möglich, die auch individualisiert sein können.
Der Kern: konsequente Kundenorientierung
„Der Kern von Publishing 4.0 ist die konsequente Kundenorientierung“, fasst der Wissenschaftler zusammen. Die gezielte Kundenansprache lässt sich dabei durch die Vernetzung mit dem Kunden über Plattformen und mobile Endgeräte wie zum Beispiel Smartphones oder Tablet PCs erreichen. „Die Herausforderung für Verlage besteht darin, sich auf die permanente Veränderung von Kundenbedürfnissen, Wettbewerbsumfeld und Geschäftsmodellen einzustellen.“
Für die in Deutschland einmalige Publishing 4.0-Studie wurden 14 Zeitungs-, Fach- und Wissenschaftsverlage sowie Bildungsdienstleister befragt. Sie entstand in Kooperation mit der Heinold, Spiller & Partner Unternehmensberatung GmbH und Xeditor/Xpublisher, einem Softwareanbieter von webbasierten XML-Redaktionssystemen und webbasierten XML-Editoren.
Die Ergebnisse ihrer Studie haben die Wissenschaftler am 19. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Die Gesamtstudie kann ab Dezember 2016 auf www.buchwiss.fau.de herunterladen werden.
Weitere Informationen:
Jörn Fahsel
Tel.: 09131/85-24743 (Büro) / 09131/85-24700 (Sekretariat)
joern.fahsel@fau.de