FAU-Wissenschaftler erforschen Artensterben
Fächerübergreifende Forschergruppe untersucht Einfluss der Erderwärmung in der Urzeit
In der langen Geschichte der Erde kam es auch ohne menschlichen Einfluss schon oft zu massiven Klimaänderungen, die zu globalem Artensterben in den Ozeanen führten. Die hinter solchen natürlichen Ereignissen liegenden Mechanismen möchten nun die Wissenschaftler vom Geozentrum Nordbayern der FAU zusammen mit ihren drei Partnerinstitutionen untersuchen. Dafür hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eine mit knapp 2 Millionen Euro geförderte Forschungsgruppe eingerichtet. Mit ihren Ergebnissen möchten die Wissenschaftler nicht nur den Temperaturanstieg und dessen Konsequenzen für die Weltmeere in der Urzeit erklären. Ebenso soll es damit möglich sein, auf zukünftige Bedrohungen der Meere durch die aktuelle Klimaerwärmung rückzuschließen.
Das Expertenteam um Prof. Dr. Wolfgang Kiessling, dem Leiter der DFG-Forschungsgruppe TERSANE, untersucht damit, wie gefährlich temperaturabhängige Stressfaktoren für Tiere und Ökosysteme sind. Dafür nehmen die Forscher lange zurückliegende Phasen der Erdgeschichte genauer unter die Lupe. Vor 250 Millionen beziehungsweise 180 Millionen Jahren kam es nämlich aufgrund eines schnellen Temperaturanstiegs zu massiven Störungen des Ökosystems, was zu einem weltweiten Artensterben in den Ozeanen führte. Die Wissenschaft geht davon aus, dass vulkanische Aktivitäten zu dieser Temperaturerhöhung und einem vermehrten Ausstoß von Treibhausgasen führten. Mit der Erderwärmung ging eine Versäuerung und Sauerstoffarmut in den Ozeanen einher, zusammen das „tödliche Trio“ genannt. „Wir möchten genauer klären, inwiefern damals Vulkanismus und freiwerdende Treibhausgase mit der Änderung der Umweltbedingungen und der Reaktion der Tierwelt auf diese Umstände zusammenhingen“, erklärt Kiessling. „Die Beziehungen der einzelnen Faktoren zueinander sind für diese Zeiträume bisher noch ungenügend erforscht.“
Die gewonnenen Erkenntnisse sollen nicht nur einen tiefen Einblick in die Geschichte der Erde ermöglichen, sondern sich auch für die aktuelle Klimaforschung anwenden lassen. Denn vergangene geologische Ereignisse dieses Ausmaßes seien, so Kiessling, die geeignetsten Entsprechungen um Aussagen über die Konsequenzen für das Ökosystem durch die menschengemachte Erderwärmung zu machen. Um diese drängenden Fragen zu beantworten, richtet die DFG nun die mit ca. 2 Millionen geförderte Forschergruppe mit Sprechersitz in Erlangen ein. Dort forschen die Erlanger Wissenschaftler zusammen mit ihren Kollegen vom Helmholtz-Zentrum für Meeres- und Polarforschung am Alfred-Wegener-Institut, dem Leibnitz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung am Museum für Naturkunde in Berlin und dem Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen in einer Reihe von interdisziplinären Einzelprojekten.
Mehr Informationen unter: https://www.paleo-reefs.pal.uni-erlangen.de/TERSANE/index.html
Weitere Informationen
Prof. Dr. Wolfgang Kiessling
Tel. 09131/85-26959
wolfgang.kiessling@fau.de